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WH54 20230819 Inventar Condroz-Sandstein


Geologie


Basiswissen


Ein etwas mehr als faustgrößeres Stück massiven Sandsteins. An einer Seite erkennt man sehr deutlich eine Schichtung mit Schicktdicken im Bereich von wenigen Millimetern. Kleine glitzernde Punkte könnten Muskovit (weißer Glimmer) sein. Das Handstück ist hier näher beschrieben.

Das Handstück in Zahlen



Die Masse und die Längen wurden direkt gemessen. Das Volumen wurde mit einem improvisierten Verdrängungsversuch mit Messbechern durchgeführt. Der mögliche Fehler des Volumens wird auf maximal 20 Milliliter geschätzt. Die Dichte wurde aus der Masse und dem Volumen berechnet. Siehe auch Dichte bestimmen ↗

Der Fundort


Der Stück lag lose am Fuß einer sehr steilen bewaldeten Böschung. Aus der Böschung trat gut erkennbar dieser Stein massiv aber bereits stark angewittert auf.

Die Böschung lag an der Rue du Village, auf der linken Seite nachdem man die Göhl bei Moresnet überquert hat und in Richtung Montzen weiterfährt. Im dem recht steil bergauf führenden Straßenteil biegt links ein kleiner Weg steil bergauf ab zu einem Wohnhaus. Auf den Briefkästen stand die Hausnummer 16. Über eine spätere Ortsbestimmung in Google Maps wurden die Koordinaten in Dezimalform angegeben als 50.71949967619678 nördliche Breite und 5.98442951835638 östlicher Länge bestimmt.

Sehr wahrscheinlich Condroz-Sandstein


Eine Schemazeichnung für die "geologische Schichtenfolge zwischen Plombière und Hergenrath[2]" zeigt genau bei Moresnet eine Grenze des oberflächlich anstehenden Condroz-Sandsteins Süden und von Kohlenkalken im Norden. Die Rue du Village scheint am Fundort sehr nahe an dieser Grenze zu liegen. Nur vielleicht 200 Meter weiter nördlich stand an der Oberfläche bereits mächtig Kohlenkalk an. An anderer Stelle beschreibt Professor Walter einen nahegelengen Aufschluss: "Ehemaliger Steinbruch unter der Eisenbahnbrücke von Moresnet: condroz-Sandstein (50,784°, 6,98383°)[5]"

Siehe dazu ein anderes Handstück, das am selben Tag aufgelesen wurde WH54 20230819 Inventar Kohlenkalk ↗

Enthält Glimmer


Auf den Schichtflächen des Condroz-Sandsteins soll es häufig auch Feinglimmer geben[1]. Auch das ist bei dem Handstück wahrscheinlich der Fall. Bereits im mäßigen Tageslicht glitzert es beim Drehen in der Hand gut sichtbar mit vielen kleinen Punkten auf. Wahrscheinlich ist das Feinglimmer in Form von Muskovit ↗

Aussehen, Bänderung, Musterung


Die Farbe des unverwitterten Steins ist grünlich. An manchen Bruchflächen sieht man rundliche bis fächerförmige rötlich-braune Verfärbungen. Die Muster sind nicht an einer der erkennbaren Schichten gebunden, sondern gehen durch mehrere Schichten hindurch. Da die Verfärbungen deutlich nicht den Schichten folgen, sind sie wahrscheinlich nach der Ablagerung entstanden. Die Rotfärbung lässt Eisen vermuten.

Gute Spaltbarkeit


Professor Roland Walter von der RWTH Aachen bezeichnet den Condroz-Sandstein als gut spaltbar[1]. Tatsächlich lag am Fundort ein etwa handtellergroßes flaches Stück des Gesteins am Boden. Beim Aufheben zerbrach es flächig in zwei noch dünnere Scheiben. Das hier beschriebene Handstück weist an einer Seite eine gut erkennbar Schichtung mit Schichtdicken im Bereich weniger Millimeter auf. Die gute Spaltbarkeit erklärt Professor Walter folgendermaßen: "Wo dünne Feinsandstein-Tonstein-Wechselschichten eingeschaltet sind, zerfallen diese dünnplattig und enthalten große Mengen Pflanzenäcksel[5]."

