Meduse
Biologie
Basiswissen
Ursprünglich bezeichnet das Wort Meduse in Anlehnung an die mythologische Gestalt der Medusa Seestern[1]. Heute ist Meduse ein Synonym für eine Qualle[2]. Als Quallen bezeichnet man das frei schwimmende Lebensstadium von Nesseltieren. Siehe mehr unter Qualle ↗
Fußnoten
- [1] 1798, noch stand Meduse für mehrarmige Tiere, den Seesternen gleich: "Figürlich ist das Medusen-Haupt 1) bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches eine Äthiopische Art des Euphorbiums, Euphorbium Caput Medusae L. vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. Noch häufiger aber, 2) eine Art nackter Würmer mit Gliedmaßen, welche zu den Seesternen gehören, und fünf lange Arme mit vielen Nebenzweigen haben, welche ihnen einige Ähnlichkeit mit dem Schlangenhaupte der Mesduse geben; Asterias Caput Medusae L. Sie werden häufig im Meere angetroffen, aber auch nicht selten auf dem festen Lande versteint gefunden, da sie denn von einigen auch Sterngewächse genannt werden." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 133. Online: http://www.zeno.org/nid/20000312606
- [2] 1839, Medusen als Quallen: "Medusen (die) oder Quallen sind Thiere von sehr untergeordneter Ausbildung, leben in unermeßlicher Anzahl nur im Meere, in dem sie umherschwimmen, und kommen in kaum erkennbarer Größe und bis zu mehren Fuß Durchmesser vor. Ihr scheiben-, kugel-, walzen-, glocken- oder bandförmiger Körper besteht aus einer gallertartigen, durchsichtigen Masse von meist blauer, rother und gelber Farbe und ist bei vielen mit Anhängseln mannichfaltiger Art, mit beweglichen Fühlern, Fransen u. dgl. versehen. Nicht alle haben einen Magen, der, wenn er sich verlängert, wie an der vier- bis fünfmal vergrößert hier abgebildeten Glockenqualle, wo er im Begriff ist, ein kleines Thier auszusaugen, Stiel genannt wird. Die Farbe der in der Nordsee, besonders an den holl. Küsten sehr häufigen Glockenquallen ist roth oder braun. Die meisten Quallen haben eine Luftblase, welche sie mit Wasser oder Luft füllen können, je nachdem sie im Meere sinken oder aufsteigen wollen, und besitzen sie einen Mund, so liegt er gewöhnlich in der Mitte und ist zugleich Afteröffnung. Vorzüglich die kleinern Arten leuchten des Nachts und helfen das sogenannte Leuchten des Meers (s.d.) mitbewirken; viele bringen auf der von ihnen berührten Haut eine brennende Empfindung hervor, welcher Röthe und Geschwulst folgt, und werden deshalb auch Meernesseln (s.d.) genannt. Außer dem Meere sterben sie schnell und lösen sich in eine von schleimigem Meerwasser wenig verschiedene Flüssigkeit auf." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 96-97. Online: http://www.zeno.org/nid/20000844217
- [3] 1854: "Akalephen (Quallen, Medusen, Meernesseln), sind Thiere der niedersten Klassen des Thierreichs, mit einem gallertartigen, im Süßwasser zerfließenden Körper, von übrigens sehr verschiedenem, oft sehr zierlichen Bau. Sie haben eine Mundöffnung mit Fangarmen oder Saugröhren, die dem Magen die Nahrung zuführen. Von einem Nervensystem zeigt sich bei ihnen keine Spur. Die Fortpflanzung geschieht bei den meisten durch Eier, nur bei wenigen durch pflanzenartige Keime. Die Heimat dieser sonderbaren, erst in neuester Zeit besser gekannten Thiere, ist das Meer, in dem sie, wenn auch beschränkt in ihren Bewegungen. Doch frei herumschwimmen. Von 2 Fuß Durchmesser der größten steigt ihre Größe herunter bis zu mikroscopischer Kleinheit. Manche leuchten in den schönsten Farben und das nächtliche Phosphoresziren des Meeres leiten viele von ihnen ab." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 86. Online: http://www.zeno.org/nid/20003187608
