Zerstreutheit
Gedankliche
Definition
Als Zerstreutheit bezeichnet man eine momentane Gemütsverfassung, oft aber auch ein Persönlichkeitsmerkmal: eine Person kann Gedanken nicht längere Zeit an einem Ziel ausgerichtet halten. Ständig treten neue Ideen und neue Ziele ins Bewusstsein ein und werden dort dominant. Eine Sonderform stellt das zerstreute Genie dar, dem es einerseits gelingt auf komplexe Themen zu hyperfokussieren, das aber andererseits die einfachsten Handlungsabläufe des Alltags nicht bewältigen kann. Diese Doppeldeutigkeit der Zerstreutheit klingt auch in älteren Lexika an[1][2]. Siehe auch ADHS ↗
Fußnoten
- [1] 1865, Zerstreutheit als Folge von Hyper-Fokussierung: "Zerstreutheit, Folge von ausschließlicher Richtung der Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand, od. Mangel an Interesse für das Gegenwärtige, od. Folge von Schwäche des Gehirns u. auch Begleiter od. Vorläufer mancher Nervenkrankheiten." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 581. Online: http://www.zeno.org/nid/20011333952
- [2] 1904: Zerstreutheit als Planlosigkeit sowie auch von Konzentration: "Zerstreutheit (totale) ist der Zustand planlos wechselnder Aufmerksamkeit (s. d.). partielle Zerstreutheit ist mit der Concentration (s. d.) der Aufmerksamkeit auf ein Gebiet verbunden. Nach EBBINGHAUS besteht die Zerstreutheit in dem »Zurücktreten und Unwirksambleiben solcher seelischen Gebilde, deren Hervortreten man nach Lage der jeweiligen Einwirkungen auf die Seele hätte erwarten sollen« (Grdz. d. Psychol. I, 575). Nach KREIBIG ist Zerstreutheit jener Zustand, für welchen »ein rasches, planloses Hin und Herwandern schwach concentrierter, unwillkürlicher Aufmerksamkeit über verschiedene sich zufällig darbietende Objecte charakteristisch ist« (Die Aufmerks. S. 29). Nach KÜLPE ist die Zerstreutheit »nur ein Zeichen großer Concentration« (Gr. d. Psychol. S. 447)." In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 838. Online: http://www.zeno.org/nid/20001811312