Neptunismus
Geologie
Definition
Als Neptunismus, oder auch Diluvianismus, bezeichnete man eine heute verworfene geologische Theorie dernach alle Gesteine ursprünglich als Sedimente entstanden sind, im Wesentlichen in Wasser[1] oder durch dessen Mitwirkung[2]. So wurde lange Zeit auch der Granit als Sedimentgestein gedeutet. Ein bekannter Anhänger des Neptunismus war Johann Wolfgang von Goethe[3][4]. Dem Neptunismus entgegen stand der sogenannte Plutonismus (historisch) ↗
Fußnoten
- [1] "Neptunisten, die Anhänger der Meinung, daß die Revolutionen der Erdrinde durch Wasser bewirkt worden seien. Diese Meinung heißt Neptunismus; vgl. Geologie III. b) u. Gebirgsarten." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 788. Online: http://www.zeno.org/nid/20010506543
- [2] "Neptunismus, geologische Anschauungsweise, nach der alle die feste Erdrinde zusammensetzenden Bestandteile aus dem Wasser oder unter Beihilfe desselben entstanden sein sollen (vgl. Geologie, S. 594). Neptunisten, die Vertreter und Anhänger des N." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 518. Online: http://www.zeno.org/nid/20007144679
- [3] Goethe schreibt 1824 in einem Brief an einen Langemann: "Von so manchen andern Dingen die mich umgeben, anregen, treiben, nöthigen wag ich nicht anzufangen, das naturwissenschaftliche Heft bringt dergleichen Andeutungen genugsam; die Unvernunft der Plutonisten letzter Zeit macht mich ungeduldig; ich habe einmal gerade herausgesagt wie ich's meyne, mit folgendem Vorwort: »Man thut immer besser daß man sich grad ausspricht ohne viel beweisen zu wollen, alle Beweise die wir vorbringen sind doch nur Variationen unserer Meynung.«" In: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 39, S. 1-63. http://www.zeno.org/nid/20004860845
- [4] Goethe muss sich heftig gegen die Ideen der Plutonisten. Ein Gesprächspartner von ihm erinnert sich: "Wenn Alexander Humboldt und die andern Plutonisten mir's zu toll machen, werde ich sie schändlich blamiren; schon zimmere ich Xenien genug im Stillen gegen sie; die Nachwelt soll wissen, daß doch wenigstens ein gescheidter Mann in unserm Zeitalter gelebt hat, der jene Absurditäten durchschaute. Ich finde immer mehr, daß man es mit der Minorität, die stets die gescheidtere ist, halten muß.« Als Meyer fragte, was es denn eigentlich heißen wolle, Plutonist oder Neptunist, sagte Goethe: »O danket Gott, daß Ihr nichts davon wißt, ich kann es auch nicht sagen, man könnte schon wahnsinnig werden, es nur auseinander zu setzen. Ohnehin bedeutet solch' ein Parteiname späterhin nichts mehr, löst sich in Rauch auf; die Leute wissen schon jetzt nicht mehr, was sie damit bezeichnen wollen." In: Goethes Gespräche. Herausgegeben von Woldemar Freiherr von Biedermann, Band 1–10, Leipzig 1889–1896, Band 10, S. 171-173. Online: http://www.zeno.org/nid/20004867416"