Wang Chong
Physik
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Basiswissen
Wang Chong (27 bis 97 n. Chr.) war ein chinesischer Universalgelehrter. Er beschäftigte sich unter anderem mit Astronomie, Meteorologie, der Technik von Wasserpumpen und vielen weiteren Themen der Naturwissenschaften. Zentral für seine Lehre ist, dass sich der Himmel, stellvertretend für höhere Mächte, nicht mit menschlichen Angelegenheiten beschäftigt. [1] [2] Die Idee, dass sich das Universum nicht für die Belange der Menschen interessiert bezeichnet man auch als Indifferentismus. [3]
Zitate
ZITAT:
"Durch die Verschmelzung der Lebensenergien (Qi) von Himmel und Erde entstehen alle Dinge der Welt spontan, so wie durch die Vermischung der Lebensenergien von Mann und Frau Kinder spontan geboren werden. Unter den so entstandenen Dingen sind Lebewesen mit Blut in ihren Adern empfindlich für Hunger und Kälte. Da sie Getreide essen können, nutzen sie es als Nahrung, und da sie entdecken, dass Seide und Hanf tragbar sind, nehmen sie diese als Kleidung. Manche meinen, der Himmel produziere Getreide, um die Menschheit zu ernähren, und Seide und Hanf, um sie zu kleiden. Das hieße, den Himmel zum Bauern des Menschen oder zu seiner Maulbeerbaumzüchterin (die die Seidenraupen füttert) zu machen; es widerspräche der Spontaneität, weshalb diese Ansicht sehr fragwürdig und unannehmbar ist." [1]
"Durch die Verschmelzung der Lebensenergien (Qi) von Himmel und Erde entstehen alle Dinge der Welt spontan, so wie durch die Vermischung der Lebensenergien von Mann und Frau Kinder spontan geboren werden. Unter den so entstandenen Dingen sind Lebewesen mit Blut in ihren Adern empfindlich für Hunger und Kälte. Da sie Getreide essen können, nutzen sie es als Nahrung, und da sie entdecken, dass Seide und Hanf tragbar sind, nehmen sie diese als Kleidung. Manche meinen, der Himmel produziere Getreide, um die Menschheit zu ernähren, und Seide und Hanf, um sie zu kleiden. Das hieße, den Himmel zum Bauern des Menschen oder zu seiner Maulbeerbaumzüchterin (die die Seidenraupen füttert) zu machen; es widerspräche der Spontaneität, weshalb diese Ansicht sehr fragwürdig und unannehmbar ist." [1]
ZITAT:
"Nach taoistischen Prinzipien betrachtet, finden wir, dass der Himmel (Tian) seine Lebensenergie überallhin ausstrahlt. Unter den vielen Dingen dieser Welt stillt Getreide den Hunger, und Seide und Hanf schützen vor Kälte. Aus diesem Grund isst der Mensch Getreide und trägt Seide und Hanf. Dass der Himmel Getreide, Seide und Hanf nicht absichtlich hervorbringt, um die Menschheit zu ernähren und zu kleiden, folgt daraus, dass er durch katastrophale Veränderungen den Menschen nicht bestrafen will. Die Dinge entstehen spontan, und der Mensch trägt und isst sie; die Flüssigkeit verändert sich spontan, und der Mensch erschrickt davor, denn die übliche Theorie ist entmutigend. Wo bliebe die Spontaneität, wenn die himmlischen Zeichen beabsichtigt wären, und wo das Nichtstun? [wu wei]" [2]
"Nach taoistischen Prinzipien betrachtet, finden wir, dass der Himmel (Tian) seine Lebensenergie überallhin ausstrahlt. Unter den vielen Dingen dieser Welt stillt Getreide den Hunger, und Seide und Hanf schützen vor Kälte. Aus diesem Grund isst der Mensch Getreide und trägt Seide und Hanf. Dass der Himmel Getreide, Seide und Hanf nicht absichtlich hervorbringt, um die Menschheit zu ernähren und zu kleiden, folgt daraus, dass er durch katastrophale Veränderungen den Menschen nicht bestrafen will. Die Dinge entstehen spontan, und der Mensch trägt und isst sie; die Flüssigkeit verändert sich spontan, und der Mensch erschrickt davor, denn die übliche Theorie ist entmutigend. Wo bliebe die Spontaneität, wenn die himmlischen Zeichen beabsichtigt wären, und wo das Nichtstun? [wu wei]" [2]
Indifferentismus
Während einige Religionen wie etwa das Christen- und Judentum oder Islam davon ausgehen, dass der Mensch eine wichtige Rolle in Gottes Plan spielt, und andere Religionen oder Mythologien wie die der antiken Griechen den Menschen zumindest zum Spielball (vermenschlichter) Götter machten, gehen Indifferentisten davon aus, dass sich die Höheren Wesen oder Schöpfer des Universums nicht im Geringsten für unser Wohl oder Leid interessieren. Wang Chongs Lehre kann in diese Richtung gedeutet werden. Siehe mehr im Artikel zum 👉 Indifferentismus
Fußnoten
- [1] "By the fusion of the fluids [qi] of Heaven and Earth all things of the world are produced spontaneously, just as by the mixture of the fluids of husband and wife children are born spontaneously. Among the things thus produced, creatures with blood in their veins are sensitive of hunger and cold. Seeing that grain can be eaten, they use it as food, and discovering that silk and hemp can be worn, they take it as raiment. Some people are of opinion that Heaven produces grain for the purpose of feeding mankind, and silk and hemp to cloth them. That would be tantamount to making Heaven the farmer of man or his mulberry girl [who feeds the silkworms], it would not be in accordance with spontaneity, therefore this opinion is very questionable and unacceptable." In: Lun-hêng, Part 1. Philosophical Essays of Wang Ch'ung. Translated by Forke, Alfred. Leipzig: Harrassowitz. 1907. Dort auf Seite 92.
- [2] "Reasoning on Taoist principles we find that Heaven [tian] emits its fluid everywhere. Among the many things of this world grain dispels hunger, and silk and hemp protect from cold. For that reason man eats grain, and wears silk and hemp. That Heaven does not produce grain, silk, and hemp purposely, in order to feed and cloth[e] mankind, follows from the fact that by calamitous changes it does not intend to reprove man. Things are produced spontaneously, and man wears and eats them; the fluid changes spontaneously, and man is frightened by it, for the usual theory is disheartening. Where would be spontaneity, if the heavenly signs were intentional, and where inaction [wu wei]?" In: Chan, Wing-Tsit (1969) [1963]. A Source Book in Chinese Philosophy. Princeton University Press. ISBN 9780691019642. Dort auf Seite 296.
- [3] Kein höheres Wesen im Kosmos oder gar dessen Schöpfer interessiert sich für unser Wohl oder Leid. Neben Wang Chong gilt vor allem auch H. P. Lovecraft als ein Vertreter dieser Position. Siehe mehr unter 👉 Indifferentismus