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WH54 20230819 Inventar Kohlenkalk


Geologie


Basiswissen


Ein kleines Handstück, frisch aus einer Felswand an dem belgischen Flüsschen Göhl geschlagen, ist recht sicher ein Kohlenkalk, der im Aachener Raum auch als Blaustein bezeichnet wird. Das Handstück ist hier näher beschrieben.

Das Stück Kohlenkalk in Zahlen



Der Fundort


Der kleine Stück wurde aus einer steilen Wand von Kalkstein mit einem Geologenhammer herausgeschlagen. Das herausgeschlagene Stück war dabei schon vorher weitgehend abgewittert vom Fels und konnte durch einige wenige Schläge letztendlich gelöst werden.

Die Steilwand lag wenige hundert Meter nördlich der Rue du Village (Moresnet), auf der linken Seite des Radweges RAVeL 39 in Richtung Bleiberg (Plombieres). Die ungefähren Koordinaten wurden später am PC mit Google Maps grob bestimmt: 50.72095571929904 nördliche Breite und 5.981943544376252 östliche Länge. Wer diese Koordinaten genau anfährt, sollte an der Westseite des Radweges in Sichtweite oder nach wenigen Schritten die Steilwand aus Kalkstein sehen. Professor Walter spricht noch von einem Bahndamm (auf dem der Radweg später gebaut wurde) und verortet die Felswand "nördlich von Chateau Alensberg".[4] Der Aachener Dom lag vom Fundort aus gesehen etwa 9,5 Kilometer Luftlinie entfernt in nordöstlicher Richtung.

Dunkle Färbung und helle Flächen


Professor Walter von der RWTH Aachen zufolge ist Blaustein "eine Sammelbezeichnung für harte verwitterungsbeständige Kalksteine von ursprünglich dunkelgrauer bis tiefschwarzer Farbe, deren Oberfläche aber bei längerem Luftzutritt ein hellgrau-bläuliches Aussehen annehmen kann und vielfach sogar ganz weiß ausbleicht."[1] Genau das trifft auf das Handstück zu. Es ist auf einer der zwei flächigen Seiten dunkel, nur durchzogen von einer hellen Calcit-Ader. Die dunkle Seite zeigt keinerlei Bewuchs (keine Flechten oder Moose), sie war bis zum Zeitpunkt des Losschlagens nicht an der direkten Luft. Die gegenüberliegende Fläche hingegen ist in kleineren Flächen grün bewachsen (vielleicht Moose oder Flechten) und sehr hell. Das passt genau auf die Beschreibung von Professor Walter. Die dunkle Färbung stammt von organischem Material

Zum Begriff Kohlenkalk und Blaustein


In einer Schemazeichnung der Geologie entlang des Göhltales wird das Gestein am Fundor als Kohlenkalk bezeichnet. An anderer Stelle[1] ordnet Professor Walter solche "verwitterungsbeständige Kalksteine von ursprünglich dunkelgrauer bis tiefschwarzer Farbe, deren Oberfläche aber bei längerem Luftzutritt ein hellgrau-bläuliches Aussehen annehmen" auch den Blausteinen zu. Die in der Aachener Region im engeren Sinn als Blausteine bezeichneten Bausteine sind genau diese Kalke, wie sie hier an der Göhl gefunden wurden. Siehe auch Blaustein ↗

In einer detaillierten Beschreibung des Fundortes[4] charakterisiert Professor Walter diese Felswand als "dunkle, massig gebankte Tournai-Dolomite" und etwa weiter nördlich an derselben Felsböschung "gut gebankte Kalksteinklippen des Vise".

Abgleich mit einer geologischen Karte


Eine Schemazeichnung der Geologie[2] entlang des belgischen Teils der Göhl zeigt genau bei Moresnet eine Grenze des oberflächlich anstehenden Condroz-Sandsteins im Süden und von Kohlenkalken im Norden. Die Rue du Village scheint am Fundort sehr nahe an dieser Grenze zu liegen. Nur vielleicht 200 Meter weiter nordwestlich stand an der Oberfläche bereits mächtig Kohlenkalk an. Dabei wurde der Condroz-Sandstein früher abgelagert als die Kohlenkalke. Die Kohlenkalke sind also das jüngere Gestein.

Entstehungszeit aus dem Vise


In einer niederländischen Beschreibung wir der Fundort näher beschrieben (Links naast Rue du Village 21 volgen we ongeveer 250 meter een pad en komen zo bij een ongeveer 300 meter lange wand met duidelijk gelaagde kolenkalksteen) wird die Kalksteinwand als gefaltet (geplooid) bezeichnet. Desweiteren wird auf Schichten mit quer verlaufenden Klüften verwiesen (banken met dwarskloven) sowie auf karstartige Verwitterungserscheinungen, die mit rotem Verwitterungslehm gefüllt seien (karstholten die gevuld zijn met een rode verweringsleem). Als Entstehungszeit der Kalksteine wird das Untere Karbon angegeben (Onder-Carboon, Viséen).[3]

Zur Oberflächennutzung


Professor Walter stellt einen Bezug zwischen den hier erwähnten Gesteinen im Untergrund und der oberlfächlichen Nutzun durch den Menschen her. Er schreibt: "Die Kalkstreifen der Massenkalke und des Kohlenkalks waren meist mit Ackerflächen assoziiert [...] Und die Sandstein-haltigen Unterdevon-Schichten tragen bis heute den Wald."[2] Inwiefern das auch heute noch zutrifft ließe sich gut mit Luftaufnahmen überprüfen.

Fußnoten