Denkökonomie
Wissenschaft
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Definition
Als Denkökonomie oder auch Ökonomie des Denkens bezeichnet man das Prinzip, dass man bei intellektuellen Vorgängen im Sinne eines Triebs entweder tatsächlich zum geringstmöglichen Aufwand zum Erreichen eines Denkzieles neigt. Oder aber, als Empfehlung ausgesprochen, dass man dazu neigen sollte. Das Ziel für die Wissenschaften sei es dann, das Wissen auf die sparsamste Weise auszudrücken.[1] Ohne das Wort Denkökonomie zu verwenden empfiehlt etwa der Mathematiker Whithead, Gedanken möglichst in Symbolen auszudrücken.[2] Eng verwandt mit der Idee der Denkökonomie ist die Idee, dass man bei neuen Theorien auf unnötige Annahmen, unnötige Komplikationen möglichst verzichten sollte. Vor allem in den Naturwissenschaften spricht man dann von Ockhams Rasiermesser ↗
Fußnoten
- [1] Ein Lexikon aus dem Jahr 1904 führt zu diesem Thema aus: "Ökonomie des Denkens, Princip der, ist eine Anwendung des »Principes des kleinsten Kraftmaßes« (s. d.) auf die geistigen, intellectuellen Vorgänge. Es ist ein (biologisch-psychologisches) Princip der Leistung größtmöglicher geistiger Arbeit mit den geringsten Mitteln und führt zur Verdichtung, Vereinheitlichung und Ordnung des Erfahrungsinhaltes. HODGSON erklärt: »The fundamental law of all reasoning considered as an action is the law of parcimony, because it is the practical law of all voluntary effort to do the most we can with the least effort we can« (Philos. of Reflex. I, 296). W. JAMES bemerkt: »Der Trieb zur Sparsamkeit, zur Sparsamkeit nämlich mit den Mitteln des Denkens, ist der philosophische Trieb par excellence« (Wille zum Glaub. S. 71). – Von der »Ökonomie« des Geisteslebens spricht J. H. FICHTE (Psychol. II, 106). R. AVENARIUS stellt als geistiges »Princip des kleinsten Kraftmaßes« den Satz auf: »Die Änderung, welche die Seele ihren Vorstellungen bei dem Hinzutritt neuer Eindrücke erteilt, ist eine möglichst geringe.« »Der Inhalt unserer Vorstellungen nach einer neuen Apperception ist dem Inhalte vor derselben möglichst ähnlich« (Philos. als Denk. d. Welt, Vorw.). E. MACH erklärt: »Die Methoden, durch welche das Wissen beschafft wird, sind ökonomischer Natur« (Wärmelehre, S. 39). Er betont, daß die Naturwissenschaft »den sparsamsten, einfachsten begrifflichen Ausdruck als ihr Ziel erkennt« (Die ökon. Natur d. physikal. Forsch. S. 21). Vermittelst der Denkökonomie vermag das Denken die Erfahrungen zu ordnen, zu beherrschen (vgl. R. HÖNIGSWALD, Zur Krit. d. Machschen Philos. S. 40 ff.). H. CORNELIUS betont: »Die Erklärung der Tatsachen erweist sich uns... überall als identisch mit dem Proceß einer Vereinfachung unserer Erkenntnis.« Es beruht dies auf einem Streben des Erkennens nach Vereinfachung (Einl. in d. Philos. S. 32). Das Princip der Ökonomie des Denkens ist das Grundgesetz aller Verknüpfungen unserer Erfahrungen, es ist »nichts anderes als der einfachste zusammenfassende Ausdruck unserer vorwissenschaftlichen wie unserer wissenschaftlichen Begriffsbildungen, welche aus den notwendigen Bedingungen für die Einheit unserer Erfahrung herfließen« (l. c. S. 257). HUSSERL bemerkt: »Vor aller Denkökonomik müssen wir das Ideal schon kennen, wir müssen wissen, was die Wissenschaft idealiter erstrebt..., ehe wir die denkökonomische Function ihrer Erkenntnis erörtern und abschätzen können«" In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 52. Online: http://www.zeno.org/nid/20001797751
- [2] Whitehead zu Symbolen, als Beispiel wie man das Denken ökonomisch gestalten kann. Er bezieht sich auf die Gleichung x+y = y+x als symbolische Schreibweise für das Kommutativgesetz der Addition. Er führt dann aus: "If anyone doubts the utility of symbols, let him write out in full, without any symbol whatever, the whole meaning of the following equations". Im Anschluss fügte Russel das Kommutativ-, Assoziativ- und Distributivgesetz an. Für das Kommutivgesetz gab er als Sprachfassung: "If a second number be added to any given number the result is the same as if the first given number had been added to the second number." Und er hält den Umgang mit diesen Symbolen für recht einfach: "This example shows that, by the aid of symbolism, we can make transitions in reasoning almost mechanically by the eye, which otherwise would call into play the higher faculties of the brain." Und Whitehead wehrt sich gegen den landläufigen Allgemeinplatz, dass "It is a profoundly erroneous truism, repeated by all copy-books and by eminent people when they are making speeches, that we should cultivate the habit of thinking of what we are doing. The precise opposite is the case. Civilization advances by extending the number of important operations which we can perform without thinking about them. Operations of thought are like cavalry charges in a battle — they are strictly limited in number, they require fresh horses, and must only be made at decisive moments." An dieser Stelle eines kriegerischen Beispiels sei angemerkt, dass Whitehead im Ersten Weltkrieg den Kriegsdienst verweigert hatte und dafür ins Gefängnis ging. Ein großer Vorteil der Darstellung in Symbolen ist, dass man das Ganze schnell mit einem Blick erkennen kann und auch schnell aufschreiben kann: "One very important property for symbolism to possess is that it should be concise, so as to be visible at one glance of the eye and to be rapidly written." In: Alfred North Whitehead: An Introduction to Mathematics. London. WILLIAMS & NORGATE. Dort die Seite 46.