- [3] 1860, Medusen als Quallen: "Medusen (Medusinae, Acalephae liberae, Cnidae, Quallen), bildet bei Cuvier die zweite Familie der Meernesseln; der Leib ist frei, gallertartig u. durchsichtig, scheiben- od. kugel- od. walzenrund, glockenförmig etc., meist mit Fangarmen auf der unteren Seite, welche um die Mundöffnung herumstehen. Sie nehmen ihre Nahrung in einen od. mehre Magen auf, anderen fehlt ein eigentlicher Magen u. diese empfangen die Nahrung durch hohle Saugröhren. Den meisten fehlt der After; von Kreislauf, Nervensystem u. Augen sind Spuren vorhanden. Alle schwimmen frei im Meere, u. zwar erhalten sich einige mit Hülfe einer Luftblase an der Oberfläche des Wassers, andere geben sich durch Zusammenziehen kleiner Blättchen eine drehende Bewegung. Ihre Lebensdauer u. die Art, sich fortzupflanzen, ist unbekannt; doch werden einige ziemlich groß, die meisten leuchten des Nachts, bes. in heißen Zonen, u. sollen diese Leuchtkraft auch dem Wasser, nach ihrem Tode, wo sie zerfließen, mittheilen. Übrigens sind die meisten mit den prächtigsten Farben geschmückt. Sie werden getheilt in Scheiben-, Rücken- u. Röhren- (od. Blasen- u. Kuorpel--) quallen." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 69. Online: http://www.zeno.org/nid/20010418407
- [4] 1908, mit biologischer Klassifizierung: "Medusen (Schirmquallen, hierzu Tafel »Medusen I u. II«, mit Erklärungsblatt), Abteilung der Cölenteraten (s. d.), Meeresbewohner, die meist an der Oberfläche oft in großen Scharen schwimmen. Ihr Körper ist außerordentlich weich und besteht bei manchen Arten aus so wenig fester Substanz, daß er beim Trocknen einen ganz geringen Rückstand hinterläßt. Sie haben die Gestalt einer Scheibe oder Glocke, von deren Unterfläche wie ein Klöppel in der Mitte ein hohler Stiel mit einer Öffnung am Ende (dem Mund) herabhängt. Der Mund führt in den geräumigen Magen, der sich in Kanäle fortsetzt, in denen die bei der Verdauung gewonnene Nährflüssigkeit zirkuliert. Magen und Kanäle bilden zusammen den Gastrovaskularraum. Durch abwechselnde Zusammenziehung und Ausdehnung der Glocke wird das Wasser ausgestoßen und aufgenommen; der so hervorgebrachte Stoß treibt die Meduse vorwärts. Die Kontraktionen werden durch Muskelfasern auf der Unterseite der Glocke hervorgebracht. Das Nervensystem besteht aus zwei am Rande verlaufenden Ringen oder durch Nerven verbundenen Ganglien. Von diesen Zentralorganen aus werden die am Rande verteilten Tentakeln (Fangfäden; s. Hydromedusen, Textfig. 2) und die Sinneswerkzeuge innerviert. Letztere sind entweder Seh- oder Hörorgane von meist ziemlich einfachem Bau. Die Geschlechtsstoffe werden in besondern Genitaltaschen erzeugt und gelangen entweder direkt nach außen (Hydromedusen) oder aber erst in den Magen (Scyphomedusen) und aus diesem durch den Mund ins Wasser. Gewöhnlich sind die M. getrennten Geschlechts; die Eier bilden sich nur selten im Innern des Muttertieres zu Larven aus. Man zerlegt die M. in zwei große, scharf getrennte Gruppen: in die Hydroidquallen und die Akalephen. 1) Die Hydroidquallen gehören zu den Hydromedusen (s. d.). Meist sind es kleine M., die sich von den Polypenstöckchen ablösen und dann erst, indem sie noch eine Zeitlang im Meer umherschwimmen, Eier oder Samen entwickeln. Wegen des vom Rand ihrer Glocke nach innen zu gerichteten häutigen Saumes heißen sie saumtragende (kraspedote) M. (Tafel I, Fig. 1 u. 2, Thamnostylus und Zygodactyla). Von den Sinneskörpern sind bei ein und derselben Art fast immer entweder nur Augen oder nur Gehörbläschen vorhanden (Tafel I: Aequorea, Sarsia, Tiara, Fig. 6,8 u. 9; Tafel II, Fig. 2–5: Lizzia, Tima, Carmarina, Olindias). Mitunter pflanzen sich die Kraspedoten auch durch Teilung fort. Bei einer Gruppe, den Trachymedusae, wird kein Polypenstöckchen mehr gebildet; vielmehr entwickelt sich aus dem Ei die Larve und aus dieser gleich die Meduse. 