Wärmestoff
Geschichte
Basiswissen
Caloricum[7], Thermon,[5] Thermogen[3] oder auch Elementarfeuer[4]: die Idee, dass Wärme eine Art Stoff ist, war bis Anfang des 19ten Jahrhunderts noch verbreitet[1]. Auch wenn es sich so anfühlt, als ob beim Eintauchen einer kalten Hand in warmes Wasser Wärme in die Hand fließt, ist die Vorstellung doch falsch. Tatsächlich beruht Wärme auf der Bewegung von Teilchen[6]. Ähnlich wie der früher vermutete Lichtäther[9], ist auch der Wärmestoff heute nur noch für Wissenschaftshistoriker interessant. Siehe mehr zur modernen Vorstellung von Wärme in der Physik unter Wärme ↗
Fußnoten
- [1] 1836, Wärmestoff noch als Erklärung: "Kälte. Sie ist kein eigener Stoff, nichts Positives, sie ist, wie Finsterniß, Mangel an Licht, so Mangel an Wärmestoff. Wir lernen die Kalte zuerst durch ein unangenehmes Gefühl, das sich bis zum Schmerz steigert, kennen; bei der Abnahme der Wärme erfolgt Kühle, dann Kälte. Dieß Gefühl aber ist ein so unbestimmtes, daß wir z. B. die Temperatur eines geheizten Zimmers von 18 Grad sehr heiß nennen, was wir im hohen Sommer kaum für Wärme gelten lassen würden." In: Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 47-48. Online: http://www.zeno.org/nid/20001741861
- [2] 1857, auch ein Kältestoff: "Kälte, 1) (Phys.), eine der Wärme entgegengesetzte Wahrnehmung eigner Art, welche in den höheren Graden belästigt u. selbst als entzündlicher Reiz wirken kann. Man nahm früherhin wie einen Wärmestoff, so auch einen Kältestoff an, der jedoch, da alle Kälteerscheinungen von Entweichung des Wärmestoffs sich ableiten lassen, nicht nöthig ist." In: Der Artikel "Kälte" in: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 253. Online: http://www.zeno.org/nid/20010206310
- [3] 1858, Thermogen als Synonym: "Thermogen, aus dem Griech., Wärmestoff, Ursache von Wärme; Thermologie, die Lehre von den warmen Bädern." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 459. Online: http://www.zeno.org/nid/20003541576
- [4] 1857, Elementarfeuer als Synonym: "Elementarfeuer, so v.w. Wärmestoff." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 628. Online: http://www.zeno.org/nid/20009850198
- [5] 1863, Thermon als Synonym: "Thermon (gr.), 1) die Wärme; 2) der Wärmestoff; 3) das Wärmeprincip, Lebensprincip." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 500. Online: http://www.zeno.org/nid/20011096861
- [6] 1909, Wärmestoff nicht mehr nötig: "Wärme, die physische Ursache jener Zustände der Körper, die wir als heiß, warm, kalt etc. empfinden (Wärmeempfindungen). Zur Erklärung der Wärmeerscheinungen nahm man früher einen eigentümlichen unwägbaren Wärmestoff an, der, indem er in die Körper in größerer oder geringerer Menge eindringe, ihre verschiedenen Erwärmungsgrade, ihre Ausdehnung, das Schmelzen und Verdampfen etc. hervorbringen sollte. Diese »Wärmestofftheorie« vermochte jedoch weder von den Erscheinungen der Wärmestrahlung noch von der Tatsache, daß durch Reibung oder überhaupt durch mechanische Arbeit W. erzeugt werden kann, befriedigende Rechenschaft zu geben." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 377-380. Online: http://www.zeno.org/nid/2000767337X
- [7] Ein Lexikon aus dem Jahr 1857 verweist von Caloricum auf den Eintrag Wärmestoff: " Calorĭcum (lat.), so v.w. Wärmestoff." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 582. Online: http://www.zeno.org/nid/20009625445
- [8] "Aräotĭcum (v. gr.), hypothetisches Naturprincip, das Meißner an die Stelle des Wärmestoffes (Caloricum) setzt." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 658. Online: http://www.zeno.org/nid/20009393536
- [9] Die Idee, dass Licht eine Art Welle sei, die sich im Raum ausbreitet, fordert irgendeneinen Stoff, in dem sich die Welle ausbreitet, etwas das wellenartig schwingen kann. Diesen bis heute nicht nachgewiesenen, rein hypothetischen Stoff nennt man Lichtäther ↗