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Küstenseeschwalbe


Vogel


Basiswissen


Ein Rekordhalter: die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) brütet in den nördlichen Polarregionen und überwintert in den südlichen Polgegenden. Anders als die ansonsten sehr ähnliche Flussseeschwalbe hat die Küstenseeschwalben keine schwarze Spitze am Schnabelende.

Extreme Weitflieger


Die Küstenseeschwalben sind in den jeweiligen Sommermonaten dann immer in den Polarregionen, wo dann die Sonne nie untergeht. Da sie auf Sicht jagen, können sie deshalb 24 Stunden pro Tag auf Nahrungssuche gehen. Pro Tag können Sie dabei bis zu 520 Kilometer fliegen. Einzelne Tiere kommen so pro Jahr bis zu 90 Tausend Kilometern Flugstrecke.

Ein guter Segler


Für Seeschwalben, und damit auch die Küstenseeschwalbe werden sogenannte Gleitzahlen von 11 bis 12 angegeben. Das heißt, dass die Tiere im reinen Segelflug - also ohne Flügelbewegung - 11 bis 12 mal so weit vorwärts kommen wie im selben Zeitraum an Höhe verlieren. So gut gleiten kann in etwa auch ein leerer Jumbo Jet (Boeing 747) als Flugzeug. Deutlich bessere Gleitzahlen von über 20 erreichen zum Beispiel der Albatros oder Hochleistungssegelflugzeuge (bis 60). Einen Vergleich bietet die Übersicht zu Gleitzahlen ↗

Die Brut


Anfang Mai brütet die Küstenseeschwalbe unter anderem in der südlichen Nordsee, gerne auf den Inseln. Zu dieser Zeit ist es an keiner der Polarregion ganztätig hell, sodass die Zeit jetzt gut woanders verbracht werden kann. Das Nest ist eine flache Kuhle, in die sie 1 bis 3 Eier legt. Die Brutzeit und die darauffolgende Nestlingzeit dauern beide etwa jeweils drei Wochen. Für das Nest sucht sich die Küstenseeschwalbe vor allem wenig bewachsene Stellen in den Salzwiesen, auf Muschelschillflächen und kleinsten Dünen zwischen dem Strand und den hoch aufragenden Primärdünen.[1] Ähnliche Brutorte sucht sich auch der Sandregenpfeifer ↗

Die Jagdtaktik


Küstenseeschwalben jagen Fische. Wie sie jagen konnte man beispielsweise Mitte Juli 2022 in Wilhelmshaven beobachten. Dort flog eine kleine Gruppe von Seeschwalben, sehr wahrscheinlich Küstenseeschwalben, vielleicht zehn bis wenige Zehnermeter hoch über einem Hafenbecken am Helgolandkai. Mitten im Flug rüttelten sie kurze und fielen dann im Sturflug auf die Wasseroberfläche. Die Tiere tauchten nicht erkennbar in das Wasser ein sondern hatten im Erfolgsfall direkt einen kleinen Fisch im Schnabel. Auf der Wasseroberfläche starteten sie dann mit einem kurzen schnellen Flattern wieder in die Luft. Derselbe Vogel ging auch nach erfolgreichen Jagden immer wieder neu auf Fischfang. Ein ähnliches Jagdverhalten, nämlich das Stoßtauchen, hat auch der Basstölpel ↗

Die Küstenseeschwalbe und das Snelliussche Gesetz


Die oben beschriebene Jagdtechnik ist nicht angeboren. Die Jungvölgel müssen sie erst mühsam erlernen[2][3]. Dabei gibt es wohl auch Verluste. Das schwierige beim Stoßtauchen ist den wahren Ort eines gesichteten Fische unter Wasser richtig einzuschätzen. Aufgrund der Lichtbrechung an der Grenzfläche des Wassers zur Luft erscheint der Fisch für den Vogel an einer anderen Stelle als er wirklich ist. Die passende Korrektur muss der junge Vogel erst lernen. In der Physik wird das mathematisch beschrieben durch das Snelliussche Gesetz. Um den Effekt selbst nachempfinden zu können eignet sich Goethes Wasserhebungsversuch ↗

Fußnoten