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Urworte Orphisch


Gedicht


Basiswissen


Ein Gedicht Johann Wolfgang von Goethes aus dem Jahr 1817: in den Urworten Orphisch fasste Goethe die Quintessenz seine Lebenserfahrung in sehr dichter Form zusammen: man hat sein Schicksal und muss darin seine Rolle finden.

Dämon (Daimon)


Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Das Zufällige (Tychae)


Die strenge Grenze doch umgeht gefällig
Ein Wandelndes, das mit und um uns wandelt;
Nicht einsam bleibst du, bildest dich gesellig,
Und handelst wohl so, wie ein andrer handelt:
Im Leben ists bald hin-, bald widerfällig,
Es ist ein Tand und wird so durchgetandelt.
Schon hat sich still der Jahre Kreis geründet,
Die Lampe harrt der Flamme, die entzündet.

Liebe (Eros)


Die bleibt nicht aus! - Er stürzt vom Himmel nieder,
Wohin er sich aus alter Öde schwang,
Er schwebt heran auf luftigem Gefieder
Um Stirn und Brust den Frühlingstag entlang,
Scheint jetzt zu fliehn, vom Fliehen kehrt er wieder:
Da wird ein Wohl im Weh, so süß und bang.
Gar manches Herz verschwebt im Allgemeinen,
Doch widmet sich das edelste dem Einen.

Nötigung (Ananke)


Da ists denn wieder, wie die Sterne wollten:
Bedingung und Gesetz; und aller Wille
Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten,
Und vor dem Willen schweigt die Willkür stille;
Das Liebste wird vom Herzen weggescholten,
Dem harten Muß bequemt sich Will und Grille.
So sind wir scheinfrei denn, nach manchen Jahren
Nur enger dran, als wir am Anfang waren.

Hoffnung (Elpis)


Doch solcher Grenze, solcher ehrnen Mauer
Höchst widerwärtge Pforte wird entriegelt,
Sie stehe nur mit alter Felsendauer!
Ein Wesen regt sich leicht und ungezügelt:
Aus Wolkendecke, Nebel, Regenschauer
Erhebt sie uns, mit ihr, durch sie beflügelt,
Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle Zonen -
Ein Flügelschlag - und hinter uns Äonen!

Fußnoten




Man sieht drei Frauen am Fuß der Weltenesche Yggdrasil. - Dort heißt es: In the bottom left corner is written „W. Meyer X.A. LBH SC“ meaning that the engraving was created at W. Meyers xylografiska anstalt, an engraving company owned by Wilhelm Meyer (1844-1944) and that the engraver was Ludvig Bernhard Hansen (1856–1933). In the lower left corner of the vignette below the main image (see the first upload) there appears to be a signature but I can't decipher it. It's possible that it's O. S., the initials of Olof Sörling. There is another (different) squiggle between the upper vignette and the main image. I don't know what to make of that. The image is found on page 7 of Fredrik Sander's 1893 edition of the Poetic Edda; Edda Sämund den vises : skaldeverk af fornnordiska myt- och hjältesånger om de götiska eller germaniska folkens gamla gudatro, sagominnen och vandringar / öfversättning från isländskan af Fredrik Sander ; med bilder af nordiska konstnärer. Stockholm, Norstedt. I (Haukur Þorgeirsson) took a picture of that page with a handheld camera. My original upload is an unmodified version of that picture and shows not only the image described but also its context. My second upload is a cropped version of that file, developed by User:Bloodofox.User:Haukurth/Cooperation. Published in 1893. Author: L. B. Hansen (1856–1933) made the xylograph as described above. But despite considerable effort I have been unable to identify the original artist. Sander's Edda (p. 468) lists its artists as follows: