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Transparenz (Politik)


Offene Informationen


Basiswissen


Von Transparenz im Sinne der Politik spricht man, wenn politische Ziele, Abläufe und Sachverhälte für alle Bürger bei Wunsch jederzeit ohne unangemessen großen Aufwand nachvollziehbar sind. Das ist hier kurz mit einigen Aspekten vorgestellt.

Die klassische Transparenz: das Parlament


In einer parlamentarischen Demokratie gilt das Parlament oft als die wichtigste Staatsorgan zur Wahrung einer Transparenz. Da die wichtigsten Gesetze oder sonstige Beschlusse und auch die Wahl der Regierung oft vom Parlament durchgeführt werden, ist das Parlament ein sehr machtvolles Organ. Das Parlament hat seinen Namen vom französischen Verb parler, was so viel wie reden bedeutet. Im Parlament sollen alle wichtigen Themen frei debattiert werden. Werden diese Reden dann ohne großen Zeitverzug auch öffentlich gemacht, werden die Inhalte der Politik damit transparent. Siehe auch Demokratie ↗

Transparenz und Intelligibilität


Als Intelligibilität bezeichnet man in der Philosphie das etwas von sich aus überhaupt verständlich ist. Das klassische Beispiel für einen ungeklärten Fall ist das sogenannte Voynich-Manuskript. Dieses ist zurzeit (2023) nicht nur unverstanden sondern möglicherweise an sich unverstehbar. Die Handschrift mit vielen Bildern stammt wahrscheinlich aus dem 15ten Jahrhundert und ist mit unverständlichen Zeichen in einer womöglich unverständlichen Sprache geschrieben oder einfach nur eine bedeutungslose Aneinanderreihung von Phantasie-Symbolen. Eine Politik kann nur dann im eigentlichen Wortsinn transparent sein, wenn die Informationen nicht nur frei zugänglich sind, sondern diese auch ein verstehbares größeres Bild ergeben können. Wenn die Absichten der Abgeordneten der Parlamente nur momentane kurzlebigen Schrullen sind und nicht Teil einer zusammenhängenden Politik, dann wird man in der Politik trotz ihrer Transparenz keinen größeren Zusammenhang erkennen. Siehe dazu auch den Artikel Intelligibilität ↗

Transparenz und Intelligenz


Für wahre Transparenz kommt zur Forderung der Intelligibilität noch hinzu, dass die einzelnen Bürger selbst das Vermögen aufbringen müssen, die Informationen zu verstehen, ihre Bedeutung zu erfassen. Wer nichts über Staatstheorie, Geschichte oder Soziologie weiß, wird möglicherweise in einer frei zugänglichen Information etwas über "Subsidiarität" lesen, damit aber wenig anfangen können. Zum Verständnis nötig ist ein Mindestmaß an individueller Bildung und individueller Intelligenz ↗

Transparenz und Selbstwirksamkeit


Wo Transparenz als notwendige Voraussetzung für eine gelungene Demokratie oder ein anderes politisches System gefordert wird, muss gleichzeitig auch die Forderung nach der Selbstwirksamkeit erhoben werden. So bezeichnet man das Vermögen einer Person, selbst etwas an ihrem Schicksal ändern zu können. Dazu muss der Rahmen gegeben sein. Lies mehr dazu im Artikel zur Selbstwirksamkeit ↗

Transparenz und Bildungsssprache


Die sogenannte Bernstein-Hypothese sagt, es gibt zwei Arten von Sprachen: eine restringierte und eine elaborierte. Restringiert heißt begrenzt oder beschränkt. Elaboriert heißt so viel wie ausgearbeitet, vielgestaltig oder reich. Die restringierte Sprache wäre die Sprache der "einfachen Leute", die elaborierte Sprache wäre dann die Bildungssprache. Verschiedene Studien zeigen seit über 100 Jahren immer wieder, dass Fremdworte, lange Sätze oder schwierige grammatische Konstrukte vielen Menschen das Verständnis erschweren. Hier ist für Transparenz zu fordern, dass Informationen in einer Sprache vermittelt werden sollten, die die meisten Menschen auch verstehen können. Siehe mehr dazu im Artikel zur Bernstein-Hypothese ↗

Transparenz und Künstliche Intelligenz


Seit Jahrzehnten beeinflussen Chatbots soziale Medien. Menschen können zunehmend weniger unterscheiden, ob ein Text von einem anderen Menschen oder von einem Computerprogramm erzeugt wurde. Dasselbe gilt zunehmend auch für weitreichende Entscheidungen: Banken und Geldverwalter lassen immer mehr Computer über die Investition von Geldern entscheiden. Dabei werden oft neuronale Netze eingesetzt, die von sich aus nicht sagen können, warum sie zu dieser oder jenen Entscheidung gekommen sind. Dort wo wir künstliche Intelligenzen Entscheidungen treffen lassen, die wir nicht mehr nachvollziehen können, geben wir selbst den Anspruch auf Transparenz preis. Dem polnische Autoren Stanislaw Lem (1921 bis 2006) zufolge droht im schlimmsten Fall eine Rückentwicklung des Menschen zu einem reinen Empfänger von Entscheidungen. Lem nannte das soziointegrative Degeneration (Soziologie) ↗

Fußnoten