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Hyperschallwaffe


Zweck und Schwachpunkte


Definition


Als Hyperschallwaffe gilt ein Flugkörper, der sich über weite Strecken mit mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit in der Atmosphäre[1] bewegen kann und mit Hilfe des dynamischen Auftriebs manövrieren lässt[2]. Schnelle Geschosse oder Raketen gehören damit nicht dazu. Das ist hier näher erklärt.

Der Sinn von Hyperschallwaffen


Hyperschallwaffen erreichen in Bodennähe mehr als 5000 km/h an Geschwindigkeit, was man auch Mach 5 oder fünffache Schallgeschwindigkeit nennt []. Der Sinn einer Hyperschallwaffe ist, dass sie a) möglichst lange gut getarnt bleiben, also im Flug nicht erkannt werden, b) durch ihre Mänövrierbarkeit Abwehrsystemen ausweichen können und c) durch ihre Manövrierbarkeit eine hohe Zielgenauigkeit erreichen.

Vergleich mit Interkontinentalraketen


Interkontinentalraketen transportieren Atomwaffen bis weit in den Weltraum. Aus einer Höhe von z. B. 1200 Kilometern lassen sie sich dann auf ihr Ziel hin fallen und schlagen dort mit z. B. 14400 km/h - also Hyperschallgeschwindigkeit - ein. Da sie aber nicht über den aerodynamischen Auftrieb gesteuert werden können, gelten sie trotz ihrer hohen Geschwindigkeit nicht als Hyperschallwaffe. Interkontinentalraketen können aufgrund ihrer hohen Flugbahn mit Abwehrraketen bereits weit vor dem Ziel abgeschossen werden. Diesen Nachteil sollen Hyperschallwaffen nicht haben. Siehe auch Interkontinentalrakete ↗

Zweifel an der Wirksamkeit von Hyperschallwaffen


In verschiedenen Veröffentlichungen[1][2] werden Zweifel an der überlegenen Wirksamkeit von Hyperschallwaffen ausführlich dargelegt. Zum Ersten a) entwickeln sie aufgrund der hohen Geschwindigkeit in der Atmosphäre große Reibungshitze. Ihr Metallkörper muss über 2000 °C aushalten, was technisch sehr schwierig ist. Zum Zweiten b) entsteht durch die Hitze Infrarotstrahlung, die von Satelliten leicht erkannt werden kann. Damit ist die Tarnbarkeit hinfällig. Zum Dritten c) liegt die Manövrierbarkeit weit unter den erhofften Werten: um etwa bei Mach 15 eine 30°-Kurve fliegen zu können bräuchte die Waffe in einem beispielhaften Szenario (Gleitflug, Höhe etwa 40 km) 7 Minuten und würde durch dieses eine Manöver alleine rund 450 km an Reichweite verlieren[1, Seite]. Um angreifenden Raketen ausweichen zu können, wäre das wahrscheinlich nicht wendig genug.

Die Misserfolge der russische Kinschal


Die Ch-47M2 Kinschal ist eine russische Hyperschallwaffe. Ihre Reichweite wird mit 500 bis 2000 Kilometern angegeben. Die Masse wird auf rund 1000 Kilogramm geschätzt, die Länge auf etwa 7 Meter und der Durchmesser auf etwa 1 Meter. Die Kinschal wird üblicherweise von einem Flugzeug aus gestartet und steigt dann auf Flughöhen von 18 bis 20 Kilomter auf. Die Geschwindigkeit soll bei etwa Mach 10 liegen. Westliche Medien schätzten die Waffe zunächst als unabwehrbar ein[3]. Seit dem März 2022 feuerte Russland eine größere Anzahl von Kinschal-Flugkörpern auf Orte in der Ukraine ab. Tatsächlich konnten mehrere dieser Raketen durch ukrainische Abwehrsysteme unschädlich gemacht werden. Die Zerstörung von Kinschal-Flugkörpern im Flug durch Abwehrraketen stützt die Zweifel an der Überlegenheit von Hyperschallwaffen.

Fußnoten