Harmonie
Definition
Basiswissen
Harmonie geht auf das altgriechische Worte αρμονία (armonia) zurück. Im deutschen Sprachraum bezog es sich zunächst auf den Wohlklang in der Musik[1][2], wurde aber bald auch ausgedehnt auf menschliche Beziehungen[3], und im Rückgriff auf antike Konzepte des Pythagoras auch auf die Astronomie[4], auf die Übereinstimmung von altem und neuen Testament[6], abstrahiert zur „Verbindung der Gegensätze in und zu einer Einheit[7]“, als Einheit von Leib und Seele aufgefasst[8][9] oder auch als Verbindung der organisch-mechanischen Welt[9], als Spiegelung der Schönheit Gottes[11]. Interessant für die Geschichte der (Natur)Wissenschaften ist die Idee einer harmonischen Gestaltung der gesamten Welt, einer Weltharmonie ↗
Fußnoten
- [1] 1771: "Harmonie. (Musik) Dieses Wort kommt in der heutigen Musik in mehr, als einem Sinne vor. 1) Bedeutet es die Vereinigung vieler zugleich angeschlagenen Töne in einen einzigen Hauptklang, das ist, den Klang eines Accords. Wenn man sagt, daß zu einer gewissen Baßnote diese oder jene Harmonie gehöre, so nennt man die obern oder höhern Töne, die zugleich mit dem Baßton müssen angeschlagen werden. In diesem Sinne wird das Wort auch genommen, wenn man von enger und zerstreueter Harmonie spricht; 1 und auch in diesem Sinne sagt man von einem in der Melodie vorkommenden Ton, er gehöre zu dieser oder jener Harmonie, welches so viel sagen will, als zu diesem oder jenem Accord. 2. Versteht man durch dieses Wort die Beschaffenheit eines Tonstüks, in so fern es als eine Folge von Accorden angesehen wird. Man sagt von einem Tonstük, es sey in der Harmonie gut oder rein, wenn die Regeln von der Zusammensetzung und Folge der Accorde darin gut beobachtet sind. In diesem Sinne wird also die Harmonie eines Stüks der Melodie entgegengesetzt. Also ist diese Harmonie nichts anders, als der Wolklang oder die gute Zusammenstimmung aller Stimmen des Tonstüks." Der Artikel erklärt dann ausführlich weitere Gedanken zur Harmonie. In: Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 512-516. Online: http://www.zeno.org/nid/20011446161
- [2] 1809: "Die Harmonie hat in der neuern Musik mehrere Bedentungen, und zwar 1) eine regelmäßige Verbindung oder Zusammensetzung verschiedener Töne, welche zu gleicher Zeit hervorgebracht oder angeschlagen werden, und gewöhnlich zusammen ein Accord heißen: so sagt man z. B. daß zu einer Baßnote diese oder jene Harmonie gehöre, d. h. die obern oder höhern Töne müssen zugleich mit dem Baß angeschlagen werden man sagt ferner enge Harmonie (wenn alle dazu gehörigen Töne nahe an einander liegen), oder zerstreute Harmonie (wenn die Intervalle eines Accords weit, z. B. eine Octave oder noch weiter, von einander entfernt sind). 2) bedeutet es auch das Wohlklingen, das gute Consoniren oder Zusammenfließen mehrerer Töne in einen, im Gegensatz des Dissonirens gewisser Accorde oder Intervalle. 3) aber ist es auch überhaupt die Folge und Verbindung mehrerer einzelner Accorde zu einem Ganzen; man sagt z. B. von einem Tonstück, es sei in der Harmonie gut oder rein, wenn die Regeln von der Zusammensetzung und Folge der Accorde darin gut beobachtet sind. […] Melodie ist Geschenk der Natur, Harmonie wird durch Studium erlangt. – Uebrigens setzt man das Aufkommen des vielstimmigen Gesangs in das zwölfte Jahrhundert." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 173-175. Online: http://www.zeno.org/nid/20000753939
