Nerd
Einseitig veranlagter Wissenstyp
Kurzbeispiele
Der Begriff Nerd stammt aus den USA und steht dort für einen Menschen, der auffällig überwiegend naturwissenschaftlich-technische Interessen auslebt. Typische Erkennungsmerkmale in der populärkulturellen Darstellung sind Brillen, unmodische Kleidung und ein vorwiegend alltagsuntaugliches Verhalten.
Charakterisierung
Bereits aus der griechischen Antike ist das Bild vom lebensunfähigen Wissenstyp überliefert: Der Philosoph Thales soll beim Betrachten des Himmels in einen Brunenn gefallen sein (Quelle: Platon, Theiatetos, 174a). Der Philosoph blicke nur nach Höherem, beachte aber nicht die Alltäglichkeiten, die ihm zu Füßen liegen. Dieses Grundmotiv charakterisiert auch Nerds in Büchern, Filmen und Alltagsgeschichten. Typische Charaktereigenschaften sind Weltfremdheit, Wissensdurst und Machtblindheit.
Die fliegende Insel Laputa
Der irische Autor Jonathan Swift schildert in seiner bissigen Satire "Gullivers Reisen" eine fliegende Insel, die von Wissenschaftlern beherrscht wird. Sie blicken ständig in den Himmel, schlafen beim Reden ein und sind skrupel- und gefühllos gegenüber den Bewohnern der Erdoberfläche. Der Name der Insel Laputa ist ein Wortspiel "la putaine" (Hure) und spielt auf die Käuflichkeit der Wissenschaft an. Das Buch erschien zu einer Zeit (1726) als Newton, Hooke oder Huygens anerkannte Namen angesehener Wissenschaftler waren.
Extreme Introversion?
Der schweizer Psychiater C. G. Jung unterschied zwei Pole menschlicher Neigungen: Extraversion und Introversion. Gesund ist ein ausgewogenes Zusammenspiel beider Neigungen. Zu typbildenden Auffälligkeiten kommt es laut Jung, wenn einer der Pole stark überwiegt, im Falle der Introversion wären das zum Beispiel: Desinteresse an menschlichen Rangordnungen, starke Hinwendung zu Gedaknengebäuden, Abneigung gegenüber Geldgeschäften und Verträgen sowie zur Erkämpfung der eigenen Stellung im sozialen Miteinander. Diese Attribute decken sich weitgehend mit den karikaturhaften Überzeichnungen klassicher Nerds.
