Erfahrungstatsache
Physik
Basiswissen
Als Erfahrungs-[1] oder Beobachtungstatsache[2] bezeichnet man einen Fakt, einen Zustand der Welt oder eines Teiles der durch die Erfahrung, das heißt die zuverlässige Beobachtung durch einen Menschen ohne Zweifel bestätigt werden kann. Wenn man mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein Stein bei einem freien Fall nach unten plötzlich in der Luft kurz anhielt, dann wäre dieses Anhalten des Steins beim Fall eine Erfahrungstatsache. Erfahrungstatsachen unterscheidet man von Tatsachen, die aus logischen Gründen so sein müssen[3], logischen Wahrheiten wie etwa das ein Gegenstand nicht gleichzeitig nur grün und nur gelb sein kann. Offen diskutiert wird, wie zuverlässig eine Erfahrungstatsche Rückschlüsse auf die Wirklichkeit zulässt.[5] Erfahrungstatsachen sind die Grundlage für jedes Naturgesetz ↗
Fußnoten
- [1] Für Ernst Mach sind auch die Gesetze der Geometrie letzten Endes Erfahrungstatsachen: "Stelle ich mir ein Dreieck mit wachsendem Winkel vor, so sehe ich auch die gegenüberliegende Seite wachsen. Es entsteht dadurch der Eindruck, daß die betreffende Abhängigkeit a priori aus der Vorstellung folgt. Doch reproduziert hier die Vorstellung nur eine Erfahrungstatsache. Winkelmaß und Seitenmaß sind zwei auf dieselbe Tatsache anwendbare physikalische Begriffe, die uns so geläufig sind, daß sie uns nur als zwei verschiedene Merkmale derselben Tatsachenvorstellung, demnach als notwendig verbunden erscheinen. Doch würden wir ohne physikalische Erfahrung jene Begriffe nie gewonnen haben." In: Ernst Mach: Erkenntnis und Irrtum. Leipzig 31917, S. 353-389. http://www.zeno.org/nid/20009213562
- [2] Der Luftwaffenchef 2 Kesselring schildert über den deutschen Terrorangriff auf die Stadt Rotterdam im Jahr 1940: "Es ist eine Erfahrungstatsache dieses Krieges, daß die Hauptzerstörungen nicht durch Bomben angriffe schlechthin, sondern durch die Verbreiterung des Brandes eintreten." In: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Nürnberg 1947, Bd. 9, S. 194-222. Online: http://www.zeno.org/nid/20002759845
- [3] Vorsicht vor vermeintlichen Erfahrungstatsachen wird angemahnt in: "Geschichte und Kritik sind oft eins und dasselbe. Die zahlreichen Mediziner, welche noch eine Frucht von sieben Monaten für eher lebensfähig halten als eine von acht Monaten, halten dies meist für Erfahrungstatsache. Wenn man die Quelle dieser Ansicht in der Astrologie entdeckt hat414 und hinlänglich aufgeklärt ist, um an der tödlichen Kraft des Saturn zu zweifeln, so zweifelt man auch an der angeblichen Tatsache." In: Friedrich Albert Lange: Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart. Frankfurt am Main 1974, S. 585-628. Online: http://www.zeno.org/nid/20009204121
- [4] "Zu einer objektiven Tatsache im hier verwendeten Sinne gehört zweierlei. (1) Sie folgt direkt aus einer Beobachtung oder einer Messung, sie ist also nicht das Ergebnis eines logischen Schlusses. (2) Sie ist objektiv, d.h. sie ist unabhängig vom jeweiligen Beobachter. Daraus folgt, daß eine objektive Tatsache reproduzierbar sein muß, d.h. sie muß von jedermann unter denselben Bedingungen aufs Neue gemacht werden können. Psychische Vorgänge sind damit keine objektiven Tatsachen in diesem Sinne, denn sie sind von einem erlebenden Subjekt abhängig" In: U. Bässler: Gewinnung objektiver Tatsachen. In: Irrtum und Erkenntnis. Naturwissenschaften-Bibliothek. Springer, Berlin, Heidelberg. 1991. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-76388-5_3
- [5] Die Vorstellung, dass vermeintliche Erfahrungstatsachen Täuschungen oder Selbsttäuschungen sein können, wir durch viele Beispiele und Gedankenexperimente. Im Extremfall gingen Denker wie Rene Descartes, George Berkeley und Ernst Mach so weit, nur den eigentlichen Sinneseindruck als sichere Erfahrungstatsache gelten zu lassen. Einen daraus zwingenden Schluss auf eine dahinter liegende reale Außenwelt hielten sie für unzulässig: letztenlich könnte unsere gesamte Erfahrung eine Art Traum oder Simulation sein, ohne dass es eine Welt um uns herum in der Form gibt, wie wir sie uns vorstellen. Siehe mehr zu diesem radikal skeptischen Standpunkt im Artikel zur Außenwelthypothese ↗