- [3] 1835, müsste man das heute sexistisch und rassistisch nennen? "Harmonie, der Zusammenklang mehrerer Töne zu einem Ganzen, im Gegensatz zur Melodie, die Folge mehrerer Töne. Wenn die Melodie der weibliche Theil der Musik ist und uns durch die Gewalt der Jugend und Grazie lockt, so ist die Harmonie der männliche, der sie führt und trägt, ihre süßen Reize durch geistige Kraft hebt und ihren weichen Formen Festigkeit des Charakters verleiht. Wenn sich beide in liebender Einigkeit umschlingen, ersteht die Schönheit des Kunstwerkes in ewiger Blüthe. Wo die Ueppigkeit der Natur uns mit sinnlicher Gluth durchströmt, mußte auch die Melodie über ihren ernsten Begleiter die Oberhand gewinnen; daher auch Hesperiens Melodienzauber, der auch unsere Herzen erwärmt, während die durchdachte, tiefe Harmoniefülle deutscher Meister, an den Südländer wenig verstanden vorüberstreift. Harmoniemusik nennt man ausschließlich Musik für Blasinstrumente." Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 178. Online: http://www.zeno.org/nid/20001736698
- [4] 1838, auch nach Pythagoras, Mathematik: "Harmonie ist der Zusammenklang mehrer musikalischer Töne, die nach denjenigen Regeln verbunden sind, welche sich aus der Natur des Tons ergeben. Die Lehre von der Harmonie, die Harmonik, macht daher einen sehr wesentlichen Theil der Tonkunst aus, indem nach ihren Gesetzen allein es möglich ist, wohlklingende mehrstimmige Musikstücke zu setzen. Anfangs wendete man in der mehrstimmigen Musik nur Consonanzen an, später aber auch Dissonanzen, und es ergab sich hieraus für die Harmonie die Aufgabe, die Auflösung der Dissonanzen zu bewirken. In einem ganz beschränkten Sinne hat man eine nur für Blasinstrumente gesetzte Musik Harmoniemusik genannt. Da die Griechen und Römer mehrstimmige Musik nicht hatten, so kannten sie auch die Harmonie in der angegebenen Bedeutung nicht, sondern bezeichneten mit diesem Worte jede Art von Übereinstimmung unter den Tönen, durch welche sich diese zum schönen, musikalischen Ganzen verbinden lassen. Da nun Pythagoras ähnliche Zahlenverhältnisse, wie zwischen den Tönen der Tonleiter stattfinden, auch in der Weltordnung aufzeigen zu können glaubte, so sprachen er und nach ihm seine Schüler viel von einer Harmonie der Sphären (d.h. Weltkugeln). Das Ohr der Sterblichen sollte nur zu schwach sein, diese Musik des sich bewegenden Weltalls zu vernehmen. […] Speciellere Bedeutung haben die Worte Harmonie und harmonisch in einzelnen Wissenschaften, namentlich in der Mathematik. So z.B. sagt man, eine Linie sei harmonisch getheilt, wenn sie aus drei ungleichen Theilen besteht, von denen sich der mittelste zu einem äußern, wie der andere zur ganzen Linie verhält." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 339. Online: http://www.zeno.org/nid/2000083212X
- [5] 1855, egal ob gleichzeitig oder zeitlich versetzt: "Harmonie, in der Musik das nach bestimmten, in der Natur des Klanges begründeten Gesetzen geordnete Zusammenklingen mehrer Töne in einem Accorde, wobei es gleichgiltig ist, ob die Töne der Accorde gleichzeitig angeschlagen werden od. in einer gewissen Folge auf einander. Die H. ist, je nach der Consonanz oder Dissonanz der Töne, eine consonirende oder dissonirende; u. nach der Anzahl der Töne 2-, 3-, 4- etc. stimmig. Die 4stimmige heißt auch die vollkommene H. Die H. ist der Melodie, als der eigentlichen Seele der Musik, untergeordnet, und dient derselben zur nähern Bestimmung, Verstärkung u. Vervielfachung des Ausdrucks." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 229. Online: http://www.zeno.org/nid/20003364658
