Orpheus und Eurydike
Quantenphysik
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Bezug
In der Sage von Orpheus und Eurydike darf Orpheus seine Geliebte nicht ansehen. Als er es doch tut, entschwindet sie sofort in das Reich des Toten. Das Grundmotiv, das ein bloßer Anblick, eine vermeintliche einflussfreie Beobachtung den Zustand der beobachteten Sache völlig verändern kann ist auch der Grundbefund des physikalischen Beobachtereffekts.
Die Sage
Nach einigen vorhergehenden Abenteuern war die Situation folgende: Der Held und Musiker Orpheus hatte seine Geliebte Eurydike verloren. Sie weilte nun im Hades, dem Totenreich der alten griechischen Sagen. Doch Orpheus gelang es, nach dort vorzudringen und mit seiner Musik die Götter zu erweichen. Er dürfe Eurydike wieder mit in seine Welt des Lichts mitnehmen. Nur dürfe er beim Aufstieg sich nicht nach ihr umdrehen.
Nachdem Orpheus und Eurydike so wieder vereint waren, begannen sie den Aufstieg aus der Unterwelt nach oben. Doch Orpheus konnte den Drang, seine Eurydike anzusehen, nicht widerstehen. Und so nahm das Schicksal seinen lauf:
ZITAT:
Aufwärts steigen sie jetzt durch schweigende Öde den Fußpfad, Schroff, voll düsteren Grauns und umstarrt von finsterem Dunkel.
Aufwärts steigen sie jetzt durch schweigende Öde den Fußpfad, Schroff, voll düsteren Grauns und umstarrt von finsterem Dunkel.
Dadurch, dass Orpheus seine Eurydike ansah, war sie wieder entschwunden in das Reich der Toten, tief unten im Hades. Und trotz flehentlicher Bitten ließen sich die Götter nicht umstimmen.
Der Beobachtereffekt der Physik
In der Physik, speziell der Quantenphysik, gibt es Objekte die ihren Zustand bei dem Versuch einer Beobachtung derart ändern, dass es unmöglich ist zu sagen, wie der Zustand des Objektes unmittelbar vor der Beobachtung war. Dieser seltsame Befund lässt offen, ob das beobachtete Ding vor der Beobachtung überhaupt existierte, ob es die interessierenden Eigenschaften ausgeprägt hatte oder ob die Sinnes- oder Messdaten die Realität im eigentlichen Sinne wiedergeben. Ähnlich wie in der Sage, ist es nicht möglich, etwas störungsfrei so zu beobachten, dass man dabei den Zustand im unbeobachteten Moment erfahren könnte. Siehe mehr dazu unter Beobachtereffekt ↗
Fußnoten
- [1] Ovidius Naso, Publius: Ovids Metamorphosen. 3 Bde., Berlin 5[um 1911–1916], Band 3. Online: http://www.zeno.org/nid/20005456665