St. Adalbert (Aachen)
Geologisch
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Basiswissen|
Geschichte|
Die Landschaft|
Der Bau|
Geologie|
Aufschluss|
Ablagerungszeit|
Die Faltung|
Fußnoten
Basiswissen
Im inneren Stadtgebiet von Aachen treten geologische Schichten an die Oberfläche, die fast eine halbe Milliarde Jahre als sind. Sie stammen aus der Zeit, als die ersten Wirbeltiere an Land gegangen sind. Die Zeit der Dinosaurier lag damals noch viel weiter in der Zukunft als von uns aus gesehen in der Vergangenheit. Eine Stelle, an der man solche alten Schichten aus dem Devon gut betrachten kann ist der Felsensockel der Kirche St. Adalbert am Kaiserplatz.
Geschichte
Die Landschaft
Zur Zeit des Baus der Adalbertkirche um das Jahr 1000 war die Umgebung des Sockelfelsens eine "sumpfige Senke im Zusammenfluss des Paubachs und der Wurm".[1] Etwas nördlich des Felsens lag die damals tiefste Stelle von Aachen, dort flossen damals die Bäche Paunelle und Johannisbach zusammen. Um das mit einer Stadtmauer umgebene Stadtgebiet von Aachen verlassen zu können, musste das Wasser durch ein "Wassertor" in der Stadtmauer geführt werden. Anschließend wurde es mit einer Brücke über den Stadtgraben geleitet.[1]
Der Bau
Das Adalbertstift und die Adalbertkirche wurden um das Jahr 1000 auf einem bereits vorhandenen Felsen gebaut.[1, Seite 153] Namensgeber war der im Jahr 999 heilig gesprochene Adalbert von Prag. Vollendet wurde der Bau im Jahr 1005. In der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts wurde die Kirche dann grundlegen umgebaut. Die Außenmauern und der Turm wurden abgetragen und in rotem Standstein neu erbaut.[4] Am 14. Juli 1943 brannte die Kirche nach einer Bombardierung mit Phosphorkanistern so gut wie vollständig aus. Er folgte dann eine Renovierung nach dem Ende zweiten Welktriegs.[4]
Geologie
Geologisch interessant ist vor allem der felsige Sockel der Kirche. Neben dem "westlichen Treppenaufgang sind Sandsteine und Tonsteine der mittleren Famenne-Stufe (Oberdevon) sehr gut aufgeschlossen".[1] Das Famenne, auch Famennium genannt, begann vor 372,2 Millionen Jahren und endete vor 358,9 Millionen Jahren. In dieser fernen Zeit, noch lange vor der Entstehung der Steinkohlenwälder um Aachen, lagerten sich Sande ab, die später zum Felsensockel der Kirche wurden.
Aufschluss
Der Aufschluss, das heißt die an der Oberfläche sichtbare Geologie, befindet sich bei den Koordinaten 50°46'29.5"N 6°05'40.7"E. Man kann die Gesteinsfolge gut vom Bürgersteig aus betrachten.