- [6] 1859, deutliche Erweiterung des Begriff: "Harmŏnie (v. gr.), 1) Zusammenfügung, Verbindung; daher 2) der Zusammenklang mehrer Töne, welche nach gewissen, auf die Natur sich gründenden Regeln verbunden werden; 3) jeder musikalische Wohlklang; daher 4) H. der Sphären eine Hypothese des Pythagoras od. vielmehr seiner Schule, daß nämlich die Himmelskörper, bes. die sieben damals bekannten Planeten (daher Siebenlaut), durch ihre Bewegung in dem Himmelsäther Töne hervorbrächten, welche aber für das sterbliche Ohr nicht vernehmbar wären. Die Töne sollten um so höher sein, einen je weiteren Kreis der bezügliche Planet auf seinem Umlauf um die Sonne beschrieb, um so tiefer, je kleiner der Kreis u. je näher sein Lauf an der Erde war. Als man später acht Planeten kannte, gab man zweien gleiche Bahn u. gleichen Ton; 5) die Übereinstimmung der Theile eines Gemäldes. Wiewohl sich dies auf Formen, Ausführung, Behandlung etc. so gut bezieht, als auf Farben, so spricht man in der Regel doch nur in Bezug auf letztere von H. Zu den größten Meistern in dieser Beziehung gehören Tizian u. Correggio; 6) H. der Evangelisten, Übereinstimmung der Verfasser der vier Evangelien in den von Jesu Leben, Thaten, Reden u. Schicksalen gegebenen Nachrichten. Sie läßt sich allerdings[42] in den Hauptsachen behaupten u. wird durch einzelne unwesentliche Abweichungen nicht aufgehoben. In der neueren Zeit hat man sie mehr nur den drei ersten Evangelien zugestanden (s. Synopse) u. Differenzen des Johannes nachgewiesen, s. Evangelienharmonie; 7) Biblische H., Übereinstimmung nicht nur der Evangelien des N. T., sondern auch beider Testamente, wie sie seit dem 17. Jahrh. in der Protestantischen Kirche mit Gelehrsamkeit nachzuweisen versucht wurden. Die damals sich dazu eigens bildende theologische Wissenschaft, Harmonistik, bemühte sich vornehmlich, alle Discrepanzen od. Widersprüche beider Testamente in sich selbst u. unter einander hinwegzuräumen, z.B. die Opferung Isaaks Genes. 9,6 vgl. mit Exod. 20, 13; od. Genes. 2, 18 vgl. mit Corinth. 1,7,8. Die Harmonistik wurde von Calvin angeregt u. von Andr. Osiander streng geübt; Mich. Walther schr. Harmonia biblica, Lpz. 1638; Calixt Concordia IV. evangeliorum, Goslar 1538; Calov, Harmonia sola coagmentatione verborum divinorum complenda; 8) die Übereinstimmung der Gesinnungen sowohl im eignen Gemüth, woraus der Friede des Geistes als Bedingung eines dauernden Glücks hervorgeht, als auch in einem geselligen Vereine der sämmtlichen Glieder derselben in Hinsicht auf den Gesellschaftszweck; 9) eine Art von unmittelbarer Verbindung von zwei Knochen, welche durch einfaches Aneinanderliegen ungezähnter u. nicht schuppenförmig über einander liegender Ränder derselben bewirkt wird." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 42-43. Online: http://www.zeno.org/nid/20010079874
- [7] 1904, philosophische Bedeutungen: "Harmonie (harmonia): Zusammenfügung einer Vielheit zur Einheit, Zusammenstimmung, Übereinstimmung, Anpassung der Teile eines Ganzen aneinander zu einer Ordnung, Verbindung der Gegensätze in und zu einer Einheit. Die musikalische Harmonie beruht auf dem Fehlen von Schwebungen (s. d.) und Klang-Rauhigkeiten in einer Tonverbindung (HELMHOLTZ, Lehre von d. Tonempfind.2, ff. 297 ff.; Vortr. u. Red. II4, 121 ff.; vgl. WUNDT, Grdz. d, phys. Psychol. II, 65; STUMPF, Conson. u. Disson. Beitr. zur Akust. u. Musikwiss. 1. H. 1898). In der Ästhetik (s. d.) und in der Ethik (Harmonie der Charaktereigenschaften, der Interessen, der individuellen und socialen Triebe u.s.w.) ist der Begriff der Harmonie von Bedeutung. Die Harmonie der Welt, d.h. die gesetzmäßige, causal-teleologische Zusammenfügung der Dinge und Kräfte zu einer Weltordnung, ist von philosophischer Wichtigkeit. Die Pythagoreer übertragen den musikalischen Harmoniebegriff auf das All. In diesem sind alle Gegensätze zur Einheit vereinigt. Alles in der Welt ist nach harmonischen Verhältnissen geordnet, ist selbst Harmonie und Maß: ton holon ouranon harmonian einai kai arithmon (Aristot., Met. I 5, 986 a 3); kata de tous tês harmonias logous (Diog. L. VIII 1, 29). Die Seele (s. d.) ist eine Harmonie (so auch nach ARISTOXENOS, DIKAEARCH, GALEN). Auch die Tugend (s. d.) ist eine Harmonie (tên d' aretên harmonian einai ... kath' harmonian synestanai ta hola, Diog. L. VIII 1, 33). Die Sphärenharmonie entsteht aus dem Zusammenklang der um das Centralfeuer (hestia) sich bewegenden Planeten zu einem Heptachord (vgl. Goethe, Faust I: »Die Sonne tönt nach alter Weise in Brudersphären Wettgesang«). Die Harmonie der widerstreitenden Gegensätze im All betont HERAKLIT, damit die Gesetzmäßigkeit und Ordnung der Welt zum Ausdruck bringend: Hêrakleitos to antixoun sympheron kai ek tôn diapherontôn kallistên harmonian kai panta kat' erin ginesthai (Arist., Eth. Nic. VIII 2, 1155 b 4); ou syniasin hokôs diapheromenon heôutô homologei. palintropos harmoniê hokôsper toxon kai lyrês (die in sich zurückkehrende Harmonie, wie die des Bogens und der Leier, Fragm. 45); esti gar, phêsin, harmoniê aphanês phanerês kressôn (Fragm. 47). Die Harmonie des Weltganzen preisen PLOTIN dann wieder (in pythagoreisch klingender Weise) NICOLAUS CUSANUS, KEPLER, G. BRUNO. Die Harmonie als ethisches Princip betont SHAFTESBURY (Inquir. conc. virt. I, 2; The moral. II, 4; III, 1). Nach LEIBNIZ ist Harmonie »unitas in multitudine«. Er stellt den Begriff der prästabilierten (vorherbestimmten) Harmonie auf, um die Ordnung des Alls ohne directe Wechselwirkung (Influxus, (s. d.)) zu erklären, da ihm die Anerkennung der letzteren durch seinen Begriff der einfachen Monade (s. d.) verwehrt ist. Die Theorie der prästabilierten Harmonie (»harmonia praestabilita, harmonie préétablie, harmonie universelle, accord, concomitance, liaison, accommodement, rapport mutuel reglé par avance« u. dgl.) besagt, daß Gott alle Beziehungen sowohl zwischen den einzelnen Dingen (Monaden) als auch zwischen Seele und Leib von Anfang an so geordnet hat, daß alles Geschehen gesetzmäßig und zweckmäßig verlaufen muß, obgleich statt wirklicher Einzelcausalität nur ein Parallelismus, eine Coordination der Geschehnisse besteht. Jeder Monade hat Gott ein festes Gesetz eingepflanzt, welchem gemäß ihre (rein[430] immanente) Tätigkeit sich abspielt, so aber, daß alle Monaden einander angepaßt sind, daß auf alle Rücksicht genommen ist, daß die Vorgänge einander angemessen, angepaßt sind (Monadol. 