Gabeltang
Zur Taxonomie
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- 2025
Basiswissen|
Keine eindeutige Zuordnung|
Wikipedia|
Düne Strand und Watt|
Beachexplorer I|
Beachexplorer II|
Unterwasserwelt Nordsee|
Spektrum Lexikon der Biologie|
Universität Hamburg|
Persönliche Einschätzung|
Fußnoten
Basiswissen
Das Wort Gabeltang hört man an der Nordsee öfters, etwa von Führern der Nationalparkhäuser oder von Strandwanderern. Im Jahr 2023 verwendete eine Führerin auf Wangerooge das Wort bei einer Spülsaumwanderung. Das Wort ist in der Alltagssprache wohl vor allem wegen seiner sinnfälligen Beschreibung der dichotomen Ausbildung vieler Tangarten verbreitet. Die Zuordnung einer eindeutigen Art wird unterschiedlich gehandhabt.
Keine eindeutige Zuordnung
Bis zum Jahr 2025 wurde das Wort Gabeltang für verschiedene Arten, Gattungen oder Erscheinungsformen verwendet. Die hier zitierten Autoren waren entweder renommierte Nachschlagewerke oder akademisch angebundene Einzelpersonen.
- Für die Braunalge Bifurcaria bifurcata[1]
- Für die Braunalgen-Familie Dictyotaceae (externer Link)[6]
- Für eine nicht näher bestimmte Braunalge[13]
- Für die Braunalge Fucus spiralis[14]
- Für die ausgestorbene Braunalge Cutleria multifida[10].
Wikipedia
Im Artikel "Liste der Meeresalgen von Helgoland" stand im Jahr 2021 unter Gabeltang die lateinische Bezeichnung Furcellaria lumbricalis. Seit dem Januar 2025 existiert dann ein Artikel auf Wikipedia zum Gabeltang.
Düne Strand und Watt
Das renommierte Bestimmungsbuch "Düne Strand und Watt" führt im Register das Wort Gabeltang nicht an. Stattdessen wird in dem Buch der Gabelzweigtang (Bifurcaria bifurcata) behandelt. Auch unter dem lateinischen Namen Furcellaria lumbricalis gibt es in dem Buch keinen Eintrag.[1] Auch in rund 10 weiteren Bestimmungsbüchern fand ich unter Gabeltang keinen Eintrag.
Beachexplorer I
Die Internetseite beachexplorer.de bezeichnete 2021 die Tangart Dictyota dichotoma als Gabelzunge oder auch Gabeltang. Die Art sei weit verbreitet, etwa auch auf Helgoland. Aber auch unter diesen Bezeichnungen (latein und deutsch) findet man im oben genannten Bestimmungsbuch keinen Eintrag, unter Wikipedia hingegen schon unter dem Artikelnamen Gabelzunge.[2]
Beachexplorer II
Der Beachexplorer fasst mehrere Arten unter dem Überbegriff der Gabeltangartigen (Dictyotales) zusammen[5], lässt dabei aber den taxonomischen Status offen. Laut Wikipedia sind die Dictyotales "eine Verwandtschaftsgruppe der Braunalgen, sie enthalten als einzige Familie die Dictyotaceae". Ihr kennzeichnendes Mermal ist die "dichotome Gabelung des Thallus".[6]
Unterwasserwelt Nordsee
Die Webseite Unterwasser-Welt-Nordsee führt einen Artikel unter "Gabeltang" und setzt diesen dort gleich mit der Art Furcellaria lumbricalis. Diese Identifikation scheint sich langsam zu verbreiten.[3]
Spektrum Lexikon der Biologie
Das Spektrum Lexikon der Biologie setzt den Gabeltang gleich mit Dictyota[7], speziell der Braunalge Dictyota dichotoma[8] und spricht von etwa 20 Arten im Atlantik, im Pazifik und im Indischen Ozean, nicht aber von der Nordsee.
Universität Hamburg
Professor Sengbusch hat in botanischen Praktika an der Universität Hamburg bis ins Jahr 2003 den Gabeltang ausdrücklich gleichgesetzt mit Dictyota dichotoma. Er schrieb dazu "Über diese Art und die Entstehung ihres dichotom verzweigten Thallus haben wir bereits gesprochen. Er ist ein klassisches Objekt botanischer Anfängerpraktika."[9]
Persönliche Einschätzung
Solange der Begriff nicht über anerkannte Standard-Nachschlagewerke fest mit einer Art verbunden ist, sollte man ihn noch nicht allzu eng fassen. Eine Gabelung von Sprossspitzen in zwei gleichberechtige Glieder nennt man eine Dichotomie, eine Verzweigung in mehrere gleichberechtige Glieder der eine Polytomie.[4] Dieses Gabelartige trifft auf sehr viele verschiedene Tangarten zu. Insofern könnte es auch sinnvoll sein, den Namen Gabeltang nicht auf eine Art oder Gattung zu verengen, sondern ihn als sogenanntes Formtaxon zu verwenden (ähnlich wie z. B. Wirbellose).
