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Entfremdung


Soziologie


Basiswissen


Als Entfremdung bezeichnet man im weitesten Sinn die schädliche Preisgabe eigener Bedürfnisse an eine fremde Macht. Die einzelne Person entfremdet sich von ihrem inneren Wesen, der Natur oder ihrer Gemeinschaft[3]. Entfremdung wird als typische Folge moderner Ökonomien gesehen. Das ist hier kurz mit Beispielen erläutert.

Die Entfremdung vom Produkt


Fertigt man eine schöne Holzfigur als Geschenk für eine nahestehende Person an, so gibt es eine Beziehung zu diesem Produkt. Man selbst und das Produkt stehen im Einklang mit sinnvollen menschlichen Beziehungen. Fertigt man dasselbe Produkt für Käufer in einem fernen Land an, so gehen diese Beziehungen verloren. Möglicherweise wird die Entfremdung noch verstärkt durch das Wissen, dass das Produkt bei einem Preisverfall vielleicht gar nicht verkauft sondern achtlos zerstört wird. Im Gegenzug für diese Entfremdung erhält man Geld, dass dann als alleinige Sinnquelle für die Tätigkeit zu genügen hat. Als Ersatz für Sinn steht dann der Lohn ↗

Die Entfremdung von der Produktion


Freude am Werken, am eigenen Tun: Handwerker, Künstler oder die Bastler von Modelleisenbahnen beschreiben ihre Tätigkeit oft als unmittelbar gut und freudvoll. Das Tun selbst befriedigt. Dabei werden die eigene Kreativität, der Erfolg am Ende wenn etwas funktioniert oder auch das Erleben eigenen Könnens, eigener Vielseitigkeit beschrieben. All diese Erlebnisse verschwinden in dem Maß, je stärker ein Produktionsprozess arbeitsteilig organisiert und rational optimiert ist. Ein Grund für Entfremdung ist damit die Arbeitsteilung ↗

Soziointegrative Degeneration als Konsequenz?


Der polnische Schriftsteller Stanislaw Lem beschrieb an verschiedenen Stellen[1][2] seiner Bücher einen Prozess, bei dem der Mensch im selbst geschaffenen Produktions- und Militärwesen selbst immer unbedeutendere, immer mehr von außen vorgegebene Funktionen ausfüllt. Je besser er sich in das System integriert, desto mehr entwickelt er sich als Individuum zurück, degeneriert also. Siehe auch soziointegrative Degeneration (Soziologie) ↗

Fußnoten