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Explikation


Wissenschaft


Definition


Als Explikation - wörtlich Erklärung - bezeichnet man in der Wissenschaftstheorie die Präzisierung eines vorher noch unklaren Begriffes, bis hin zu einer scharfen Definition. Die Explikation ist ein wichtiger Schritt hin zu einer wissenschaftlichen Theoriebildung. Aber auch bei alltäglichen Gesprächen kann sie wichtig sein. Beides ist hier kurz vorgestellt.

Originalzitat


Originalzitat von Rudolf Carnap: „Die Aufgabe der Begriffsexplikation besteht darin, einen gegebenen, mehr oder weniger unexakten Begriff durch einen exakten zu ersetzen. Der gegebene Begriff (sowie der dafür verwendete Ausdruck) soll Explikandum heißen, den exakten Begriff (sowie den dafür vorgeschlagenen Ausdruck) hingegen, der den ersten ersetzen soll, nennen wir Explikat. Das Explikandum kann der Sprache des Alltags oder einem frühen Stadium der Wissenschaftssprache entnommen sein. Das Explikat muß durch explizite Regeln für seine Anwendung gegeben werden. Dies kann z. B. durch eine Definition geschehen, welche diesen Begriff in ein bereits vorhandenes System von logischmathematischen oder empirischen Begriffen einordnet.[1]

Der Sinn einer Explikation in der Wissenschaft


Das weltweite Internet entwickelt sich zu einem Weltgehirn, dem Global Brain. Die Metapher des Global Brain wurde erstmals 1983 veröffentlicht[6] und hat seitdem eine große Anzahl von Wissenschaftlern zur Bildung enstprechender Thesen und Theorien inspiriert. Bei vielen Veröffentlichungen wurde bisher nicht klar, was genau ein Globales Gehirn auszeichnen soll. Woran soll man eindeutig erkennen, ob es ein globales Gehirn wirklich gibt? Muss man konkrete Mechanismen des Lernen, etwa Backpropagation, angeben können? Muss das globale Gehirn wie ein biologisches Gehirn eine räumliche Arbeitsteilung entwickeln? Muss das globale Gehirn altern können? Welche Merkmale sind zwingend für eine Definition nötig? Weil viele Autoren keine solchen Explikationen vorgenommen haben, bleiben ihre Aussagen oft im Stadium einer Prototheorie stehen, die man wissenschaftlich nicht produktiv handhaben kann. Vor allem fehlt oft die Möglichkeit, sie empirisch zu überprüfen. Siehe dazu mehr unter Global Brain ↗

Der Nutzen einer Explikation im Alltag


Freiheitlich, modern, gerecht[2]: Politiker verwenden häufig schwammige Worte. Oberflächliche Zuhörer fühlen sich leicht angesprochen und neigen schnell dazu, sich dem Redner anschließen zu wollen. Wer für sich selbst aber eine Explikation versucht, wird sich oft schnell bewusst, wie leer und vage viele Aussagen sind. Was genau soll zum Beispiel leistungsgerecht in Verbindung mit Steuern oder einem Gehalt bedeuten? Sind Personen mit einem hohem Einkommen leistungsstärker als Personen mit niedrigem Einkommen? Und wäre es dann gerecht, dass sie dann auch weniger Steuern zahlen sollen, weil sie ja schon mehr leisten als andere? Und woran soll die Leistung erkannt werden? Am Einkommen? An der Arbeitszeit pro Tag? Am Bemühen? An der gesellschaftlichen Wertschätzung? War zum Beispiel der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Automobil-Konzernes VW, Martin Winterkorn, mit einem Jahreseinkommen von 15,2 Millionen Euro[4] (etwa 42 Tausend Euro pro Tag) leistungsstärker als eine Pflegekraft in einem Krankenhaus mit etwa 14 Euro pro Stunde[5]? Bemüht man sich gerade auch als Zuhörer darum, Begriffe eng und klar zu fassen, kann man sich gegen eine vorschnelle Akzeptanz fremder Positionen und gegen leere Aussagen schützen.

Was ist eine Operationalisierung?


Von einer Operationalisierung spricht man vor allem in den empirischen Geisteswissenschaften: fasst man einen Begriff so präzise, dass sein Zutreffen in der Wirklichkeit gemessen werden kann, spricht man von einer Operationalisierung. Mit einer Operationalisierung wird ein Begriff für empirische Wissenschaften überhaupt erst greifbar. So kann man zum Beispiel den Begriff Leichtgläubigkeit dadurch messbar machen, dass man den Anteil der offensichtlich falschen Behauptungen an allen Behauptungen zählt, die eine Versuchsperson für wahr hält, obwohl sie leicht die Falschheit hätte herausfinden können. Das Ergebnis einer gelungenen Explikation ist dann ein sogenanntes Konstrukt. Ein Konstrukt kann man dann weiter entwickeln zu einer Operationalisierung ↗

Fußnoten