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Fitness (Biologie)


Evolution


Basiswissen


Fitness im Sinn der Evolutionsbiologie ist die Fähigkeit eines Lebewesens oder verallgemeinert irgendeiner Struktur, dadurch stabil in der Zeit bestehen zu können, dass es erfolgreich Kopien seiner selbst erstellt. Diese Definition in Anlehnung an den Evolutionsbiologen Richard Dawkins ist hier kurz vorgestellt.

Fitness heißt nicht: Leistungsfähigkeit


Der Begriff vom survival of the fittest, auf Deutsch oft übersetzt mit dem Überleben des Stärkeren oder Tüchtigen wurde vom allem im 19ten und frühen 20ten Jahrhundert als Argument für einen aggressiven Sozialdarwinismus verwendet. Dabei wurde fit oft gleichgesetzt mit einer körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit. Dieser Gedanke war selbst 2022 noch befremdlich aktuell: mehrere Personen aus dem Bekanntenkreis des Autoren hier stellten die Theorie, dass ältere Leute aus den Kriegsjahrgängen seltener zum Arzt gegangen seien, da der Krieg und die Hungerszeit danach alle weniger fitten Menschen wegselektiert hätte. Nun, so dass Argument, folgen die Jahrgänge der Wohlstandsjahrzehnte. Diesen fehle die entsprechende Fitness, da sie als Population niemals eine harte Selektion erfahren hatte. Diese Deutung von Fitness im Sinne individueller Leistungsfähigkeit ist aber mit der evolutionsbiologischen Fitness nicht gemeint. Dazu genügen als Beispiele Tiere wie die Bettwanze, die ganz ihre Bewegungsfähigkeit zurückgebildet hat oder das Faultier, das trotz seiner scheinbare Leistungsverweigerung evolutionär sehr stabil ist. Siehe auch regressive Evolution ↗

Fitness heißt nicht alleine: viele Nachkommen


Ist eine kleine Maus mit vielleicht 5 Nachkommen pro Wurf fitter als ein Elephant mit nur einem Kind pro Geburt? Fitness wird zum Teil über die Anzahl von Nachkommen definiert: wer viele Nachkommen hat ist fitter als jemand mit weniger Nachkommen. Diese Sicht deckt aber nicht die Tatsache mit ab, dass es biologische Arten gibt, die sehr wenige Nachkommen haben, diesen aber zum Beispiel über Brutpflege oder eine lange Kindheit große Überlebenschancen.

Dawkins Ansatz: Stabilität


Der Evolutionsbiologie Richard Dawkins beschreibt, wie im hypothetischen Frühzustand der Entstehung des Lebens auf der Erde manche Moleküle im Ozean plötzlich die Fähigkeit erlangten, Kopien von sich selbst herzustellen. Waren sie damit erfolgreich, zehrten sie die Rohstoffe für andere Moleküle auf, es ihnen gleich zu tun. Ohne explizit das Wort Fitness an dieser Stelle zu verwenden, beschreibt Dawkins einen Kampf ums Überleben dieser Moleküle. Er verbindet seine Schilderung mit der Idee der Stabilität durch die erfolgreiche Anfertigung von Kopien. Fitness in diesem Sinne wäre es dann, seine eigene Form, Struktur oder sonst eine wichtige Eigenschaft durch die Anfertigung von Kopien des eigenen Selbst zuverlässig in die Zukunft zu transportieren. Das erste Gebilde, dem das auf der Erde gelang, nannte Dawkins einen Replikator ↗

Fußnoten