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Ex nihilo nihil fit


Naturphilosophie


Grundidee


Aus Nichts entsteht Nichts - oder umgekehrt: alles hat eine Ursache oder einen vorherigen Grund. Der Gedanke wurde bereits in der Antike formuliert. In der modernen Quantenphysik hat er wieder an Aktualität gewonnen. Das wird hier kurz dargelegt.

Antike Ursprünge


Die Idee, dass das Universum nur aus etwas bereits vorhandenem enstehen könne, hatte bereits Aristoteles festgehalten, ihm zufolge war der Urheber des Gedankens Parmenides[1]. Der Römer Lukrez formuliert den Gedanken später ausführlicher aus, hier in einer englischsprachigen Übersetzung:

But by observing Nature and her laws. And this will lay
The warp out for us—her first principle: that nothing's brought
Forth by any supernatural power out of naught.
For certainly all men are in the clutches of a dread—
Beholding many things take place in heaven overhead
Or here on earth whose causes they can't fathom, they assign
The explanation for these happenings to powers divine.
Nothing can be made from nothing—once we see that's so,
Already we are on the way to what we want to know.[2]

Nichts wird durch übernatürliche Kräfte aus dem Nichts heraus geschaffen. Der Glaube der Menschen an übernatürliche Kräfte ist ein Ersatz für mangelnde Erkenntnis. Hat man aber einmal (an)erkannt, dass nichts aus dem Nichts ensteht, befinde man sich schon auf dem Weg zur Erkenntnis. Man kann darin einen Keim späteren naturwissenschaftlichen Denkens erkennen.

Wie ist das Nichts definiert?


Unterschiedlich: in der Philosophie ist das Nichts üblicherweise ohne jede Eigenschaft und ohne jede Gesetzmäßigkeit. In der heutigen Physik wird das Wort Nichts eher nicht gebraucht, man spricht stattdessen von einem Vakuum. Das physikalisch definierte Vakuum ist aber kein Nichts im philosophischen Sinn. Im physikalisch definierten Vakuum können nach bekannten statistischen Regeln aus dem Nichts heraus Teilchenpaare entstehen. Je nach Definition von Nichts kann dann aus dem Nichts doch Materie entstehen. Lies dazu zum Beispiel unter Hawking-Strahlung ↗

Das Nichts als eines der Sieben Welträtsel


Emil du Bois-Reymond (1818-1888) war ein berühmter deutscher Physiologe. Im 19ten Jahrhundert verfasste er zwei Schriften, in denen er einige Fragen darlegte, auf die es niemals einen Antwort wird geben können. Einige der Fragen sind Spielarten des ex nihilo nihil fit: was war der erste Beweger, die erste Ursache? Und was aber hat diese wiederum versursacht? Man gerät in einen unendliche Regress. Mehr dazu unter Die Sieben Welträtsel ↗

Ex nihilo nihil fit und Erhaltungsgrößen


In der Physik geht man davon aus, dass einige sogenannte Erhaltungsgrößen gibt: Energie, elektrische Ladung, Impuls und der Drehimpuls. Die durch diese Menge nausgedrückten Mengen (z. B. Joule, Coulomb) dürfen niemals ab- oder zunehmen. Das Verbot der Zunahme ist ausgedrückt in dem Satz ex nihilo nihil fit. Siehe mehr dazu unter Erhaltungssätze ↗

Fußnoten