Goethes Wassertrübungsversuch gelb
Anleitung
Basiswissen
Wasser an sich ist farblos. Durch einen geeigneten Hintergrund eine eine angepasste Trübung kann es durchscheinendes Licht jedoch ins Gelbe verfärben. So sah es der Dichter Johann Wolfgang von Goethe als Naturforscher. Hier ist ein Versuch in modernen Worten und in Goethes Originalsprache kurz beschrieben.
Was zeigt der Versuch?
- Wie sich die Farbe von Licht erst ins Gelbe verändert,
- und dann über das Gelbrote bis ins Rubinrote geht, wenn ...
- das Licht durch getrübtes Wasser scheint.
Wie geht der Versuch?
- Man nimmt dazu am besten ein rechteckiges Glasgefäß.
- Ideal ist ein einfachstes Tischaquarium, 12 Liter Inhalt gehen gut.
- Der genaue Inhalt ist nicht wichtig. Je größer desto besser.
- Man fülle das Gefäß 10 bis 20 Zentimeter hoch mit Leitungswasser.
- Die genau Füllhöhe ist aber nicht wichtig.
- Man mache im Raum ein möglichst helles Licht an.
- Als Licht geeignet sind zum 20 Watt LED-Leuchten.
- Die genaue Leuchtstärke ist nicht wichtig, je heller, desto besser.
- Man stelle das Wassergefäß so, dass man die Lampe dadurch hindurch sehen kann.
- Bei klarem Wasser sieht man die Lampe in ihrer normalen Farbe.
- Dann gibt man nach und nach Spülmittel dazu.
- Man muss nach einigen Spritzern immer warten, bis es sich ganz aufgelöst hat.
- Während dieser Zugabe betrachtet man die Lampe durch das Wasser.
- Je mehr Spülmittel sich im Wasser aufgelöst hat, desto ...
- gelblicher, gelbroter und rötlicher wird die Lampe.
- Mit einer ausreichend großen Menge Spülmittel, ...
- erscheint die Lampe am Ende wirklich rubinrot.
- Das ist in etwa Goethes Originalversuch.
Welche Variante gibt es?
- Diese Variante wurde von Goethe nicht beschrieben.
- Dazu braucht man eine Lampe, die irgendwo senkrecht über dem Wassergefäß angebracht ist.
- Wie hoch die Leuchte über dem Wasser ist ist egal.
- Man suche dann eine Blickposition, dass man im Wasser die Lampe zweimal reflektiert sieht.
- Eine Reflektion wird in der Originalfrabe der Lampe erscheinen.
- Die zweite Reflektion wird - je nach Trübung - gelb bis rot erscheinen.
- Tippe dann das Gefäß etwas an, dass es ein wenig wackelt.
- Die helle Reflexion wird heftig wackeln.
- Die rote Reflexion bleibt still.
Was waren Goethe eigene Worte?
145. Der Raum, den wir uns leer denken, hätte durchaus für uns die Eigenschaft der Durchsichtigkeit. Wenn sich nun derselbe dergestalt füllt, daß unser Auge die Ausfüllung nicht gewahr wird, so entsteht ein materielles, mehr oder weniger körperliches, durchsichtiges Mittel, das luft- und gasartig, flüssig oder auch fest sein kann.
146. Die reine durchscheinende Trübe leitet sich aus dem Durchsichtigen her. Sie kann sich uns also auch auf gedachte dreifache Weise darstellen.
147. Die vollendete Trübe ist das Weiße, die gleichgültigste, hellste, erste undurchsichtige Raumerfüllung.
148. Das Durchsichtige selbst, empirisch betrachtet, ist schon der erste Grad des Trüben. Die ferneren Grade des Trüben bis zum undurchsichtigen Weißen sind unendlich.[62]
149. Auf welcher Stufe wir auch das Trübe vor seiner Undurchsichtigkeit festhalten, gewährt es uns, wenn wir es in Verhältnis zum Hellen und Dunkeln setzen, einfache und bedeutende Phänomene.
150. Das höchstenergische Licht, wie das der Sonne, des Phosphors in Lebensluft verbrennend, ist blendend und farblos. So kommt auch das Licht der Fixsterne meistens farblos zu uns. Dieses Licht aber durch ein auch nur wenig trübes Mittel gesehen, erscheint uns gelb. Nimmt die Trübe eines solchen Mittels zu, oder wird seine Tiefe vermehrt, so sehen wir das Licht nach und nach eine gelbrote Farbe annehmen, die sich endlich bis zum Rubinroten steigert.
Quelle: Goethes Farbenlehre, zweite Abteilung, Paragraphen 145 und 150.