Dämon
Geistwesen
Basiswissen
Als Dämon bezeichnet man heute ein Geistwesen mit meist böser Absicht. Diese Bedeutung ist aber vergleichsweise neu. Früher war ein Dämon nicht automatisch etwas Böses. In den (Natur)Wissenschaften ist ein Dämon oft ein ideenprovozierender Quälgeist.
Was meint Dämon in der griechischen Antike?
Das griechische Wort δαίμων (daimon) bezeichnete ursprünglich ein Geistwesen ohne negative Beibedeutungen[1]. Es konnten die gottähnlichen Geister der verstorbenen sein oder auch wohlwollend warnende Stimmen, ähnlich einer Gewissensstimme. Erst im christlich geprägten Mittelalter nahm der Begriff seine heutige Bedeutung von bösen Wesen oder Dienern des Teufels an [].
Was meint Dämon heute?
Im christlich geprägten Mittelalter nahm der Dämon zunehmend seine heutige Bedeutung von einem bösartigen Höllenwesen, einem Handlanger des Teufels an. In der Naturwissenschaft oder Mathematik bezeichnet er oft einen eher neckischen Quälgeist, der auf einen hartnäckigen Denkwiderstand verweist. Berühmt sind die Dämonen von Laplace und Maxwell.
Was ist der Laplacesche Dämon?
Als Laplaceschen Dämon bezeichnet man eine fiktive Super-Intelligenz, die den Gang der Welt bis in alle Zukunft und zurück bis zum Beginn der Zeit berechnen könnte. Mehr unter Laplacescher Dämon ↗
Was ist der Maxwellsche Dämon?
Dieser Dämon verletzt den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik: er kann aus einem gleichmäßigen warmen Gas mechanische Arbeit gewinnen, was aber theoretisch unmöglich ist. Mehr dazu unter Maxwellscher Dämon ↗
Was ist der Genius malignus
In der Erkenntnistheorie von Rene Descartes ist der Genius malignus ein böser Geist, der den Menschen nur vorgaukelt, dass es eine äußere Welt der Dinge (res extensa) gibt. In Wahrheit aber ist die Welt nur eine Täuschung, so das Gedankenexperiment. Siehe auch Genius malignus ↗
Was ist der Goethesche Dämon?
Johann Wolfgang von Goethe verdichtete in seinen letzten Lebensjahren seine Lebensphilosophie in dem Gedicht "Urworte Orphisch". Die erste Strophe hat er mit Daimon überschrieben. Er meint damit so viel wie ein zum Schaffen getriebenes Wesen. Mehr dazu unter Urworte Orphisch ↗
Fußnoten
- [1] 1809, Dämonen als durcheweg gute Wesen: "Der Dämon (Mythol.) im Allgemeinen ein Gott; vorzüglich aber ein so genannter Schutzgeist, wie sich Sokrates einen zu haben rühmte, den er nur folgen dürfe, um gut zu handeln." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 314. Online: http://www.zeno.org/nid/20000748455
- [2] 1835, Dämonen als Mittelwesen zwischen Mensch und Gott: "Dämon, dämonisch, Dämonologie. Die Dämonen (Höchsteinsichtsvollen, Weisen, Allwissenden) bilden einen wichtigen Artikel in der Geschichte des Glaubens und Aberglaubens aller Völker und Zeiten. – Nirgends in der unendlich reichen und mannichfaltigen Schöpfung gewahrt der Mensch einen Sprung. Ueberall tritt ein stufenweises Aufsteigen von dem Unvollkommenen zu dem Vollkommenen hervor. Von dem todten Steine bis zur Pflanze, von der Pflanze bis zum Wurme, von dem Wurme bis zum Menschen baut das Leben sich fort von Stufe zu Stufe. Warum sollte daher eine so große, beinahe unabsehbare Lücke sein zwischen dem Menschen und der Gottheit? Eine Ursache davon konnte der Sterbliche nicht finden. Und deßhalb füllte die schöpferische Phantasie des Orientalen diesen scheinbaren Sprung mit einer zahllosen Menge von Mittelwesen aus." Der Gedanke wir dann noch weiter ausgeführt. In: Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 64-65. Online: http://www.zeno.org/nid/20001723243
- [3] 1858, Gute und Schlecht, interkulturell: "Dämon (gr., lat. Genius), 1) Gott, Gottheit, göttliches Wesen; 2) Seelen der Menschen aus dem goldenen Zeitalter, die in Luft gehüllt als Schutzgötter der Menschen auf Erden weilen; wogegen den griechischen Philosophen Dämonen die Seelen der Abgeschiedenen überhaupt sind; 3) niedere Gottheiten, Geister. Die spätere Dämonologie od. Lehre von den D-en unterschied a) Agathodämones (gute D-en, Genien) u. b) Kakodämones (böse D-en, böse Geister). Das Vaterland der Dämonenlehre ist der Orient." Es folgt eine große Übersicht zum Dämonenglauben bei verschiedenen Völkern. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 668-669. Online: http://www.zeno.org/nid/20009752706
- [4] 1906, Dämonen in der Stufenleiter des Seins: Dämon (griech.), Bezeichnung für Mittelwesen zwischen Gottheit und Menschen, teils guter, teils böser Natur. Die religiöse Phantasie und Spekulation fast aller alten Völker war bemüht, die Stufenleiter von den niedrigsten Produkten der Erde bis herauf zum Menschen durch Annahme von Wesen zu ergänzen, die vom Menschen bis hinauf zur obersten Gottheit fortführten." Der Gedanke wird dann ausführlich weiter ausgeführt. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 442-443. Online: http://www.zeno.org/nid/20006462804
- [5] Adolf Rodewyk: Dämonische Besessenheit. Tatsachen und Deutungen. Pattloch Verlag. 4. Auflage. 1988. ISBN: 3-629-91050-5. Das Buch bietet einen breit angelegten Zugang zu dem Thema, historisch, theologisch, medizinisch und parapsychologisch.