Leib
Körper
Basiswissen
Leib bezeichnet zunächst einmal einen Körper. Das etwas altertümlich wirkende Wort wird oft in einem religiösen oder philosophischen Zusammenhang benutzt. Dazu hier mehr.
Die ursprüngliche Bedeutung von Leib
Leib hieß ursprünglich so viel ein Klumpen Materie, etwas das innerlich zusammenhängt, ohne dass die Form dabei wichtig wäre. Dazu passend sind verwandte Worte zum Beispiel Kley, kleben, Leber oder auch Lebkuchen[1]. Das Wort Leib gilt heute zunehmend als veraltet und wird nicht mehr in allen Lexika aufgeführt[7]. In etwa in seiner ursprünglichen Bedeutung wird auch heute noch das Wort Laib für ein Stück Brot verwendet. Siehe auch Laib ↗
Die Leib-Seele Einheit
Das Wort Leib wird traditionell und auch heute vor allem im Sinn der Philosophie als Gegenstück zur Seele gesehen[3], wobei der Seele die höhere Rolle zukommt, da sie den Leib sozusagen als Werkzeug benutzt, um damit in der Welt der sinnlich erfahrbaren Dinge tätig werden zu können[2]. "Seele und Leib sind zwei Daseins- und Betrachtungsweisen eines einheitlichen Wesens, eines Lebenssystems.[4]"
Abgrenzung von Leib und Körper
Leib und Körper verweisen als Worte oft auf denselben Gegenstand, betrachten ihn aber von zwei ganz unterschiedlichen Standpunkten. Wer vom Körper eines Menschen oder Tieres redet, oder verallgemeinert von einem Körper der Physik, Geometrie oder Mathematik, beschränkt sich meist auf alltagspraktische oder naturwissenschaftliche Betrachtungen. Mit dem Wort Körper lässt man offen oder verzichtet gewollt auf einen religiösen, spirituellen oder theologischen Zusammenhang. Ein Bezug zum Übersinnlichen, Göttlichen oder Spirituellen soll aber oft ausdrücklich mitgedacht werden, wenn man das Wort Leib verwendet wurde. Das Wort Leib wird dazu passend oft im Zusammenhang mit dem Wort Seele verwendet. Bezeichnenderweise erstreckt sich die Bedeutung des Wortes Körper hingegen bruchlos auf Menschen (Körperpflege), Tiere (Tierkörper) und Dinge (z. B. Himmelskörper). Es wäre aber eher ungewöhnlich vom Leib eines Tieres zu sprechen oder den Planeten Venus als einen Himmelsleib zu bezeichnen. Zur weltlich-naturwissenschaftlichen Vorstellung siehe den Artikel Körper ↗
Was ist das Leib-Seele-Problem
Als Leib-Seele-Problem bezeichnet man in der Theologie und Philosophie einen Komplex hartnäckickger, über Jahrtausende beständiger, Probleme mit der Vorstellung getrennt existenzfähiger Körper und Seelen. Was genau passiert im Moment eine Beseelung (Seele einhauchen?), folgen die Atome eines beseelten Körpers anderen Naturgesetzen als die Atome eines unbeseelten Körpers? Kann eine körperlose Seele Denken und hat sie eine sinnliche Wahrnehmung? Falls ja, wozu ist dann ihr Leib überhaupt nötig? Lies mehr dazu im Artikel zum Leib-Seele-Problem ↗
Fußnoten
- [1] 1793, umgangssprachlich: "Der Leib, des -es, plur. die -er, Diminut. das Leibchen, Oberd. Leiblein. 1 * Eigentlich, eine zusammen hangende, den innern Theilen nach mit einander verbundene Masse von unbestimmter Größe und Gestalt; in welcher ersten, im Hochdeutschen aber veralteten Bedeutung es zu dem Geschlechte der Wörter Lab, laben, Leber, kleben, kleiben, Kley, der ersten Hälfte des Wortes Lebkuchen, und der Latein. Lapis und Gleba gehöret. So ist im Bergbaue einiger Gegenden ein Leib oder Bergleib ein Klumpen geschmelzten Erzes, welcher an andern Orten eine Luppe genannt wird, S. dieses Wort. Am[1990] häufigsten ist es im Oberdeutschen, ein einzelnes Brot, das zu einem gewissen Körper geformte Brot zu bezeichnen, wo es doch nur von den runden oder länglich runden Broten dieser Art gebraucht wird." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1990-1993. Online: http://www.zeno.org/nid/20000294659
- [2] 1793, als Werkzeug der Seele: "In engerer Bedeutung, ein organischer mit einem belebenden Geiste oder mit einer Seele versehener Körper, wodurch dieselbe zum Gebrauche der sichtbaren Welt fähig wird." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1990-1993. Online: http://www.zeno.org/nid/20000294659
- [3] 1860, verschiedene Bedeutungen: "Leib, 1) Körper, welcher von einer Seele belebt ist od. belebt gewesen ist; 2) in Zusammensetzungen, was für die Person eines Fürsten ist, zum Unterschiede von Hof... od. Kammer..., z.B. Leibarzt, Leibpage etc.; 3) so v.w. Lieblings..., z.B. Leibessen, Leibpferd etc.; 4) so v.w. Bauch od. Unterleib; 5) an Kleidungsstücken derjenige Theil, welcher den L. bedeckt, bes. wenn er eng. auschließt; 6) (Leibchen), Kleidungsstück ohne Armel, für Frauenzimmer, bes. um dem L. eine schönere Haltung od. Gestalt zu geben; 7) bei den Denkmünzen die allegorische Darstellung der Veranlassung." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 234. Online: http://www.zeno.org/nid/20010328386
- [4] 1904, philosophisch: "Leib heißt der Körper in seiner Zugehörigkeit zur Seele (s. d.), der organisierte, beseelte Körper, der zwar vom Geiste (s. d.), von den höheren Denk- und Willensfunctionen als untergeordnetes System von Kräften verschieden ist, aber doch selbst, an sich, seelischer Art ist und der physikalisch-chemisch als Objectivation (s. d.), Äußerung, Ausdrucksform der Seele, des Psychischen betrachtet[587] werden kann. Das Ich (s. d.) erfaßt sich zunächst in seinem Leibe, d.h. hier in dem Complex von Gemein- und anderen Empfindungen, den es (wegen der Eigenart desselben: doppelte Tastempfindung, Schmerz u.s.w.) von anderen Complexen unterscheidet. Seele und Leib sind zwei Daseins- und Betrachtungsweisen eines einheitlichen Wesens, eines Lebenssystems. Eine Wechselwirkung (s. d.) zwischen Leib und Seele besteht nur insofern, als der Leib schon als Seele auf die Seele (den »Geist«, die höheren Functionen) einwirkt. Der Leib als »Körper« geht in seinen Processen der »Seele« »parallel« (s. Parallelismus). Der Leib wird der Seele schroff gegenübergestellt oder er wird als Product oder Erscheinung der Seele selbst angesehen." Es folgen dann historische Auffassungen vom Leib, beginnen mit dem Astralleib der indischen Philosophie. In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 587-590. Online: http://www.zeno.org/nid/20001793756
- [5] 1907, Leib und Ich: "Leib (lat. corpus, gr. sôma) heißt ein beseelter, d.h. tierischer oder menschlicher Körper; Pflanzen schreibt man nur bildlich einen Leib zu. Unser Leib ist das Korrelat der Seele, ja sie selbst, soweit sie in Erscheinung tritt. Deshalb identifiziert beide der naive Mensch, sein Ich (s. d.) geht zunächst ganz in dem Leibe auf. Er hat auch die höchste Bedeutung für die Entwicklung der Ich-Vorstellung wie für die Erkenntnis der Außenwelt. Ob wir wachen oder träumen, merken wir durch Reizung des Leibes. In ihm berührt sich Innen- und Außenwelt. Denn er löst, wenn er berührt wird, nicht nur Tast- und Druckempfindung aus, sondern ist auch der einzige Gegenstand, der vom Bewußtsein aus in Bewegung gesetzt werden kann. Der Leib ist endlich auch, da wir in ihm alle Empfindungen lokalisieren (s. Localisation), häufig der Ausgangspunkt hochgradiger Halluzination (s. d.), indem wir entweder Teile desselben für gläsern, hölzern, wächsern u. dgl. ansehen, oder sogar einen förmlichen Wahnleib an seine Stelle setzen. Über das Verhältnis von Leib und Seele s. Dualismus, Monismus, Metaphysik." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 326. Online: http://www.zeno.org/nid/2000358531X
- [6] 1910, Latein: "Leib, 1) der ganze Körper, bes. im Ggstz. zur Seele: corpus. – L. u. Seele, corpus et anima" In: Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig 71910 (Nachdruck Darmstadt 1999), Sp. 1574.
- [7] 1961, bedeutungslos? Im Duden-Lexikon in drei Bänden. Zweiter Band G bis O. Dudenverlag. Mannheim. 1961. Seite 1244: dort fehlt in der alphabetischen Reihenfolge der Eintrag Leib.