The Structure of the Atom (Rutherford)
Veröffentlichung von 1914
Basiswissen
Der Artikel wurde am 1. März 1914 veröffentlicht. Er stellt eine Weiterentwicklung von Thomsons Modell (1903) dar. Thomson ging bereits 1903 von planetenartigen Bewegungen der Elektronen um ein Atomzentrum aus, nahm aber die positive Ladung im Atom als gleichmäßig verteilt an. Rutherford zeigt durch Versuche, dass die positive Ladung a) im Kern konzentriert ist und b) die meiste Masse des Atoms trägt. Dieses Bild hat er in einer Veröffentlichung vorgestellt. Rutherford charakterisiert sein Modell treffend als „Nukleus-Theorie“.
Kernaussagen
- Es wird auf Studien zum Durchgang sehr schneller Alpha- und Beta-Teilchen durch Materie verwiesen.
- Es wird auf ursprüngliche Beboachtungen von Marsden und Geiger verwiesen:
- Schnelle Alpha-Teilchen können von einzelnen Atomen um mehr als 90° abgelenkt werden.
- Das Thomsonsche Atommodell kann solche starken Ablenkung nicht erklären.
- Man kann sie nur erklären, wenn die positive Ladung auf einem engen Punkt konzentriert ist.
- Rutherford nimmt an: die positive Ladung ist in einem sehr kleinen Atomkern vereinigt.
- Ferner beinhaltet die positive Ladung (und damit der Kern) den Großteil der Masse eines Atoms.
- Die Elektronen sind in eine großen Abstand um den Kern angeordnet und ergeben damit die bekannten Atomgrößen.
- Um durchfliegende Alpha-Teilchen um einige Grad abzulenken, müssen diese nahe am Kern vorbeifliegen.
- Der Einfluss der umliegenden Elektronen wurde dabei als vernachlässigbar betrachtet.
- Für die Kraft vom Kern zum Alpha-Teilchen wurde das Coulumbsche Gesetz angenommen.
- Sich ergebende Flugbahnen bezeichnete Rutherford als hyperbolisch.
- Rutherford erstellte eine Formel dafür, wie viele Alpha-Teilchen unter ...
- einem bestimmten Winkel φ gegenüber ihrer ursprünglichen Flugbahn auf einem Schirm gezählt werden können.
- Diese Anzahl ist proportional zu:
- a) (cosec φ/2)^4 oder 1/φ^4 für kleine Winkel
- b) Anzahl Atome des streuenden Material pro Volumeneinheit
- c) Die Dicke des streuenden Materials, vorausgesetzt sie ist nicht sehr groß.
- d) Das Quadrat der Kernladung
- e) Zu 1/[mu²]² mit m als Alpha-Teilchen-Masse und u der Geschwindigkeit
- Die aufwändige Zählarbeit mehrerer tausender Messungen von Marsden und Geiger wird honoriert.
- Es wurde gezeigt: die elektrische Ladung eines Atoms ist in etwa proportional der Atommasse.
- Wilson konnte zeigen, dass selten auch sehr große Ablenkungswinkel vorkommen.
- Das deutet an, dass es hier zu einer Kollision der Alpha-Teilchen mit dem Kern kam.
- Dass Alpha-Teilchen nicht von Elektronen abgelenkt werden, wird unter anderem mit der geringen Masse der Elektronen erklärt.
- Selbst wenn die Elektronen eine Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit hätten, würde sie Alpha-Teilchen rechnerisch kaum ablenken.
- Langsame und leichte Teilchen könnten aber sehr wohl von Elektronen abgelenkt werden. Das wird als Vermutung geäußert.
- Es wird vermutet, dass Beta-Teilchen beim Durchflug durch Materie sehr stark vom Kern abgelenkt werden könnten.
- Es werden mögliche Unterschiede beim Durchgang von Alpha- und Beta-Teilchen durch Materie betrachtet.
- Elektronen würden in Kernnähe stark von diesem angezogen werden. Dadurch würden sie Strahlungsenergie abgeben.
- Außerdem würden schnelle Elektronen an Masse zunehmen.
- Diese Effekte könnten das Verschluckt-Werden von Elektronen bei Durchflügen durch Masse erklären.
- Es wird darauf verwiesen, dass durchfliegende Beta-Teilchen von Elektronen der Atomhülle abgelenkt werden könnten.
- Es wird aber gleichzeitig gesagt, dass dieser Fall eher selten auftreten sollte.
- Es folgen dann Betrachtungen zum Durchflug von Alpha-Teilchen durch Helium- oder Wasserstoffgas.
- Man könne aus Messergebnissen schließen, dass die Ladung im Wasserstoff 1 und im Helium 2 sei.
- Der Atomkerndurchmesser von Gold wird auf maximal etwa 3 mal 10 hoch -12 cm abgeschätzt.
- Für Gasatome kann berechnet werden, dass sich die Kerne auf bis zu 1,7 mal 10 hoch -13 cm annähern.
- Dies sei kleiner als der damals angenommene Durchmesser eines Elektron von 2 mal 10 hoch -13 cm.
- Es wird gefolgert, dass der Kern eines Wasserstoffatoms im Prinzip das "positive Elektron" sei.
- Für Heliumkerne wird angenommen, dass sie aus 4 positiven und zwei negativen Bauteilen bestehen.
- Anmerkung: die Existenz von Neutronen war damals unbekannt.
- Es wird beobachtet, dass radioaktive Strahlung oft aus Helium- aber nie aus Wasserstoffkernen besteht.
- Dass Atome durch Alpha-Radioaktivität 4 Masseeinheiten verlieren wird mit der Beobachtung verknüpft, ...
- dass stabile Atome oft einen Masseunterschied von 4 Einheiten haben.
- Rutherford warnt vor zu schnellen Vermutungen über den inneren Aufbau von Atomkernen.
- Die Frage wird aufgeworfen (z. B. von Bohr), ob es im Kern Elektronen gebe.
- Man beoachtet z. B. dass sehr schnelle Elektronen aus dem Kern zu kommen scheinen.
- Es wird vorhergesagt, dass Atome die gleiche Kernladung aber stark unterschiedliche Massen haben können (heutige Isotope).
- Bohr wird mit Einwändern gegenüber Rutherfords Nukleus-Theorie zitiert. Vor allem:
- Es sei unmöglich, stabile Atome mit Hilfe der klassischen Bewegungsgesetz zu konstruieren.
- Bohr habe mit Hilfe der Planck-Konstansten Modelle entworfen, die gut auf Experimentelle Befunde passen.
- Rutherford empfiehlt ein tieferes Studium der Bohrschen Ideen.
Fußnoten
- [1] Rutherford, Ernest, & Sir Ernest Rutherford, F. R. S. (1914). LVII. The structure of the atom. http://doi.org/10.1080/14786440308635117
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