R


Erdbeben von Lissabon 1755


Mit Tsunami


Basiswissen


Am 1. November 1755 fand wahrscheinlich 200 km südwestlich von Lissabon ein Seebeben statt. Der ausgelöste Tsunami forderte zwischen 30 und 100 Tausend Todesopfer in Portugal.

Was geschah genau?


Morgens gegen 9.40 Uhr erschütterte etwa 3 bis 6 Minuten lang ein Erdbeben die Stadt Lissabon. Es wurden meterbreite Spalten aufgerissen. Durch offene Feuer in den Häuser (Herde, Kerzen) wurde ein Stadtbrand ausgelöst. Die Menschen flohen an den Hafen. Dort wich das Wasser zurück, Schiffe lagen auf dem trockenen. Etwa 40 Minuten nach dem Beben traf der Tsunami ein. Er löschte zwar in manchen Teilen der Stadt die Feuer, zertörte aber auch Häuser. In anderen Teilen der Stadt brannte es noch tagelang weiter.

Was war die Ursache?


Geologische Prozesse lassen die afrikanische Kontinentalplatte auf die europäische zuwandern. Dadurch entstehen Spannung im Untergrund, die sich oft schlagartig als Erd- und Seebeben entladen. Dabei werden große Bereiche des Untergrund in Bruchteilen einer Sekunde oft mehrere Zentimeter oder Dezimeter nach oben angehoben. Passiert das auf dem Meeresboden wird auch die darüberliegende Wassersäule über hunderte von Quadratkilometern blitzartig emporgehoben. Das so angehobene Wasser (wenige Dezimeter) fließt dann nach allen Seiten als Welle wieder ab. Diese Welle ist der Tsunami ↗

Welche Auswirkungen hatte die Katastrophe?


Neben der unmittelbaren Zerstörung unterbrach es empfindlich die kolonialen Bestrebungen Portugals. Gleichzeitig wurde das wissenschaftliche Interesse an Erdbeben geweckt. In der Philosophie und Theologie stellte die Katastrophe erneut die Frage, wie ein allmächtige rund gleichzeitig gütiger Gott etwas so schreckliches geschehen lassen könne. Diese Fragen gehört zu den großen Themen der Theologie. Mehr dazu unter Theodizee ↗

War nur Lissabon beschädigt?


Nein, viele Küstenteile Portugals waren betroffen. Flutwellen von 20 Metern Höhe überrollten die Atlantikküste Nordafrikas, möglicherweise gab es bis zu 10.000 Todesopfer in Marokko. Andere Flutwellen überquerten den Atlantik, trafen die Azoren und die Kapverden und richteten sogar noch in Martinique und Barbados Schäden an.

Auch im restlichen Europa wurde das Beben wahrgenommen: in Venedig wurden wackelnde Dächer beobachtet, in Luxemburg stürzte eine Kaserne ein und mehrere Soldaten starben. In den Niederlanden und in Schweden rissen sich Schiffe aus ihren Verankerungen. An der englischen Südküste lief eine drei Meter hohe Flutwelle auf. Das Beben wurde bis hin nach Finnland registriert.

Literatur