Anaximander
Naturphilosoph
Basiswissen
Anaximander (etwa 610 bis 547) war ein Philosoph der griechischen Antike. Sehr wahrscheinlich hat er Thales von Milet gekannt und war womöglich auch ein Schüler von ihm. Auf Anaximander geht unser heutiger Begriff des Kosmos als geordnetes Weltganzes zurück. Wie auch Thales ging Anaximander der Frage nach dem Urstoff oder dem Urgrund des Seins nach. Während Thales das Wasser für den Urstoff hielt, spekulierte Anaximander über ein eigenschaftsloses Apeiron ↗
Fußnoten
- [1] In einem Lexikon, 1854: "Anaximander, der Landsmann und nächste Schüler von Thales, war wie dieser durch mathematische, astronomische, physikalische u. geographische Kenntnisse ausgezeichnet. In der Reihe der jonischen Naturphilosophen nimmt er die zweite Stelle ein. Hatte Thales den Urgrund der Dinge in dem sinnlichen Stoffe des Wassers gefunden, so war es ein Fortschritt der Spekulation, wenn Anaximander in der abstrakten Vorstellung des Stoffes überhaupt, in der räumlich unbegränzten, aber belebt und bewegt gedachten Materie diesen Urgrund anschaute. Aber aus dem abstrakten, unbestimmten, keine qualitativen Unterschiede in sich schließenden Allgemeinen kann kein konkretes Dasein entstehen. Hiemit war in dem System As. eine Lücke, welche er freilich im Widerspruch mit seiner Grundanschauung dadurch auszufüllen suchte, daß er zur Erklärung der Weltbildung die Gegensätze des Warmen und Kalten, des Feuchten und Trockenen aus dem Unendlichen sich abscheiden läßt." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 176. Online: http://www.zeno.org/nid/2000319793X
- [2] In einem Lexikon, 1857: "Anaximander, aus Milet, geb. um 610 v. Chr., Schüler des Thales, lebte bei Polykrates auf Samos u. st. nach 546. Er ist einer der ältesten griechischen Philosophen aus der Ionischen Schule; nach ihm ist das Erste das Unbegrenzte, welches Alles in sich fasse, u. das Göttliche, in dem nur die unaufhörlichen Veränderungen ihren Grund hätten. Er verfertigte die ersten Landkarten u. Erdkugeln, auch eine Sonnenuhr soll er construirt haben; er schrieb Περὶ φύσεως, wie er denn der erste philosophische u. naturwissenschaftliche Schriftsteller gewesen sein soll. Lebensbeschreibung bei Diogenes Laertios; Schleiermacher, Über A-s Philosophie, Berl. 1811." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 459. Online: http://www.zeno.org/nid/20009360549
- [3] In einem Lexikon, 1907: "Ionische Schule, umfaßt die von den Häuptern der ionischen Philosophie: Thales, Anaximander, Anaximenes und Herakleitos gegründeten Philosophenschulen." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 3. Online: http://www.zeno.org/nid/20006826997
- [4] In einem Lexikon, 1911: "Anaximander, griech. Philosoph, geb. 611 zu Milet, gest. nach 546 v. Chr., nahm einen beschaffenheitslosen Urstoff, das Unendliche, an, aus dem die Einzeldinge hervorgingen und in den sie sich wieder auflösen müßten." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 63. Online: http://www.zeno.org/nid/20000904554
- [4] In einem Lexikon, 1912: "Anaximander aus Milet, geb. um 610 v. Chr. Anaximander gehört zu den jonischen Naturphilosophen. Als Prinzip der Dinge bestimmt er einen qualitativ unbestimmten Urstoff, das »Unbegrenzte«, Apeiron (apeiron), welches unsterblich und unvergänglich ist. Er ist wohl nicht ein Gemenge (wie Aristoteles, Ritter, Teichmüller u. a. meinen), sondern eine Substanz, welche die Qualitäten der Dinge nur potentiell, enthielt (Zeller u. a.). Der Urgrund muß unendlich sein, damit das Werden sich nicht erschöpfe. Alles stammt aus dem Apeiron und alle Dinge kehren in dasselbe zurück, »um zu büßen für ihr Verschulden nach der Ordnung der Zeit« (didonai gar auta tisin kai dikên tês adikias kata tên tou chronou taxin). Aus dem Apeiron gehen durch Scheidung zunächst Warmes und Kaltes und dann aus diesem das Feuchte, die Erde, die Luft und das Feuer hervor. Eine unendliche Anzahl von Welten folgt aufeinander. Der ursprüngliche Zustand der Erde war ein flüssiger. Die Tiere haben sich aus dem Feuchten unter dem Einfluß der Wärme entwickelt. Aus Seetieren sind die Landtiere hervorgegangen, darunter auch die Menschen. Hier sind also Anfänge einer Entwicklungstheorie vorhanden. Die Seele des Menschen ist luftartig. SCHRIFTEN: Peri physeôs (vgl. Diels, Vorsokr. I, 11 ff.). – Vgl. SCHLEIERMACHER, WW. III. Abt., 2. Bd. – NEUHÄUSER, A. Milesius, 1883. – NATORP, Philos. Monatshefte, 1884, Bd. 20." In: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 15. Online: http://www.zeno.org/nid/20001815350