Erwerbsorganisation
Energon-Theorie
Basiswissen
Unternehmen als Lebewesen: in seiner Energon-Theorie definiert der Biologie Hans Hass die Erwerbsorganisation ähnlich wie Pflanzen oder Tiere gleichsam als Lebewesen in einem ständigen evolutionären Wettbewerb. Das ist hier kurz erklärt.
Hintergrundwissen
Im Jahr 1970 veröffentlichte der Biologie Hans Hass eine Theorie, in der er Tiere, Pflanzen, Einzelunternehmen (Berufskörper) und menschliche Organisationen als funktional gleichartige Gebilde innerhalb eines Evolutionsprozesses betrachtet. Er fasste die vier Gebilde unter dem Überbegriff Energon zusammen. Große menschliche Organisationen, etwa amerikanische Industriebetriebe, nannte er Erwerbsorganisationen. Dazu hier kurz einige Fakten.
Definition der Erwerbsorganisation
Erwerbsorganisationen, von Hass auch Erwerbsgemeinschaften genannt, sind nicht mehr bloß "Erweiterungen eines Einzelmenschen". Als Beispiel beschreibt Hass große amerikanische Industriebetriebe: "Im Gegensatz zum klassischen Eigentümerbetrieb ('Unternehmerbetrieb'), in dem immer noch ein einzelner eine ausschlaggebende Rolle spielt, sind diese Giganten bereits völlig überindividuelle, eigengesetzliche Körper. Sie sind von den Aktionären, die aus Überschüssen das notwendige Kapital beisteuerten, nicht mehr wirklich gelenkt. Die sie steuernde 'Technostruktur' - Manager, Technologen, Vorarbeiter - erneuert sich in eigener Machtbefugnis. So wie in den vielzelligen Organismen die einzelne Zelle nur noch eine funktionelle Rolle spielt, so ist auch in der typischen Erwerbsorganisation [...] der einzelne Berufskörper - und damit der einzelne Mensch - nur noch ein ersetzbarer Träger von benötigten Leistungen."[1, Seite 21 bis 22]
Der Mensch in der Erwerbsorganisation
Der Mensch innerhalb einer Erwerbsorganisation wird austauschbar und zum Objekt des übergeordneten Willens. Hans Hass schreibt: "Je größer der Betrieb wird, um so mehr wird auch der Eigentümer zu einem ersetzbaren Rädchen in dem Getriebe, um so mehr zwingt die ihn umschließende Erwerbsstruktur ihm seinen Willen auf.[1, Seite 22]" Die Vereinnahmung des Menschen durch "das System" formulierte am Beispiel des Militärs auch der Zeitgenosse von Hans Hass, der Pole Stanislaw Lem, unter dem Stichwort soziointegrative Degeneration ↗
Fußnoten
- [1] Hans Hass: Energon. Das verborgene Gemeinsame. Fritz Molden (Verlag). 1970.
