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Polder (Bergbau)

Tagebau

Basiswissen


In Tagebauen muss oft fließfähiger Abraum aus feuchten oder durchnässten Tonen und Lehmen standsicher verkippt werden. Dazu werden zunächst große beckenartige Gebilde aus festen Sanden und Kiesen angelegt. Diese lässt man später mit nicht-standfähigem Material vollaufen. Diese Strukturen heißen Polder. Das ist hier kurz vorgestellt.

In welchem Zusammenhang kommen Polder im Bergbau vor?


Im Rheinland, zwischen den Städten Köln, Mönchengladbach und Aachen lagerten und lagern noch immer große Vorkommen an Braunkohle. Die Braunkohle liegt oft viele hunderte Meter tief unter der Erdoberfläche. Um an diese Kohle heranzugelangen trägt man mit riesigen Schaufelradbaggern das Material oberhalb der Kohle ab. Ist das so entstandene Loch einmal groß genug, dann kann man das Material von der sogenannten Baggerseite direkt mit Gurtförderanlagen auf die gegenüberliegende Kippenseite transportieren und das Loch von dort wieder auffüllen. Das Loch - die eigentliche Tagebauöffnung - beginnt damit durch die Landschaft zu wandern. Lies mehr zu dieser Art einer Tagebauführung im Artikel zum Schwenkbetrieb ↗

Wodurch werden Polder notwendig?


Die Tagebaue im Rheinland erreichten Teufen, das heißt Tiefen, von über 400 Metern (Hambach). Entsprechend trug man damit auch viele Grundwasserhorizonte zusammen mit dem Deckgebirge ab. Zwar wurden das Deckgebirge vor dem eigentlichen Abtragen bereits jahrelang zuvor durch Brunnen entwässert, aber nicht immer erreichte diese Maßnahme eine ausreichende Trocknung des Gebirgsmaterials. Vor allem an tonigen, lehmigen und schluffigen Materialien haftete meist viel Wasser an. Teilweise sah man nach dem Anschnitt auf der Baggerseite fließendes Wasser aus den steilen Böschungen austreten. Dieses feuchte Material wurde dann spätestens beim Transport auf den Gurtförderanlagen stark fließfähig. War dazu die Rüttelbewegung des Gurtförderers nötig sprach man auch von einer sogenannten Thixotropie. Kam das Material dann nach einem Förderweg von oft über 12 Kilometern letztendlich auf der Absetzerseite an, um dort verkippt zu werden, war es nahezu dünnflüssig. Es wäre die bestehende Böschung einfach unkontrolliert heruntergeflossen. Das Problem wurde durch die sogenannten Polder gelöst.

Wie funktionierte ein Polder im Tagebau?


Abgebaggerte Kiese und Sand hatten oft nur geringe Restfeuchtigkeiten. Mit ihnen ließen sich standsicher auch steilere Kegel und Böschungen bilden. Aus solchen Material wurden dann auf der Absetzerseite des Tagebaus große Becken angelegt. Und später ließ man in diese Becken hinein das weniger standfeste Material hinaulaufen.

Welche Anforderungen stellten Polder an die Tagebauplanung?


Stünde auf der Baggerseite mehr nicht-standsicheres Material an als es standfestes Material zum Bau von Poldern gab, könnte dies zu einem Stillstand des Tagebaus führen. Es musste also lange im Voraus bekannt sein, wie viel Material von welcher Beschaffenheit an jedem einzelnen Tag angebaggert wird. Die dazu nötige Kenntnis stammte meist aus Bohrungen, mit denen der Untergrund bis auf einige hunderte Meter Teufe erkundet worden war. Die genaue örtliche Bestimmung der Lage von verschiedenen geologischen Schichten war die Aufgabe des Markscheidewesen[s] ↗