Geologisch handelt es sich um eine Wechselfolge von Sandsteinen, Siltsteinen und Tonsteinen der unteren Esneux-Schichten (unterer Condroz-Sandstein)[5], als Teil der Famenne-Schichten. Die Schichten fallen mit rund 30° bis 50° nach Südosten ein.[1, Seite 154] Von unten her sieht man eine rund 2 Meter mächtige Wechselfolge aus Silt- und Tonsteinen, die oben mit einer 5 Zentimeter dünnen Sandsteinbank endet.[1] Zum Hangenden nimmt dann die Zahl der Sandsteinbänkchen zu.[1] Die Sandsteine sind reich an Glimmer und Feldspat und zeigen Rippel. Dabei sind auch Pflanzenhäcksel häufig.[1] Die Sandsteinbänke zeigen eine kräftige Kleinfaltung. Teilweise ist auch eine Schieferung ausgebildet, die auch nach Südosten einfällt, aber etwas steiler als die Schichtung.[3] "Die Geologen deuten diese sandig-tonigen Wechselschichten als Ablagerungen eines flachen offenen Schelfmeers."[1]
Ablagerungszeit
Die Zeit, in der die späteren Sandsteine des Felsensockels in einem flachen Meer abgelagert wurden, bezeichnen Geologen als die Famenne-Stufe oder auch das Famennium, benannt nach einer Stadt im östlichen Belgien. Das Famennium wieder gehört zur erdgeschichtlichen System des Devon. Zu dieser Zeit gab es Europa in seiner heutigen Form noch nicht. Nordamerika, Grönland und Teile des heutigen Nordeuropa waren zum Riesen-Kontinent Laurentia vereinigt. Die Gegenden, die später den Untergrund Aachen bilden sollten, lagen damals auf dem Grund eines Meeres. Dort lagerten sich Sande und Tone und andere Materialien ab. Dass es in diesem Meer oder an den flachen Küsten Pflanzen gab, darauf verweisen die sogenannten Pflanzenhäcksel in den heutigen Schichten an der Adalbertkirche. Man kann sich dieses historische Flachmeer vielleicht ähnlich dem heutigen Wassermeer an der deutschen Nordseeküste vorstellen. Auch dort werden heute Sande und Tone abgelagert. Siehe dazu auch Devon ↗
Die Faltung
Der Felsen am Sockel der Adalbertkirche ist auffällig und gut sichtbar stark gefaltet. Die "dünnen Bänke" zeigen eine "deutliche Kleinfaltung".[1] Auch "kleinere Überschiebungen" kann man gut sehen. Dieser Aufschluss an der Kirche ist "repräsentativ für die allgemeine Südwestneigung der oberdevonischen Schichtenfolge hier auf der Südwestflanke des Aachener Schuppensattels."[1] Siehe auch Falte ↗
Diese Faltungen entstanden lange nach der Zeit der Ablagerungen in einem Flachmeer. Nach der Zeit der Ablagerung, der Geologe spricht auch von einer Sedimentation, im Devon, wurden die vergleichsweise jungen Gesteine in der Zeit des Karbon, der Steinkohlenzeit, zu einem mächtigen Gebirge zusammengeschoben. Dabei entstanden die heute für weite Bereiche von Frankreich, England, Belgien, Deutschlands und Polens Faltungen. In der Fachsprache der Geologie bezeichnet man diese Gebirgsentstehung im Karbon als die Variszische Orogenese. Zum erdgeschichtlichen Hintergrund siehe den Artikel zum Karbon ↗
Fußnoten
- [1] Aachen-Stadtmitte und Burtscheid. In: Roland Walter: Aachener Georouten. GEV (Grenz-Echo Verlag). Eupen. 2012. ISBN: 978-3-86712-058-6. Dort auf den Seiten 153 und 154.
- [2] Roland Walter: Aachen und südliche Umgebung. Nordeifel und Nordost-Ardennen. Gebrüder Bornträger. Berlin, Stuttgart. 2010. ISBN: 978-3-443-15086-0. Dort sind auf Seite 133 Condroz-Sandsteine im Sockel der Adalbert-Kirche beschrieben. Siehe auch Condroz-Sandstein ↗
- [3] An anderer Stelle beschreibt Professor Walter den unteren Bereich des Aufschlusses an der Treppe am Südwest-Teil der Kirche so: "Im unteren Abschnitt bestehen sie [die Schichten] hauptsächlich aus sandhaltigen Tonsteinen. Nach oben nimmt die Zahl der Sandsteinbänckchen zu." In: Roland Walter: Aachener Georouten. GEV (Grenz-Echo Verlag). Eupen. 2012. ISBN: 978-3-86712-058-6. Dort die Seite 154.
- [4] Die Kirche wurde auf einem "vor der Stadt befindlichen Felsen aus oberdevonischen Condroz-Sandsteinen" gebaut. In: der Artikel St. Adalbert (Aachen). Wikipedia. Abgerufen am 29. Juni 2025.