Billardkugelwelt
Welt-Modell
Basiswissen
Metaphorisches Denkbild für ein mechanistisches Universum: die Welt besteht aus kleinsten Materieteilchen, die sich nach einigen festen und alternativlos wirkenden Naturgesetzen verhalten. Das ist hier weiter erklärt.
Was meint Billardkugelwelt?
- Das meint, dass die ganze Welt letztendlich aus kleinsten Kügelchen aufgebaut ist.[2]
- Diese kleinsten Kügelchen fliegen nach festen Naturgesetzen umher.
- Sie stoßen dabei zusammen und prallen wieder voneinander ab.
- Auch das erfolgt nach festen Gesetzen, z. B. elastischer Stoß ↗
- Eine Welt, die nur so aus Kugeln und Gesetzen besteht würde man Billardkugelwelt nennen.
Woher stammt das Denkbild?
- Erstmals beschrieben wurde es von dem antiken Philosophen Lukrez ↗
- Er beschrieb eine Welt aus kleinsten, feinstofflichen Kugeln.
- Aus deren Wechselwirkungen soll unsere ganze Welt bestehen.
Wo passt das Denkbild sehr gut?
- In der Physik passt es sehr gut auf die kinetische Gastheorie ↗
- In ihr stellt man sich Gasteilchen als kleinste Kügelchen vor.
- Solange sie nicht aufeinanderprallen fliegen die Kügelchen immer geradeaus weiter.
- Ein Zusammenprall ist immer ein elastischer Stoß ↗
- Ein so gedachtes Gas nennt man ein ideales Gas ↗
- Es ist eigentlich eine Billardkugelwelt.
Wozu dient dieses Denkbild heute?
- Es dient als Sinnbild für ein mechanistisches Welt.
- Wer ein mechanistisches Weltbild hat, glaubt, dass sich alles in der Welt ...
- auf einige wenige ähnliche Dinge und einige wenige mechanische Bewegungsgesetze zurückführen lässt.
- Mechanistische Weltbilder waren vor allem zwischen 1700 und 1900 sehr verbreitet.
- Sie sind ein Sonderfall des Determinismus [alles ist vorherbestimmt] ↗
- Der Determinismus war immer und ist auch heute stark umstritten.
Fußnoten
- [1] Ludwig Boltzmann, einer der Mitbegründer der kinetischen Gastheorie, beschreibt ein einfaches Billard-Kugel-Modell für Gase: "Wir wollen da zuerst einen thunlichst einfachen Körper der Betrachtung unterziehen, nämlich ein von festen absolut elastischen Wänden eingeschlossenes Gas, dessen Moleküle harte, absolut elastische Kugeln sind. Oder Kraftcentra, welche nur, wenn ihre Entfernung kleiner als eine gewisse Grösse geworden ist, nach einem übrigens beliebigen Gesetze, sonst aber gar nicht auf einander
- [2] Dass die Atome keine Billardkugeln sein können, war spätestens seit den Streuversuchen Rutherfords um 1911 bekannt: Rutherfords "scattering experiments proved that the atom was able to exert large electrical forces which would be impossible unless the positive charge acted as a highly concentrated source of attraction; it must be contained in a nucleus minute in comparison with the dimensions of the atom. Thus for the first time the main volume of the atom was entirely evacuated, and a “solar system” type of atom was substituted for a substantial “billiard-ball”. Two years later Niels Bohr developed his famous theory on the basis of [Pg 3]the Rutherford atom, and since then rapid progress has been made. Whatever further changes of view are in prospect, a reversion to the old substantial atoms is unthinkable." In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort "Chapter I The Downfall of Classical Physics". Siehe auch Billardkugelwelt ↗