Gas
Die Teilchen bewegen sich in großem Abstand frei voneinander
Basiswissen
Neben Feststoffen und Flüssigkeiten sind Gase der dritte klassischen Aggregatzustand von Materie. Eine Substanz ist dann ein Gas, wenn sich ihre Teilchen in großem Abstand voneinander frei bewegen und den verfügbaren Raum gleichmäßig ausfüllen.
Eigenschaften
- Gase brauchen unter Normbedingungen etwa 1000 bis 2000 mal so viel Volumen wie Flüssigkeiten oder Festkörper.
- Die Gasteilchen können sich frei bewegen und beeinflussen sich höchstens durch Stöße.
- Zusammen mit den Flüssigkeiten zählen Gase zu den Fluiden.
Bestehen Wolken aus Gas?
- Nein, Wolken bestehen aus flüssigen Nebeltröpfchen.
- Wasser als Gas nennt man Wasserdampf.
- Wasserdampf ist völlig unsichtbar.
- Siehe auch Nebel ↗
Fußnoten
- [1] 1793, sehr kritisch: "Das Gás, subst. indecl. plur. doch nur von mehrern Arten, die Gas, ein erst in den neuern Zeiten wieder gangbar gewordenes Wort, eine Art Dämpfe, oder einen sehr feinen elastischen flüssigen Körper zu bezeichnen, welcher sich bey den meisten Gährungen und Auflösungen aus den Körpern entwickelt, von der Luft noch verschieden, übrigens aber eben so unsichtbar ist, als sie. Der ältere van Helmont soll dieses barbarische Wort zuerst gebraucht, und es aus dem Hebräischen געש, bewegt werden, aus einander ziehen, entlehnet haben; wenn er es nicht vielmehr aus dem Holländ. Geest, Geist, verstümmelt hat; denn sein Ahnherr Paracelsus nannte eben diese feinen Dämpfe Spiritus sylvestres, wilde Geister. So viel ist gewiß, daß er als ein Schwärmer und Alchymist der ersten Größe mehr ähnliche Nahmen ausgehecket hat, dunkele und verworrene Begriffe auf eine eben so dunkele Art auszudrucken; daher es zu wünschen wäre, daß unsere Naturkundige ein schicklicheres Wort, welches nicht so sehr das Gepräge der Alchymie an sich hätte, ausfündig machten. Boyle, Hales und andere verdiente Physiker, welche diese Dämpfe genauer untersuchten, nannten sie Luft, fixe Luft, Luftsäure, brennbare Luft, Salpeterluft u.s.f. andere belegten sie mit dem Nahmen der Dämpfe; und ich glaube, man hätte dabey bleiben können, da doch alle diese Substanzen luftartig sind, und die Beysätze fix, mephitisch, brennbar u.s.f. sie hinlänglich unterscheiden. Helmont, der sich immer hinter dunkele Wörter versteckte, nannte auch die gemeine Luft Gas, und bestimmter Gas ventosum, zum deutlichen Beweise, daß seine Begriffe von dieser nicht klärer waren, als von jener." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 425. Online: http://www.zeno.org/nid/20000177490
- [2] 1809, z. B. nicht verflüssigbar: "Das Gas, die Luftgattung, das bleibend elastische Fluidum (Naturlehre). Die Naturlehrer weichen in der Bestimmung dieses Worts von einander ab, indem einige die Luft, welche sich athmen läßt, von dem Gas ausschließen, andere sie mit darunter begreifen. Nach der letztern Ausdehnung dieses Begriffes ist das Gas jede völlig unsichtbare, elastische, flüssige Materie, welche durch die Wärme beträchtlich ausgedehnt und durch die Kälte zusammen gezogen wird, ohne jedoch durch letztere jemahls zu einem festen, oder zu einem tropfbaren, flüssigen Körper verdichtet zu werden, die endlich in gläserne Gefäße eingeschlossen werden kann, ohne in denselben ihre Eigenschaften zu verändern. Die wichtigsten Entdeckungen über die Gas- oder Luftarten sind wir dem Priestley schuldig; und seit dieser Zeit ist die Lehre hierüber, die man ehedem bloß zur Chemie zählte, ein wichtiger [82] Theil der Naturlehre geworden. Durch diese Lehre haben wir erst unsre Luft gehörig kennen lernen, Aufschlüsse über die Natur des Feuers und des Phlogistons bekommen u. s. f." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 82-83. Online: http://www.zeno.org/nid/20000752274
- [3] 1835, erstmal auch verflüssigt: "Gas, werden alle elastischbleibenden Flüssigkeiten genannt, die sich zusammendrücken lassen, ohne dadurch tropfbar flüssig zu werden, wiewohl es Faraday gelungen ist, durch Zusammendrückung das Gas in tropfbare Flüssigkeit zu verwandeln. Gewöhnlich verstand man unter Luft das die Erde von allen Seiten umringende große Luftmeer und nannte zur Unterscheidung alle künstlichen Luftarten Gas. Diese Gase sind so verschieden, als die tropfbaren Flüssigkeiten unter einander, von denen Niemand Wasser, Oel, Quecksilber etc. für eine und dieselbe Flüssigkeit halten wird, daher man von Gasarten spricht. Man weiß wohl 24 Arten derselben zu gewinnen und theilt sie in zündende, als Sauerstoffgas, Chlorgas; verbrennliche, wie Wasserstoff, Kohlenwasserstoffgas, und in solche, die weder zünden noch verbrennen. Gasentbindung heißt der chemische Prozeß, durch welchen eine bestimmte Gasart gewonnen[318] wird, wozu auch ein eigener Apparat erforderlich ist. Gewöhnlich ist die Entbindung mit Schäumen oder Brausen verbunden. Ist eine Flüssigkeit mit schon entbundenem Gas reichlich geschwängert, so ist eine schnelle Veränderung des Luftdrucks, Stoßen, Schütteln und deßgl. hinlänglich, um Gas zu entwickeln, wie beim schäumenden Champagner." In: Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 318-319. Online: http://www.zeno.org/nid/20001732781
- [4] 1855, verflüssigbar: "Gas, luftförmiger Körper, entweder permanent, d.h. bei jeder Temperatur u. jedem Drucke in diesem Zustande bleibend, oder coërcibel, durch Kälte oder Druck in tropfbaren Zustand zu verdichten. Die G. sind einfache Stoffe, z.B. Sauerstoff. G. etc. od. binäre, aus 2 Elementen zusammengesetzt, z.B. Schwefelwasserstoff-G. (s. die einzelnen G. e), oder Gemenge von verschiedenen G.en, z.B. die atmosphärische Luft. Die G.e haben die Eigenschaft sich nach allen Seiten hin gleich auszudehnen (Expansion) und diese wächst mit der Verkleinerung des G.volumens (s. Mariotte), sich mit festen u. flüssigen Körpern zu verbinden, sich gegenseitig zu durchdringen, und die Diffusion (s. d.). Van Helmont, Boyle etc. wiesen bereits nach, daß die atmosphär. Luft kein einfacher Körper sein könne, 1755 entdeckte Black das kohlensaure G., Cavendish 1774 das Sauerstoff-G., Priestley machte neue Beobachtungen, Lavoisier endlich begründete die eigentlich wissenschaftliche Kenntniß der G.e, welche seitdem durch die Entdeckungen der großen Chemiker so sehr erweitert ist." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 22. Online: http://www.zeno.org/nid/20003346080
- [5] [940] Gas. Die Eigenthümlichkeit der Gase, welche elastische Flüssigkeiten, Luftarten sind, besteht in dem Bestreben der kleinsten Theilchen, sich möglichst weit von einander zu entfernen, daher üben sie auf ihre Umgebung einen allseitigen Druck aus u. können auch keine freie Oberfläche haben wie die flüssigen Körper, sie sind vollkommen gestaltlos u. verbleiben nur durch äußeren Druck od. sie vollständig einschließende feste Wände in einem besonderen Raum. Dieses Bestreben der gasförmigen Körper, sich im Raum nach allen Richtungen auszudehnen, nennt man ihre Elasticität, Spannkraft, Tension od. Expansivkraft. Die Gase lassen sich ohne Veränderung ihrer wesentlichen Eigenschaften bis zu einem hohen Grad zusammendrücken. Das Volumen der Gase verhält sich umgekehrt wie der Druck, dem sie ausgesetzt sind; od.: die Dichtigkeiten[940] der Gase ist dem Druck proportional, unter welchem sie sich befinden (Mariotte'sches Gesetz). Ist daher das Volumen eines Gases unter dem Druck d (gemessen in Millimetern Quecksilber) = v, so ist es bei dem mittleren Barometerstand, also bei 760 Millim. Quecksilber" Es folgen noch sehr ausführliche weitere Betrachtung. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 940-942. Online: http://www.zeno.org/nid/20009978038
- [6] 1905, Etymologie von Gas: "Gas, soviel wie Luftart, s. Gase; insbes. soviel wie Leuchtgas (s.d.); ölbildendes G., soviel wie schweres Kohlenwasserstoffgas, Äthylen. – Das Wort G., flandrischen Ursprungs (vom deutschen gäschen, gischen), wurde zuerst von van Helmont (s.d.) gebraucht, um damit luftartige Stoffe von der gewöhnlichen atmosphärischen Luft zu unterscheiden." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 361. Online: http://www.zeno.org/nid/20006655580
- [7] 1911, Expansionsstreben: "Gas, jeder bei gewöhnlicher Temperatur und gewöhnlichem Druck luftförmige Körper. Permanente G. (Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Stickoxydgas, Kohlenoxydgas) sind nur schwierig bei sehr niedriger Temperatur und starkem Druck, koërzible G. (Kohlensäure, Ammoniak, Cyan, Chlor etc.) dagegen leichter, bei verhältnismäßig geringen Kältegraden zu verflüssigen. Im gasförmigen Zustande stoßen die einzelnen Teilchen der Körper einander zurück, weshalb die G. das Bestreben zeigen, sich auf einen größern Raum auszudehnen (Expansion, Expansivkraft). Die Beziehungen zwischen Druck, Volumen und Temperatur der G. werden durch das Boylesche Gesetz (s.d.) und das Gay-Lussacsche Gesetz (s.d.) ausgedrückt. Alle G. haben nahezu denselben Ausdehnungskoeffizienten (1/273). Wenn zwei verschiedene G., die sich nicht chemisch miteinander verbinden, zusammenkommen, so durchdringen sie sich gegenseitig, so daß nach einiger Zeit an jeder Stelle das Verhältnis zwischen beiden dasselbe ist. Als materielle Körper sind die einzelnen Teilchen der G. der Schwerkraft unterworfen; in der Atmosphäre drücken daher die obern Schichten auf die untern. (S. auch Kinetische Gastheorie.) – G., auch abgekürzte Bezeichnung für Leuchtgas (s.d.)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 646. Online: http://www.zeno.org/nid/20001130730