Unter welchen Bedingungen ist der Sandstein entstanden?


Zeitlich seien die Sandsteine im Devon, genauer im Famenne[5] entstanden. Die Entstehung erinnert an moderne Flachküsten, etwa an der Nordsee: "Die Sandsteine werden als Ablagerung im Vorstrandbereich eines Strandwalls interpretiert und die eher tonreichen Profile als episodische Stillwasserbildungen zwischen Sandbarren[5]". Solche Strandformen sind typisch für eine Flachküste ↗

Ist der Sandstein ein Schiefer?


Wenn es um die Beschreibung der guten Spaltbarkeit geht ja, wenn damit eine geologische Gesteinsart beschrieben werden soll eher nicht: in einer niederländischen Beschreibung[3 ]eines sehr nahgelegenen Fundortes etwa 500 Meter weiter südlich an der belgischen Straße N613 ist die Sprache von "zandige leistenen uit het Boven-Devoon (Famennien)." Damit werden genau die Steine beschrieben, die Professor Walter als Condroz-Sandsteine in einer Schemazeichnung des Göhltals bezeichnet hat. Das niederländische Wort "leisteen" entspricht dem deutschen Wort Schiefer. In den Beschreibungen des belgischen Göhltals von Professor Walter[2] werden tatsächlich Schiefersteine aus der devonischen Zeit des Fammenne beschrieben: "Frasnes-und Famenne-Schiefer: schwarze oder graue, z. t. sandige Tonsteine mit Kalknollen". In der Schemazeichnung der Geologie des Göhltals treten diese Schichten aber nirgend an die Oberfläche, sie bleiben ganz unterhalb der Schichten aus Condroz-Sandstein. Vermutlich wurde das Wort leisteen (Schiefer) in der niederländischen Beschreibung[3] nicht für die Famenne-Schiefer nach Walter benutzt sondern für die Condroz-Sandsteine, mit ihren guten schieferartigen Spaltbarkeit. Das Wort Schiefer steht weniger für eine bestimmte, geologische Gesteinsart sondern ganz allgemein für Gesteine, die sich gut entland von Schichtflächen spalten lassen. Ein online-Mineralienatlas schreibt dazu: "In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff Schiefer ohne weitere Zusätze nicht mehr als Gesteinsname verwendet[4]."

Abgleich mit einer geologischen Karte


Eine Schemazeichnung der Geologie[2] entlang des belgischen Teils der Göhl zeigt genau bei Moresnet eine Grenze des oberflächlich anstehenden Condroz-Sandsteins im Osten und von Kohlenkalken im Westen. Die Rue du Village scheint am Fundort sehr nahe an dieser Grenze zu liegen. Nur vielleicht 200 Meter weiter nordwestlich stand an der Oberfläche bereits mächtig Kohlenkalk an. Professor Walter beschreibt den Condroz-Sandstein, benannt nach einem anderen Fundort weiter südlich in Belgien, als "hellgraue oder grüngraue gebankte Sandsteine, z. T. glimmerreich, karbonatisch". Die grüngraue Färbung und der Glimmer sowie die Kartenangabe passen gut auf das Handstück. Siehe auch Condroz-Sandstein ↗

Zur Oberflächennutzung


Professor Walter stellt einen Bezug zwischen den hier erwähnten Gesteinen im Untergrund und der oberlfächlichen Nutzun durch den Menschen her. Er schreibt: "Die Kalkstreifen der Massenkalke und des Kohlenkalks waren meist mit Ackerflächen assoziiert [...] Und die Sandstein-haltigen Unterdevon-Schichten tragen bis heute den Wald[2]." Inwiefern das auch heute noch zutrifft ließe sich gut mit Luftaufnahmen überprüfen.

Fußnoten