Homo oeconomicus
Definition
Basiswissen
Der Homo oeconimicus der Wirtschaftswissenschaften, auch rationaler Agent genannt ist ein modellhat angenommer Typ von Mensch. Man betrachtet ihn als einen „ausschließlich 'wirtschaftlich' denkenden Menschen” mit der „Fähigkeit zu uneingeschränktem rationalen Verhalten”. Seine Handlungen werden bestimmt vom „Streben nach Nutzenmaximierung, das für Konsumenten, oder Gewinnmaximierung, das für Produzenten angenommen wird[1].” Wer etwa eine Pfandflasche nur deshalb zurück in ein Geschäft bringt, um sein Pfand zurück zu erhalten, handelt als reiner Homo oeconomicus[4]. Ein Gegenkonzept zu diesem reinen Ich-bezogenen Verhalten ist die Idee des Altruismus ↗
Fußnoten
- [1] Jean-Paul Thommen: Homo oeconomicus. In: Gabler Wirtschaftslexikon. Revision von Homo oeconomicus vom 24.08.2021. Online: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/homo-oeconomicus-34752/version-384745
- [] Max Weber: der Homo oeconomicus kann ganz ohne Emotionen seine Interessen verfolgen: "Sachlich, »ohne Ansehen der Person«, »sine ira et studio«, ohne Haß und daher ohne Liebe, verrichtet der bureaukratische Staatsapparat und der ihm eingegliederte rationale homo politicus, ebenso wie der homo oeconomicus, seine Geschäfte einschließlich der Bestrafung des Unrechtes gerade dann, wenn er sie im idealsten Sinne der rationalen Regeln staatlicher Gewaltordnung erledigt." In: Weber, Max (1864 bis 1920): Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie. Band 2, Tübingen 1986. Dort die Seite 545. Online: http://www.zeno.org/nid/20011440678
- [2] Max Weber, klassischer Bürger als Homo oeconomicus: "Die Stadt (im Binnenland) ist bei allem Gewicht, welches auf die Wehrhaftigkeit der Bürger gelegt werden mußte, doch von Anfang an, und zunehmend, »bürgerlichen« Charakters, auf friedlichen Markterwerb zugeschnitten. Der »Bürger« ist im Mittelalter von Anfang an in weit höherem Maße »homo oeconomicus« als der Bürger einer antiken Polis es sein will oder kann." In: Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Hrsg. von Marianne Weber. Tübingen 1988, S. 253-278. Dort die Seite 261. Online: http://www.zeno.org/nid/20011440953
- [3] Fritz Machlup: Homo Oeconomicus and His Class Mates", 1970, in Natanson, editor, Phenomenology and Social Reality.
- [4] Die Idee von einem Pfand für Trinkflaschen beruht auf dem Modell des Homo oeconomicus: " Das Pfandsystem beruhte auf dem Appell an ein rein pekuniäres [geldgeleitetes] Interesse: Wenn ich mein Leergut abgab, dann um mir, als echter homo oeconomicus meine 50 Cent zurückzuholen." In: Gegroire Chamayou: Die unregierbare Gesellschaft. Eine Genealogie des autoritären Liberalismus. Suhrkamp Verlag. Zweite Auflage 2020. ISBN: 978-3-518-58738-6. Die Kernidee des Buches ist es, dass Staaten Autoritär im Bereich des Politischen sein können und gleichzeitig liberal gegenüber den rein wirtschaftlichen (und unpolitischen) Handlungen der Bürger. Eine Blaupause dafür bildete unter anderem die Zeit der Diktatur in Chile unter dem Autokraten Pinochet [1973 bis 1990].