51, 52, 60). Den Namen »prästabilierte Harmonie« gebraucht Leibniz zuerst 1696, in einem Briefe an Basnage de Beauval (Gerh. III, 121 f.; vgl. III, 67, Brief an Bayle). Die Monaden sind rein geistig, punktuell, »ohne Fenster«, bilden jede »un monde à part«, können daher nicht gegenseitig aufeinander einwirken. Daher muß Gott der Vermittler der Causalität sein, aber nicht bloß gelegentlich, wie der Occasionalismus (s. d.) meint sondern ein für allemal von Anfang an. Alle Monaden sehen das eine Universum in verschiedenem Klarheitsgrade, jede hat Beziehungen, welche alle anderen ausdrücken, so daß sie ein lebendiger Spiegel des Alls ist (Monadol. 66, 57). »Car chacune de ces âmes exprimant à sa manière ce qui se passe au dehors et ne pouvant avoir aucune intfluence des êtres particuliers ou plutôt devant tirer cette expression du propre fond de sa nature, il faut nècessairement, que chacune ait reçue cette nature d'une cause universelle, dont ces êtres dèpendent tous et qui fasse, que l'un soit parfaitement d'acoord et correspondant avec l'autre, ce qui ne se peut sans une connaissance et puissance infinie« (Nouv. Ess. IV, § 11). Insbesondere besteht eine Harmonie zwischen Leib und Seele. Psychische und physische Processe gehen einander parallel, sind einander gesetzmäßig zugeordnet, ohne psychophysische Wechselwirkung, ohne Durchbrechung jeder Reihe von Vorgängen. Seele und Leib gleichen zwei Uhren, die so eingerichtet sind, daß ihr Gang für alle Zeiten ein übereinstimmender ist (Gerh. IV, 498). »L'âme suit ses propres lois, et le corps aussi les siennes, et ils se rencontrent en vertu de l'harmonie préétablie entre toutes les substances, puisqu'elles sont toutes les representations d'un même univers« (Monadol. 78). »Les âmes agissent selon les lois de causes finales par appétitions, fins et moyens. Les corps agissent selon les lois de causes efficientes ou des mouvements. Et les deux règnes... sont harmoniques entre eux,« (Monadol. 79). »Ce système fait, que les corps agissent comme si (par impossible) il n'y avait point d'âmes, et que les âmes agissent comme s'il n'y avait point de corps, et que tous deux agissent comme si l'un influait sur l'autre« (Monadol. 81). »Dieu a créé d'abord l'âme de telle sorte, que pour l'ordinaire il n'a besoin de ces changements, et ce qui arrive à l'âme, lui naît de son propre fonds, sans qu'elle se doive acoommoder au corps dans la suite, non plus que le corps à l'âme. Chacun suivant ses lois, et l'un agissant librement, l'autre sans choix, se rencontre l'un avec l'autre dans les mêmes phénomènes« (Gerh. II, 58). Der Seele und dem Leibe hat Gott eine Natur verliehen, »dont les lois mêmes portent ces changements, de sorte que selon moi les actions des âmes n'augmentent n'y diminuent point la quantité de la force mouvante, qui est dans la matière, et n'en changent pas même la direction« (Gerh. III, 121 f.). Endlich besteht auch eine Harmonie zwischen dem »Reiche der Natur« und dem »Reiche der Gnade«, d.h. zwischen dem Handeln und dessen Folgen. Die Dinge führen auf natürliche Weise zur Gnade, zum verdienten Zustand, zum Glücke, die Sünden, das Schlechte zur Strafe, so daß alles aufs schönste, beste, gerechteste geordnet ist (Monadol. 