Wald-Platterbse
Pflanze
Basiswissen
Die Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestris) gilt als Bodenverbesserer und als kalkliebend. Sie ist ein Schmetterlingsblütler. Die Pflanze wuchs zum Beispiel 2021 nahe der belgischen Stadt Raeren am Nordhang des Venns sowie auch auf der Nordseeinsel Wangerooge. Interessant ist der Grund für den komplizierten Bau der Blüte.
Komplizierte Blüten für schlaue Insekten
Die Blützeit der Wald-Platterbese ist in Europa von Juni bis August. Eine einzelne Pflanze bildet meist etwa drei bis sechs sogenannte Schmetterlingsblüten aus. Die Kronblätter sind meist lila bis purpur. "Die Blüten sind durch Drehung von Griffel und Schiffchen asymmetrisch, daher ist der Nektar nicht allgemein leicht zugänglich. Blütenökologisch bezeichnet man deshalb die Wilde Platterbse als eine „Intelligenzblume“.[1]
Erkenntnis 1.0: der Nektar der Wald-Platterbse ist für Insekten schwer zu erreichen. ✓
Die Intelligenzblume fördert aber auch gleichzeitig die Intelligenz der sie bestäubenden Insekten. Für eine anfliegende Hummel ist es nicht leicht auf der Blüte zu landen und den Weg bis zum Nektar zu finden. Nur bestimmte Insektenarten können die dazu nötigen Fertigkeiten erlernen. Dafür werden die Besucher mit besonders viel Nektar belohnt. Diese zwei Voraussetzungen führen dazu, dass die "komplexe Blüten" wie die der Wald-Platterbse bevorzugt von bestimmten Insekten angeflogen wird. Und das wiederum heißt im Umkehrschluss, dass die besuchenden Insekten weniger bei Blüten anderer Arten "fremdgehen". Und das führt schlussendlich dazu, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Pollen einer Wald-Platterbse in der Blüte einer anderen Wald-Platterbese landet[2].
Erkenntnis 2.0: Wenn es eine enge Bindung von Insekten an eine Pflanzenart gibt, dann steigt deren Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung. ✓
Die Evolution der Blütenform und die Evolution der Insekten mit ihrem besonderen Verhalten müssen dabei Hand in Hand gehen. Die Wald-Platterbse ist damit ein gutes Beispiel für eine sogenannte Koevolution ↗
Der typische Stängel
Der meist 1 bis 2 m lange, vierkantige und geriefte Stängel ist verzweigt und besitzt mit den 1,5 bis 4 mm breiten Flügeln eine Gesamtbreite von 4 bis 9 mm; er ist kahl oder an den Kanten durch feine Zähnchen rau. Die Flügel kann man mit den Augen gut erkennen, sie ziehen sich über die gesamte Länge des Stängels hin.
Typische Hülsenfrüchte
Die reif lederbraunen Hülsenfrüchte sind 5 bis 7 mm lang sowie 8 bis 13 mm breit. Die Hülsenfrüchte enthalten 6 bis 14 Samen. Die Samen sind 4 bis 5,5 mm groß, oft durch gegenseitigen Druck etwas eckig. Sie wirken gegenüber den normalen Erbsen etwas abgeplattet, daher auch der Name Platterbse.
Verwechslung mit der Strand-Platterbse?
An der deutschen Nordseeküste wächst auch die Strand-Platterbse. Als klares Unterscheidungsmerkmal kann man den Stängel betrachtet. Er ist bei der Wald-Platterbse immer und bei der Strand-Platterbse niemals geflügelt. Siehe auch Strand-Platterbse ↗
Fußnoten
- [1] "Die Blüten sind durch Drehung von Griffel und Schiffchen asymmetrisch, daher ist der Nektar nicht allgemein leicht zugänglich. Blütenökologisch bezeichnet man deshalb die Wilde Platterbse als eine „Intelligenzblume“." In: Wald-Platterbse. Wikipedia. Abgerufen am 24. Februar 2024. Online: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Platterbse
- [2] Die Blüten der Erbsen sind komplex, das heißt, für Insekten schwer nutzbar. Die Erbsen sind ein typisches Beispiel dafür. Die zweiseitige Achsensymmetrie schließt manche Anflugrichtungen aus, der nach unten weisende Zugang zum Nektar zwingt die Insekten zu einem Anflug von unten, was schwerer ist als ein Landen von oben. Warum sollte eine Pflanze ihren Besuchern den Zugang zum Nektar erschweren? Eine mögliche Antwort ist, dass die Insekten den erschwerten Zugang aufwändig erlenen müssen und sich nur manche Insekten auf die entsprechenden Blüten spezialisieren können. Das erhöht aber die Wahrscheinlickeit, dass die Insekten bevorzugt die Blüten einer Art anfliegen. Und das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Pollen einer Pflanze auch die Blüte der eigenen Art erreicht und es zu einer erfolgreichen Bestäubung kommt. Warum solche komplexe Blüten in einer Ko-Evolution die Entstehung sogenannten eusozialer Bienen bevorzugen ist ausführlich erklärt in: Keasar Tamar, Pourtallier Odile and Wajnberg Eric: Can sociality facilitate learning of complex tasks? Lessons from bees and flowers. Phil. Trans. R. Soc. Veröffentlicht im Jahr 2023. DOI: http://doi.org/10.1098/rstb.2021.0402