Rhetos
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Blutdruck


Medizin


Basiswissen


Als Blutdruck bezeichnet man meist den physikalischen Überdruck einer großen arteriellen Schlagader auf Höhe des Herzens von einem Menschen, meist angegeben in der traditionellen Einheit mmHg. Das ist hier näher erklärt.

Wozu ist Druck im Blut nötig?


Bei größeren Organismen haben viele Zellen keinen direkten Kontakt zur Außenwelt des Organismus. Sie liegen also im Inneren. Sie benötigen aber Stoffe aus der Außenwelt wie zum Beispiel Sauerstoff zum Atmen oder Nahrungsmittel. Zudem müssen sie Abfallstoffe ihrer eigenen Tätigkeit an die Außenwelt abgeben, etwa das Gas CO₂ oder unverwertbare Reststoffe der Nahrung. Um das zu erreichen haben viele Lebensformen ein System von "Röhren" und "Leitungen" entwickelt durch die sie eine Flüssigkeit als Transportmedium, das Blut pumpen. Das Blut ist damit das Transportsystem zur An- und Abfuhr von Stoffen für die Zellen eines größeren Organismus. Das Blut fließt aber nicht von alleine durch den Körper. Blut im Fuß eines stehenden Menschen würde von alleine niemals aufwärts zurück zu den Lungen fließen, um dort sein Atemgas CO₂ (Kohlendioxid) abzugeben und neues O₂ (Sauerstoff) aufzunehmen. Weil das Blut normalerweise nicht von alleine fließt, muss es aktiv durch die Leitungen, die Blutgefäße, gepumpt werden. Das macht das Herz: es drückt das Blut ständig durch alle Blutbahnen im Körper. Und dieses Drücken verursacht auch einen Druck des Blutes von innen auf die Innenwände der Blutleitungen. Dieser Innendruck ist der Blutdruck.

Was bedeutet eine Angabe wie 105 mmHg?


105 mmHG spricht man als 105 Millimeter Quecksilbersäule oder auch als 105 Torr. Beides bedeutet dasselbe und ist eine traditionelle Einheit die Stärke von einem Druck anzugeben. Das mm steht für Millimeter und Hg ist die Abkürzung für das chemische Element Quecksilber (altgriechisch für hydrargyris = flüssiges Silber). Ein Druck von einem mmHg ist genau der Druck denn das bei Raumtemperatur flüssige (und sehr giftige) Metall Quecksilber auf dem Bodem eines Gefäßes ausübt. Per Definition ist ein mmHg, offiziell mit Bindestrich ausgeschrieben als Millimeter-Quecksilbersäule, derselbe Druck wie 133,22 Pascal. Wenn man nun angibt, dass der Blutdruck bei einem Menschen 105 mmHg sei, dann meint man dass das Blut im Inneren eines Blutgefäßes genauso stark auf die Innenwände drückt wie eine 105 Millimeter hohe Säule von flüssigem Quecksilber auf den Boden drückt. Siehe auch Druck ↗

Der Blutdruck als Überdruck


Der Blutdruck wird aus praktischen Gründen immer als sogenannter atmosphärischer Überdruck angegeben. Das kann man sich wie folgt vorstellen: ein leeres Blutgefäß, etwa eine Arterie, kann man sich wie eine Art weiche Röhre vorstellen. Ist in der Arterie kein Blut, wäre sie bei normalen Bedingungen von innen mit Luft gefüllt (aus der Atmosphäre). Diese Luft der Erdatmosphäre hat bereits einen Druck, nämlich den Druck der daher kommt, dass die Erde die Atmosphäre an sich heranzieht. Diesen Luftdruck spüren wir aber normalerweise im Alltag nicht. Er umgibt uns von innen und außen und gleicht sich für uns gefühlt überall aus. Beim Blutdruck wird diesem Gedanken folgend auch nur der Druck angegeben, der über den normalen Luftdruck hinausgeht. Der Umgebungsluftdruck (auf Meereshöhe) hat bereist rund 760 mmHg. Das heißt, dass bei einem Blutdruck von 105 mmHg der tatsächliche absolute Druck auf die Wände der Blutgefäße bei 760 plus 105 also 865 mmHg liegt. Siehe auch Standardatmosphäre ↗

Was bedeutet die Doppelangabe 105/70 mmHg?


Das Herz pumpt das Blut nicht zeitlich gleichmäßig stark durch die Blutgefäße sondern wechseln: einmal drückt es sehr stark, dann entspannt es sich, um danach erneut zu drücken. Das ergibt den Herzschlag, wie wir ihn spüren. Den Moment des höchsten Druckes nennt man auch die Systole (im Beispiel die 105 mmHg). Entsprechend heißt der Moment des niedrigsten Druckes Diastole (im Beispiel die 70 mmHg). Siehe auch Herz ↗

Warum gibt man den Blutdruck auf „Höhe des Herzens“ an?


Wenn ein Arzt den Blutdruck misst, dann macht er es am Oberarm wenn man sitzt oder liegt. In beiden Positionen ist der Oberarm etwa auf der Höhe des Herzens. Nur mit dieser Messmethode sind die gemessenen Drücke von verschiedenen Personen oder zu verschiedenen Zeiten bei derselben Person miteinander vergleichbar. Im Kopf etwa beträgt der Blutdruck bei Erwachsenen nur etwa 10 bis 15 mmHg, bei Kindern sogar nur 3 bis 7 mmHg[1]. Das hat zwei Gründe. Zum ersten sinkt der Druck in einer Leitung ganz allgemein tendenziell mit der Entfernung von der Pumpe (Reibungsverluste). Und zum zweiten sinkt der Druck mit der Höhe. Siehe auch Fluiddynamik ↗

Welchen Blutdruck hätte man ohne Herz?


Wenn das Herz aufhört zu schlagen (Todesfall), dann hätte ein liegender Mensch auf Höhe des Herzens einen sogenannten statischen Blutdruck von etwa 6 bis 7 mmHg. Dieser Druck ergibt sich aus dem Gewicht der Körperteile, die auf die Blutgefäße drücken sowie dem hydrostatischen Druck des Blutes in den Blutgefäßen selbst. Siehe auch Hydrostatik ↗

Fußnoten