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Theodizee

Definition

Basiswissen


Als Theodizee bezeichnet man die „systematisch durchgeführte Rechtfertigung Gottes hinsichtlich des von ihm zugelassenen, aber nicht gewollten Übels in der Welt“[1]. Viele große Denker versuchten sich an einer Theodizee. Keine der Lösungen fand aber bisher eine allgemeine Anerkennung. Das ist hier kurz vorgestellt.

Das von Gott ungewollte Übel


Krankheiten töten junge Kinder, Psychopathen töten andere Menschen mit Freude am Quälen, Kriege scheinen eine ständig wiederkehrende Konstante in der menschlichen Geschichte zu sein: wie kann ein allmächtiger und gleichzeitig uns wohlwollender Gott so etwas zulassen? Diese Frage nennt man das Theodizeeproblem. Ein Lösungsversuch ist dann eine Theodizee, eine Rechtfertigung Gottes.

Das von Gott gewollte Übel


Nach der biblischen Erzählung der Sintflut zufolge ertränkte Gott aus eigenem Willen heraus fast alle Menschen und anderen Lebewesen seiner Schöpfung. Die frühe Warnung Noahs belegt sein planmäßiges Vorgehen. Während der Sintflut tötete Gott also auch noch nicht geborene oder gerade erst geborene Kinder. Volkstümlicher Vorstellungen nach können diese noch keine Sünden begangen haben, wie wurden aber dennoch Opfer von Gottes "Zorngericht". Eine theologisch solide Theodizee muss hier erklären, wie ein gütiger und weiser Gott a) sündhafte Wesen überhaupt erst erzeugen konnte, und b) sie dann im Zorn qualvoll (war die Qual nötig?) tötet, und c) warum er auch sündlose Geschpfe (Ungeborene, neu geborene, Tiere) zu Mitopfern machte. Interessant ist auch die Frage, ob etwas von Gott Gewolltes (die Sintflut) überhaupt übel genannt werden kann. Siehe auch Sintflut ↗

Der Deus absconditus als Begleiterscheinung


Die theologische Idee des Deus absconditus, des entrückten Gottes, kann als Teil des Theodizee-Problems verstanden werden. Wenn Gott in Krisen und bei leidvollem Geschehen für den Menschen (scheinbar oder real) schweigt, lässt er dann das Leid stillschweigend zu? Siehe auch Deus absconditus ↗

Die Theodizee als Versuch einer Lösung


Für viele Denker ist das Theodizeeproblem ein ungelöstes oder vielleicht sogar unlösbares Rätsel, das heißt eine Aporie, eine Sackgasse des Denkens. Große Denker wie der Mathematiker Leibniz oder der Physiker Max Planck haben sich mit dieser Frage auseinandergesetzt. Leibniz etwa schlug vor, dass die mit uns realisierte Welt die beste aller überhaupt möglichen Welten sei. Als Theodizee bezeichnet man einen systematischen Lösungsversuch des Theodizeeproblems. Wer sich für die Frage interessiert, wird dazu eine breite Literatur finden, bis hin zu zeitgenössischen Lösungsversuche[3].

Montheismus als Kernproblem der Theodizee-Probleme


Den verschieden formulierten Varianten der Theodizee-Probleme ist ein Kern gemeinsam: Gott gilt als alleiniger und allmächtiger Schöpfer unserer Welt. Damit ist er aber auch alleine verantwortlich für alles, was in dieser Welt geschieht. Polytheistische Religionen kennen das Problem nicht. Sie konnten das Gute wie auch das Böse eine je anderen Gott zuordnen und es ergaben sich keine logischen Probleme. Die Idee von nur einem Gott nennt man Monotheismus ↗

Dualismus als Alternative?


Bei einer Theodizee geht man davon aus, dass Gott der alleinige Herrscher über die Welt ist. Die Anwesenheit von Schlechtem muss also aus der Gottesvorstellung selbst heraus hergeleitet werden können. Dadurch entsteht der eigentliche Widerspruch. Der Widerspruch entsteht nicht, wenn man die Alleinherrschaft Gottes, seine Omnipotenz, aufgibt indem man ihm einen oder mehrere Widersacher gegenüberstellt. Dann muss Gott sozusagen das Böse nicht selbst verantworten, denn es entspringt einem von ihm unkontrollierbaren Gegensatz. Man spricht dann von einer Zweigeteiltheit der Welt, einem Dualismus. Eine solche dualistische Weltsicht fand eine große Anhängerschaft im spätantiken Rom. Siehe dazu unter Manichäismus ↗

Das Erdenleid ist vernachlässigbar wenig


Der Philosoph und Mathematik Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716) soll einmal folgendermaßen argumentiert haben, dass das Leid auf der Erde gemessen an der Freude des Universmus vernachlässigbar wenig sei: "bei der ungeheuren Menge der Fixsterne und Planeten »könne es gar wohl sein, daß die Menge von Übeln auf Erden in Vergleichung mit dem Guten im ganzen Weltgebäude fast wie ein Nichts zu achten sei«. Was die Zahl der Verdammten betrifft, wenn sie auch unter den Menschen unaussprechlich größer wäre als die Zahl der Seligen, so würde dennoch daraus nicht folgen: »daß die seligen Kreaturen in der ganzen Welt nicht die Unseligen und Verdammten an Zahl weit übertreffen sollten«. "[4]

Fußnoten