2) Die Scyphomedusen oder Akalephen (Tafel I u. II). Diese entbehren des Randsaumes (sogen. Akraspeden), sind meist von bedeutender Größe und werden darum, wenn man von Quallen (s. d.) redet, vorzugsweise ins Auge gefaßt. Bei ihnen hängen vom Mundstiel in der Regel noch besondere Arme herab (Tafel I, Fig. 5: Dactylometra; Fig. 10: Pelagia), die bei einer Gruppe, den Rhizostomidae, miteinander verschmelzen und nur kleine Öffnungen zwischen sich lassen, so daß die Nahrung nur durch Saugen aufgenommen werden kann. Die Entwickelung geschieht bei einigen Arten ganz direkt, bei den meisten jedoch auf einem Umweg, der an die ehemalige Polypennatur der M. erinnert. Aus dem Ei entsteht nämlich eine Larve, die sich festsetzt und einem kleinen Korallpolypen sehr ähnlich ist, auch gleich diesem Tentakeln erhält. Später kerbt sich die Larve (das sogen. Scyphistoma) der Quere nach mehrere Male ein und wird so einem Tannenzapfen (strobila) ähnlich, noch später sieht sie aus wie eine Reihe auseinander gestellter Teller. Alsdann lösen sich letztere von oben nach unten ab und schwimmen als junge M. (sogen. Ephyrae) fort, die bis zur Erlangung der ausgebildeten Form noch gewisse Veränderungen durchzumachen haben. Im erwachsenen Zustande sind die Akalephen gefräßige Tiere, die trotz ihrer Zartheit mit Fischen und Krebsen, die oft größer sind als sie selbst, fertig werden, sie mit ihren Nesselorganen lähmen und allmählich verdauen. Einige Arten nesseln so stark, daß sie auch dem Menschen gefährlich werden und auf dem nackten Körper starke Anschwellungen hervorrufen. Auch die Fähigkeit, bei Nacht zu leuchten, ist vielfach vorhanden. Fossil sind im Solnhofener Schiefer einige ziemlich deutliche Abdrücke gefunden worden. Man teilt die Akalephen in die Scheibenquallen (Discophora) oder Akraspeden, zu denen Aurelia aurita (Ohrenqualle) der Ostsee, Pelagia (Knollenqualle, Tafel I, Fig. 10) des Mittelmeeres, Cotylorhiza (Tafel II, Fig. 1), Rhizostoma (Wurzelqualle oder Meerlunge, s. Tafel »Aquarium I«, Fig. 11) etc. gehören, ferner in die Peromedusen, in die Beutelquallen oder Kubomedusen (diese haben einen Randsaum; hierher Charybdaea, Tafel I, Fig. 7) und in die Becherquallen (Calycozoa [Lucernaria]) ein; letztere sind dadurch interessant, daß die meisten von ihnen nicht frei umherschwimmen, sondern mit einem Stiel festgewachsen sind." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 526. Online: http://www.zeno.org/nid/2000706831X
- [5] 1911, kurze Übersicht: "Polypomedūsen (Polypomedūsae), Hydromedusen, Klasse der Nesseltiere, medusen- oder polypenförmige vier-, sechs- oder mehrstrahlige Cölenteraten, entweder freischwimmend, glockenförmig und meist getrenntgeschlechtig (Quallen oder Medusen), oder festsitzend (seltener freischwimmend) und meist zu Stöcken (Kolonien) mit einfachem Gastrovaskularraum vereinigt (Polypen) und dann meistens als ungeschlechtliche Ammengeneration mit den geschlechtlich entwickelten Medusen durch Generationswechsel verknüpft. Mit wenigen Ausnahmen Meeresbewohner. Sie zerfallen in Lappenquallen, Röhrenquallen und Hydroidpolypen und Saumquallen (s. diese Artikel). – Vgl. Huxley (engl., 1859), Claus (1879 u. 1883), Haeckel (1879-81)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 432. Online: http://www.zeno.org/nid/20001456628