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Planetarisierung


Panpsychismus


Grundidee


Planetarisierung kann man einen Prozess nennen, der entweder die gesamte Oberfläche oder große Teile bis hin zum gesamten Volumen eines Planeten erfasst. Im Speziellen soll hier Planetarisierung als eine Dienstbarmachung vorhandener Planetenmaterie für Prozesse von Intelligenz und - möglicherweise auch Bewusstsein und Psyche - verstanden werden.

Planetarisierung ersten Grades: die Erdoberfläche


Im Jahr 2000 schlugen Geologen vor, das Anthropozän als neues geologisches Zeitalter einzuführen: eine Zeit, die von der Umgestaltung der Erdkruste durch den Menschen geprägt ist. Gut sichtbar, etwa über Satellitenaufnahmen, ist der rasant ansteigende Flächenverbrauch für die Landwirtschaft, Verkehr und Siedlungen. Hinzu kommen zunehmend große Projekte zur Erzeugung von Wind-, Solar- und Wasserkraft. Berge und Flüsse werden umgestaltet in Stauseen, Meeresflächen werde vielleicht einmal mit Solarpaneelen überdeckt und Landschaften mit Windrädern überzogen. Dabei werden diese Strukturen zunehmend auch von intelligenter Computertechnik durchadert und gesteuert. Extrapoliert man diese Trends in die Zukunft, entsteht das Bild einer künstlichen a-biologischen Erdoberfläche die untrennbar mit Computertechnologien verwachsen ist. Ist zunächst nur die Erdoberfläche betroffen, könnte man von einer Planetarisierung ersten Grades sprechen. In diese Richtung geht zum Beispiel die Vision von einem globalen Überwesen, dem Metaman ↗

Planetarisierung zweiten Grades: das Erdinnere


Spätestens seit der Seßhaftwerdung des Menschen in der sogenannten neolithischen Revolution wirken zwei beständige Kräfte hin zu einer Planetarisierung der Erdoberfläche: a) der Zwang zur militärischen Stärke und b) eine auf ständig mehr materiellen Konsum hin ausgerichtete Bedürfnisstruktur von Menschen. Beide Kräfte führen letztlich zu einer ständigen Konkurrenzsituation von Produktionsapparaten in denen jedes Innehalten eines Akteurs nur zu dessen Verdrängung durch Konkurrenten führt, die vorhandene Ressourcen nutzen. Nimmt man diese Sicht ein, so ist es folgerichtig, dass letzten Endes auch tiefere geologische Strukturen der Erdkruste für den Kampf der Unternehmen und den Kampf der Systeme mobilisiert werden: Bergwerke reichen schon heute mehrere Kilometer tief und Städte in Finnland nutzen unterirdische Hohlräume in großem Umfang. Doch während diese Aktivitäten noch vergleichsweise oberflächennah bleiben, ist es doch zumindest denkbar, dass tiefere Strukturen irgendwann einmal als materielles Substrat für Rechenleistung genutzt werden könnten. Gelänge es, biologische oder geologische Prozesse wie Erosion, Magmabewegung oder Wasserströmungen im Sinne analoger Computer zu nutzen, könnte sich die Planetarisierung auch in Richtung des Erdinneren fortsetzen. Am Ende einer solchen Entwicklung stünde möglicherweise ein denkender oder doch zumindest rechnender Planet. Literarisch ist ein solches Endszenario beschrieben in dem Science Fiction-Roman Solaris ↗

Nur rechnende Planeten oder fühlende Wesen?


Man muss bei eine Begriff wie Planetarisierung zwei ähnliche aber doch grundverschiedene Phänoneme klar trennen: zum Einen gibt es rein mechanische Intelligenz wie sie etwa Schachcomputer zeigen. Zum anderen gibt es auch bewußte Intelligenz im Sinne einer sich auch selbst erlebenden Psyche. Mit dieser Unterscheidung berührt man die große und bisher völlig ungeklärte Frage der Philosophie nach der Rolle des Bewusstseins. Ist Bewusstsein ein notwendiger Teil mancher Formen von Intelligenz? So argumentiert zum Beispiel der Mathematiker Roger Penrose[5]. Oder ist Bewusstsein ein bloßes Begleitphänomen ohne jede Wirkung auf materielle Prozesse? Die Frage gilt als ungeklärt. Lies mehr dazu unter Geist-Materie-Problem ↗

Fußnoten