87, 88, 89). Die Gegenwart geht mit der Zukunft schwanger, in jeder Seele könnte man die Schönheit des Alls lesen (Princ. de la nat. 13). Mechanisches und zweckvolles Geschehen sind miteinander in Harmonie. »Je me flatte d'avoir pénétre l'harmonie des différents règnes et d'avoir vu, que les deux partis ont raison, pour rien qu'ils ne se choquent point; que tout ce fait mécaniquement[431] et metaphysiquement en même temps dans les phenomènes de la nature« (Gerh. III, 607). – Mit Modificationen wird die prästabilierte Harmonie gelehrt von CHR. WOLF, BAUMGARTEN (Met. § 462 ff.), BILFINGER (De harmon. praest. p. 73 ff.) u. a. Gegner dieser Lehre ist u. a. RÜDIGER, der an der Influxustheorie (s. d.) festhält. Von einer »constabilierten Harmonie« spricht SWEDENBORG. In seiner vorkritischen Periode nimmt KANT eine (aber nicht vorbestimmte) »Harmonie der Dinge« mit wirklicher Wechselwirkung an (Princ. prim. sct. III). Bei verschiedenen neueren Philosophen kommt der Gedanke der Weltharmonie zur Geltung, so bei SCHELLING (Syst. d. transc. Ideal. S. 65; Vom Ich S. 201 f.), HERBART, HILLEBRAND (nach welchem Denken und Sein in prästabilierter Harmonie miteinander sind (Philo(s. d.) Geist. I, 5), LOTZE, J. H. FICHTE, der von einem allgemeinen »Harmonismus« der Dinge spricht (Psychol. II, 21) und FECHNER (Zend-Avesta II, 152); auch bei M. WARTENBERG (Probl. d. Wirkl. 1900, S. 136). Vgl. Identitätsphilosophie, Parallelismus, Seele, Wechselwirkung, Trieb." In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 430-432. Online: http://www.zeno.org/nid/20001790307
- [8] 1905, auch ästhetisch, philosophisch: "Harmonīe (griech.) ist die wohlgefällige Übereinstimmung der Teile eines zusammengesetzten Ganzen. Sie erstreckt sich auf Erscheinungen der äußern wie der innern Welt, man spricht von der H. menschlicher Kräfte, sei es des Einzelnen, dessen verschiedene Bestrebungen sich zu einem Ganzen ordnen und der Wollen und Vollbringen geschickt angleicht, sei es einer Gemeinschaft, deren Glieder sich ergänzen und verstehen (daher »H.« oft Name geselliger Vereinigungen). H. heißt in der Geschichte der Philosophie auch der Zusammenhang, die innige Verbindung von Leib und Seele, vermöge deren ihre beiderseitigen Tätigkeiten zusammenstimmen; »prästabiliert« nennt Leibniz diese H., weil sie, seiner Lehre zufolge, auf einer ursprünglichen göttlichen Anordnung beruht. – Die größte Bedeutung kommt der H. in der Kunst zu, wo sie vor allem als Farbenharmonie (s. d.) oder Klangharmonie (s. unten) in einer ästhetisch wirksamen äußern Gliederung der Teile eines komplexen Gebildes in die Erscheinung tritt. Auch die symmetrische Gliederung optischer und die rhythmische Gliederung akustischer Eindrücke ist der H. verwandt. Insbesondere aber macht sie sich (und hierfür kommt in erster Linie die Poesie in Betracht) in der Übereinstimmung von Inhalt und Form geltend: die Gefühle, die der Inhalt erregt, müssen zu denen, die die Form auslöst, im Einklang stehen; wo dies nicht der Fall ist, tritt eine schwere Störung des ästhetischen Eindrucks ein. Desgleichen muß dort, wo ein abstrakter Gedanke einem konkreten künstlerischen Gebilde zugrunde liegt, zwischen diesen beiden Elementen H. herrschen, d. h. sie müssen in allen Einzelheiten parallel gehen. In der Musik bezeichnet das Wort die Vereinigung mehrerer Töne zu einem Akkord, im weitern Sinne jeden Zusammenklang gegen einander verständliche Töne (Gegensatz Disharmonie), im engern Sinn einen Zusammenklang zur engern Einheit der Konsonanz verschmelzender Töne (Gegensatz Dissonanz). Vgl. Akkord und Konsonanz. Bei den Griechen, welche die Mehrstimmigkeit noch nicht kannten, war H. soviel wie Tonleiter." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 812. Online: http://www.zeno.org/nid/20006743412
- [9] 1907, z. B. auch als Geist: "Harmonie (gr. harmonia = Zusammenfügung) ist eigentl. die den Klanggesetzen angemessene gleichzeitige Verbindung von Tönen. Von der Musik hat man das Wort auf jede wohlgefällige Einheit eines Mannigfaltigen übertragen, besonders in der bildenden Kunst; daher spricht man auch von einer Harmonie der Anordnung, des Ausdrucks, der Lichtabstufungen, der Farben usw. – Eine harmonische Weltanschauung nennt man die Vereinigung des Glaubens mit dem Wissen, der Forderungen des Gemüts mit den Resultaten der Forschung. Ein harmonischer Charakter ist derjenige, bei welchem alle Grundkräfte des Geistes gleichmäßig ausgebildet sind, wie es uns an Sokrates, Goethe u. a. entgegentritt. – Die Pythagoreer erfanden den Begriff einer Harmonie der Sphären, d.h. eines gesetzmäßigen Kreislaufs der Himmelskörper um die Hestia, das Zentralfeuer, den ein. musikalischer Heptachord begleiten sollte. Leibniz (1646-1716) lehrte pluralistisch, alle Monaden seien voneinander unabhängig, jede ein Wesen für sich, ohne kausale Beziehung zu den anderen, er nahm aber eine »prästabilierte« (d.h. vorher von Gott bestimmte) Harmonie zwischen den Monaden an, um ihr Zusammenwirken zu erklären, und ersetzte durch diese Lehre den unhaltbaren Occasionalismus (s. d.) der Cartesianer. Swedenborg (1688-1772) spricht von einer »konstabilierten« Harmonie, welche die Ordnung der mechanisch-organischen Welt ausmacht. Die Materialisten alter und neuer Zeit nennen endlich die Seele die »Harmonie des Leibes«. So auch schon Philolaos, Aristoxenos, Dikaiarchos und Galenus. Vgl. Seele." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 256-257. Online: http://www.zeno.org/nid/20003583368
- [10] 1911, vorwiegend musikalisch: "Harmonīe (grch.), Zusammenklang, Übereinstimmung; das richtige Verhältnis der Teile eines Ganzen; in der Musik die Vereinigung verschiedener Töne zu einem etwas Einheitliches darstellenden Zusammenklang, Akkord; dann die gesamten Zusammenklänge in einem mehrstimmigen Tonsatz; auch das richtige Verhältnis der einzelnen Töne eines Musikstücks zueinander. – Harmonielehre oder Harmōnik, die Lehre von den Gesetzen der Harmonieverbindungen und vom musikal. Satz; in weiterm Sinne gehört auch die Lehre vom Kontrapunkt hierher. – Vgl. Richter (22. Aufl. 1900), Riemann (3. Aufl. 1898), Bußler (5. Aufl. 1903), Piel (7. Aufl. 1900)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 761. http://www.zeno.org/nid/20001174231
- [11] Im Katechismus (Glaubensbekenntnis) der katholischen Kirche heißt es zur Harmonie der Schöpfung: "Die Schönheit des Universums: Ordnung und Harmonie der erschaffenen Welt ergeben sich aus der Verschiedenheit der Seinsformen und der Beziehungen unter diesen. Der Mensch entdeckt sie nach und nach als Naturgesetze. Sie rufen die Bewunderung der Wissenschaftler hervor. Die Schönheit der Schöpfung widerspiegelt die unendliche Schönheit des Schöpfers. Sie soll Ehrfurcht wecken und den Menschen dazu anregen, seinen Verstand und seinen Willen dem Schöpfer unterzuordnen." In: Katechismus der Katholischen Kirche. Stand 1997. 1997. Dort der Absatz 341. Online: https://www.vatican.va/archive/DEU0035/__P1H.HTM