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SS


Geschichte


Basiswissen


Die SS (Schutzstaffel) war eine Organisationseinheit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Sie wurde geführt von Heinrich Himmler. Die SS war für viele Kriegsverbrechen, unter anderem in Russland aber auch vielen anderen Ländern verantwortlich. Ein Rätsel bleibt bis heute, dass viele der Führungskräfte hochgebildet waren, dies aber nicht vor der Ausführung von schweren Verbrechen geschützt hat. Das ist hier punktuell beleuchtet.

Heinrich Himmler


Geboren im Jahr 1900 wuchs Heinrich Himmler mit zwei Brüdern in einem gut behüteten bürgerlichen Umfeld auf. Er besuchte ein humanistisches Gymnasium und war entsprechend gut gebildet. Schon früh in den 1920er Jahren verband er sich mit der Bewegung Adolf Hitlers. In der Zeit des Dritten Reichen, von 1933 bis 1945, baute er die SS als mächtige Organisation innerhalb des NSDAP-Machtapparates aus. Unter seiner Führung wurden die Vernichtungslager errichtet und die Ermordung von über 6 Millionen Menschen effizient organisiert. Bemerkenswert ist, dass Himmlers SS nicht nur, vielleicht noch nicht einmal überwiegend, von ungebildeten Menschen geleitet wurde. Im Gegenteil: viele Bereiche der Organisation waren mit jungen Wissenschaftlern und aufstrebenden Akademikern besetzt[2]. Die Mordmaschinerie wurde wissenschaftlch-technisch rational geplant und mit wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Gedankengengebäuden begründet. Sehr empfehlenswert für eine erst Annäherung ist das einfühlsame aber auch schonungslose Buch einer Großnichte von Himmler[1].

Hans Ernst Schneider


1901 geboren, wurde der junge Germanist Hans Schneider nach 1940 in den von Deutschland besetzten Niederlanden für die SS-Teilorganisation Ahnenerbe tätig. Seine Aufgabe bestand darin, völkische Strömungen innerhalb der Niederlande ausfindig zu machen und zu unterstützen, wo diese mit der germanische Vorherrschaft Europas in Einklang waren. So nahm Schneider unter anderem Kontakt auf zu Pflegern der Friesischen Sprache und abspalterischen Bewegung in Friesland und Südlimburg. Schneider war gebildet, intelligent und wissenschaftlich talentiert. Schneider wechselte nach dem Krieg seinen Namen und machte als liberaler Germanist Karriere in der bundesrepublikanischen Hochschullandschaft[2].

Die Statistik des Rassenwahns


Wie findet man heraus, wer in Deutschland in als Großmutter oder Großvater einen "Halbjuden" (NS-Jargon) hatte? Wie findet man heraus, wo in der freien Wirtschaft kriegsrelevante Arbeiter tätig sind? Vor solche Aufgaben sah sich die jungen Statistik im Dritten Reich gestellt. Es gab damals noch keine Meldepflicht für deutsche Bürger nach einem Umzug. Und wo heute Computer in Sekunden riesige Datenbanken auswerten, wurden damals gewaltige Gebäude mit Karteikartensystemen und vielen Mitarbeitern geplant. Die SS benötigte gut gebildete, innovative und engagierte Statistiker, um Juden, Sinti und Roma, Schwule oder Bibelforscher zu identifizieren. Auch hier fällt auf, wie viele Intellektuelle ihre Karriere ohne Not innerhalb des Vernichtungsapparates der SS verfolgten[3]. Siehe auch Die restlose Erfassung ↗

Vordenker der Vernichtung


Wie transportiert man 6 Millionen Menschen mit der Bahn in ferne Vernichtungslager? Was ist die optimale Bevölkerungsdichte für das Gebiet des heutigen Westpolen? Wie kann man dem Tod geweihte Insassen eines KZs ökonomisch sinnvoll am besten in der Industrie einsetzen? Wie begegnet man Hungersnöten in besetzten Gebieten, ohne den deutschen Steuerzahlen zu belasten? Mit solchen Fragen beschäftigten sich Geographen, Linguisten, Mediziner, Statistiker und Techniker. Sie schufen eine wissenschaftliche Grundlage für die Neugestaltung der von Deutschland besetzten "Ostgebiete". Das organisatorische Scharnier war waren hier oft verschiedene Unterorganisationen der SS. Der Anteil an gut gebildeten, jungen Akademikern war sehr hoch. Kaum jemand wurde zu diesen Tätigkeiten gezwungen, viele ergriffen Karrierechancen und dienten sich mit guten Ideen an. Ein großer Anteil machte auch nach dem Krieg Karriere in ihrem jeweiligen Arbeitsgebiet[4], etwa in der Entwicklungshilfe (Stichwort Überbevölkerung). Moralisch stellt sich hier - unter anderem - die Frage, ob man seinen eigenen Berufsweg verfolgen darf, wenn er gleichzeitig das Elend anderer Menschen fördert. Siehe auch unter Moral und Wissenschaft ↗

Fußnoten