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Metaman


Globaler Organismus


Grundidee


Metaman ist der Titel eines 1993 veröffentlichten Buches des Biophysikers und Ökonomen Gregory Stock. Stock beschreibt, wie sich die globale Weltwirtschaft zu eine Überorganismus entwickelt, von dem Menschen und Maschinen lediglich noch Komponenten sind. Hier stehen kurz einige Zitate und etwas zum Hintergrund von Stocks Überwesen.

Ideengeschichtlicher Hintergrund


Nachdem Peter Russell im Jahr 1983 seine Metapher eines weltumspannenden Gehirns mit dem griffigen Namen Global Brain bezeichnet hatte, entstanden dann vor allem in den 1990 bis frühen 2000er Jahren viele Bücher dazu. Der verbindende Grundgedanke war, dass vor allem Kommunikationstechnologien, Maschinen und Menschen zu denkenden Wesen verschmelzen würden. Während manche Autoren[3] eine Dystopie darin sahen (der versklavte Mensch), gehörte Stock zu den Optimisten, die das Überwesen gleichsam als Sinnstiftung für unser individuelles Sein deuteten. Stocks Vision ist stark von Analogien zwischen marktwirtschaftlichen und zerebralen Prozessen geprägt. Lies mehr zur Idee des weltweiten Gehirns unter Global Brain ↗

Gregory Stock über den Markt als Informationssystem


"The marketplace is a massive parallel processing system that continually integrates and interprets information" [...] "Commercial activity is akin to the many nerve pulses, and chemical transmitters that regulate cellular behavior, harmonize the activities of various organs, and generally keep an animal's body functioning as an integrated whole.' [Seite 73 ff.] Neuroökonomie ↗

Gregory Stock ist Optimist


"...far from teetering on the brink of a cataclysm, humankind is moving toward a bright future." [...] "What is truly remarkable is not that humanity still tolerates famine and abject poverty, but that for the first time ever it has the tools to eliminate them." [Preface]. Siehe auch Utopie ↗

Gregory Stock ist Panpsychist


"... climate simulations, election tallies, telephone switching systems, and global banking systems are early glimmers of 'metathinking' [...] indeed, as its 'metathinking' becomes ever richer and is coupled with a ever fuller 'self-awareness' provided by its evolving sensory system, Metaman may evolve a sort of planetary 'consciousness'. [Seite 88] Panpsychismus ↗

Für wen ist das Buch interessant?


Das Buch ist in einem euphorischen Ton geschrieben, die Verschmelzung von Menschen mit ihrer Technologie und ökonomischen Prozessen hin zum Metaman als globalem Überwesen wird als Fakt beschrieben und nicht als Theorie formuliert. Damit eignet sich das Buch für jene Leser, die die Möglichkeit eines solchen Überwesens anschaulich erblicken möchten. Es bietet zudem einen Einblick in die spezielle Art des Fortschrittsglaubens sowie viele historische Beispiele aus der Politik, Kultur und dem Wirtschaftsleben der 1980er und frühen 1990er Jahre. Kuriosierweise beziehen sich viele der Beispiele auf Deutschland.

Wozu eignet sich das Buch nicht?


Stocks Metaman ist kein Fundament für eine wissenschaftlich handhabbare Theorie. Dazu fehlen ihr zwei wesentliche Voraussetzung. Zum einen werden Begriff wie Gehirn, Lernen oder Bewusstsein zwar häufig benutzt, aber an keiner Stelle scharf definiert. Eine Mindestanforderung für eine Definition sind Merkmale, anhand derer man eindeutig entscheiden kann, ob etwas zutrifft oder nicht. Findet ein Lernen auf der Ebene des Metaman bereits statt, wenn sich Wissen in Büchern und elektronischen Medien ansammelt? Oder müssen zusätzlich auch Kommunikationskanäle anders gewichtet werden als sie es vorher waren? Solche Fragen lässt Stock unbeantwortet. Ein zweiter Mangel hinsichtlich einer wissenschaftlichen Theoriebildung ist die fehlende empirische Überprüfbarkeit. Stock macht keine Vorschläge, wie man seine durch Versuch und Beobachtung bestätigen oder widerlegen könnte. Lies mehr zur Grundausstattung wissenschaftlich handhabbabbarer Gedankengebäude im Artikel Theorie ↗

Fußnoten