Fußnoten
- [1] Klaus Jahnke; Bruno P. Kremer: Düne Strand und Watt. Franckh-Kosmos Verlags-GmhH & Co. KG Stuttgart 2018. ISBN: 978-3-440-15406-9. Sehr gut bebildertes und sehr inselspezifisches Bestimmungsbuch. Sehr empfehlenswert.
- [2] Stand 2021 bis 2025: im Artikel zur Art Dictyota Dichotoma heißt es: "Eine Art der gleichen Gattung (Dictyota spiralis) könnte mit dem Gabeltang verwechselt werden, allerdings sind deren Thalli spiralig gedreht, ebenfalls leicht zu verwechseln ist D. dichotoma mit dem „Netzflügeltang“ (Dictyopteris polypodioides) der allerdings eine deutliche Mittelrippe besitzt." Online: https://www.beachexplorer.org/arten/dictyota-dichotoma/steckbrief
- [3] Stand 2025: https://unterwasser-welt-nordsee.de/html/gabeltang.html
- [4] "Vielfache Verzweigung der Sprosspitzen". Als Definition von Polytomie in: der Artikel "Polytomie". Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache. Stand 5. Januar 2025. Online: https://www.dwds.de/wb/Polytomie
- [5] Der BeachExplorer bezeichnet die "Gabeltangartigen" auch als "Dictyotales" und nennt als einzige untergeordnete Art die "Gabelzunge". In: der Artikel "Gabeltangartige". Stand 6. Januar 2025. Online: https://www.beachexplorer.org/klassifikation/169
- [6] Die Dictyotales sind "eine Verwandtschaftsgruppe der Braunalgen, sie enthalten als einzige Familie die Dictyotaceae". Ihr kennzeichnendes Merkmal ist die "dichotome Gabelung des Thallus". In: der Artikel "Dictiotales". Wikpedia. Stand 6. Januar 2025. Online: https://de.wikipedia.org/wiki/Dictyotaceae
- [7] "Der Gabeltang, Dictyota, ist mit ca. 20 Arten im Atlantik, Pazifik und Indischen Ozean verbreitet." In: der Artikel "Dictyotales". Spektrum Lexikon der Biologie. Stand 6. Januar 2025. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie-kompakt/dictyotales/3054
- [8] "Bei den Dictyotales (z. B. beim Gabeltang, Dictyota dichotoma) herrscht als Vermehrungsform die Oogamie vor. " In: der Artikel "Braunalgen". Spektrum Lexikon der Biologie. Stand 6. Januar 2025. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/braunalgen/10496
- [9] Prof. Dr. Peter von Sengbusch: "Dictyota dichotoma (Gabeltang). Über diese Art und die Entstehung ihres dichotom verzweigten Thallus haben wir bereits gesprochen. Er ist ein klassisches Objekt botanischer Anfängerpraktika." In: Botanik online 1996-2004. Die Seiten werden nicht mehr bearbeitet, sie bleiben als historisches Dokument der botanischen Wissenschaft online erhalten. Archiv online: https://www-archiv.fdm.uni-hamburg.de/b-online/d44/44e.htm
- [10] "Wissenschaftlicher Name: Cutleria multifida (Turner) Grev. 1830. Deutscher Name: Gabeltang" In: Rote Liste Zentrum. DLR Projektträger
- [11] Als Lehrmittel für die Mikroskopie: "Mikropräparat - Dictyota dichotoma, Gabeltang, Thallus mit Tetrasporen, Schnitt. Art.Nr.: Ag233e" In: Meinlehrmittel.de Onlineshop der Firma Schmiedeknecht-Lehrmittel. Bad Berka. Stand 6. Januar 2025.
- [12] Als Rotalage Furcellaria lumbricalis: "Es wird in der westlichen Ostsee von verschiedensten Rotalgenarten gebildet; vornehmlich sind die Arten Furcellaria lumbricalis (Gabeltang), Coccotylus truncatus (Gestieltes Rotblatt), Delesseria sanguinea (Blutroter Meeresampfer) und Phycodrys rubens (Roter Eichentang) daran beteiligt." In: der Artikel "Rotalgenphytal". MariLim GmbH. Schönkirchen. Stand 6. Januar 2025. Online: https://marilim.de/informationen/wasserrahmenrichtlinie/balcosis/rotalgen-phytal
- [13] Als eine Braunalge: Auf der Bilderseite "Oldenburger Leben" der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wird eine abgebildete Braunalge als Gabeltang bezeichnet. Stand 6. Januar 2025. Online :"https://uol.de/ulrich-kattmann/biologisches/oldenburger-leben
- [14] Das niederländische Wort "kleine zee-eik" wird übersetzt als Gabeltang und Fucus spiralis. In: Uitmundend (Wörterbuch), Tanja Fröhlich (Holzminden). Stand 6. Januar 2025. Online: https://www.uitmuntend.de/woordenboek/eik/