Ökonomischer Determinismus
Wirtschaft
Definition
Ökonomischer Determinismus, auch Wirtschaftsdeterminismus[2] genannt, steht für die Idee, dass das Geschehen im Wirtschaftleben, das heißt in der Ökonomie, die Zustände der Gesellschaft überhaupt determinieren, das heißt bestimmen[1][4]. Dabei wird der Wirtschaftsdeterminismus aber nicht immer streng kausal (Ursache -> Wirkung) wie etwa in der Physik verstanden, sodass es zum Beispiel möglich wäre, ihn etwa durch Kultur zu überwinden[3]. Der Gedanke geht zurück auf Friedrich Engels[5] und Karl Marx[6]. Siehe auch Determinismus ↗
Fußnoten
- [1] Die Wirtschaft (Ökonomie) determiniert die sonstigen gesellschaftlichen Verhältnisse: "Marxens ökonomischer Determinismus kann folgendermaßen expliziert werden: Es gibt Gesetze, die außerökonomische Entwicklungen durch ökonomische Faktoren erklären, wobei die Produktionsweise als geschlossen erklärbares System angenommen wird." Sinngemäß nach: "Laird Addis: The Individual and the Marxist Philosophy of History. in: May Brodbeck: Readings in the Philosophy of the Social Sciences. New York London 1968, S. 333., und zitiert aus dem Wikipedia-Artikel "Historischer Materialismus", abgerufen am 29. Februar 2024. Online: https://de.wikipedia.org/wiki/Historischer_Materialismus
- [2] Ökonomischer Determininismus, auch Wirtschaftlicher Determinismus: "Im Kern geht der ökonomische Determinismus davon aus, dass wirtschaftliche Faktoren und Klassendynamiken den Verlauf der Geschichte weitgehend bestimmen und sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft prägen." In: Relevanz Und Auswirkungen Des Wirtschaftlichen Determinismus Heute. Blog. FasterCapial. Abgerufen am 29. Februar 2024. Online: https://fastercapital.com/de/thema/relevanz-und-auswirkungen-des-wirtschaftlichen-determinismus-heute.html
- [3] Wirtschaftsdeterminismus nicht streng physikalisch kausal, er könnte durch kulturelle Kräfte überwunden werden: "In Großbritannien waren Historiker der »New Left« stark vom Marxismus beeinflusst. Diese linke Historikerschaft umfasste vor allem zwei Gruppen: Eine Gruppe, zu der vor allem Eric Hobsbawm und Rodney Hilton angehörten, nahm das klassische marxistische Modell und den historischen Materialismus auf und hob die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen hervor. Eine andere Gruppe der Historiker wie E. P. Thompson und Christopher Hill betonte vielmehr die Funktion der Kultur bzw. des »Überbaus«der Gesellschaft und akzentuierte die Rolle der Akteure für Klassenidentität und Kulturbildung, um den Marx'Wirtschaftsdeterminismus zu überwinden." In: Dingliang Fan: SPD und Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland 1959 – 1989 Die Kommunikation zwischen einer politischen Partei und professionellen Historikern. Dissertation am Fachbereich III – Neuere und Neueste Geschichte der Universität Trier. Dort die Seite 106.
- [4] Am Beispiel der USA wird betrachtet, wie die USA als Imperium entstanden sind und sich nun in einem Niedergang befinden. Das Kernargument ist, dass Imperien generell einen großen Teil ihrer Wirtschafstkraft für die Sicherheit und die Wahrung ihrer Vormachtstellung aufwenden, un dieser Aufwand nicht für Investitionen zur Verfügung steht. So kommt es zu einem wirtschaftlichen Niedergang, der dann auch den Niedergang des Imperiums begünstigt: "Allerdings ist dieser Machtverfall ein schleichender Prozess, die politische Macht des Imperiums wird vom wirtschaftlichen Niedergang gleichsam ausgehöhlt. Kennedy möchte seine Schlussfolgerungen allerdings keineswegs als reinen Wirtschaftsdeterminismus verstanden wissen. Während er zwar den Einfluss der Wirtschaft als entscheidende Tendenz in den letzten fünf Jahrhunderten ausmacht, ist diese nicht der alleinige Faktor für das Reüssieren oder Scheitern einer Nation." In: Martin Maerschalk: Hausarbeit (Hauptseminar), 2009. 24 Seiten. Dort im Kapitel "3. Paul Kennedy - Vom Aufstieg und Verfall der Großmächte". Die Debatte um den imperialen/hegemonialen Niedergang der USA um 1990 im historischen und theoretischen Kontext.
- [5] Der ökonomische Determinismus in den Worten von Friedrich Engels: „Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, daß die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; daß in jeder geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stände, sich danach richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderungen der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche.“ In: Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, S. 487. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 8118 (vgl. MEW Bd. 20, S. 248–249).
- [6] Der ökonomische Determinismus in den Worten von Karl Marx: „In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“ In: Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. S. 4f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2896f (vgl. MEW Bd. 13, S. 8f)