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Dyskalkulie Elterntipps


Zuversicht!


Basiswissen


Das Wichtigste zuerst: vermitteln Sie Freude, Interesse und Spaß im Umgang mit Zahlen. Rechnen ist ein Hilfsmittel - mehr nicht. Kinder mit Dyskalkulie haben oft viel Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen, am Beobachten und Experimentieren. Vermitteln Sie Zuversicht! Wir arbeiten seit dem Jahr 2005 intensiv mit Kindern und Jugendlichen mit Dyskalkulie. Hier stehen unsere Tipps für Eltern von Kindern mit einer festgestellten oder vermuteten Dyskalkulie.

Einleitung


Dyskalkulie, oft auch Rechenschwäche genannt, bezeichnet auffällige Probleme mit dem Mathe-Stoff der Grundschule. Auffällig meint, dass in den anderen Fächern keine besonderen Probleme auftreten. Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind mit einer Dyskalkulie kämpft, dann gehen Sie sehr behutsam vor. Sprechen Sie nicht vorschnell ihr Kind oder die Schule darauf an. Lesen Sie viel, unterhalten Sie sich wenn mögliche mit Fachleuten. Und überlegen Sie dann in Ruhe, ob das auf Ihr Kind zutreffen könnte.

Tipps aus der Praxis


Seit 2010 unterrichten wir die Fächer Mathematik, Physik und Chemie in der Lernwerkstatt Mathematik in Aachen. Unter unseren Schülern sind immer wieder auch Kinder, Jugendliche und Studenten mit mehr oder minder starken Anzeichen einer Dyskalkulie. Hier finden Sie einige Tipps aus der Praxis.

1. Geduld


Gehen Sie immer davon aus, dass Ihr Kind eigentlich alles gut und richtig machen möchte. Zeigen Sie nie Unverständnis, wenn etwas nicht klappt. Gehen Sie nie davon aus, dass etwas logisch sein müsste. Erklären und wiederholen Sie immer wieder ruhig neu.

2. Sich schlau machen


Es gibt viele gute Bücher und Internetseiten zum Thema Dyskalkulie und Rechenschwäche. Informieren Sie sich: woran erkennt man eine Dyskalkulie? Welche Probleme ergeben sich daraus, etwa auch für andere Fächer? Was sind die gesetzlichen Regelungen in meinem Bundesland? Gibt es vielleicht einen sogenannten Nachteilsausgleich (wie bei Legasthenie)? Machen Sie selbst schlau zum Thema. Ob es überhaupt um eine Dyskalkulie geht können Sie überprüfen auf der Seite Dyskalkulie erkennen ↗

3. Lehrer ansprechen?


Ein heikles Thema: Die Reaktionen von Lehrern reichen von kühler Zurückweisung bis hin zu kompetenter Führung. Dyskalkulie ist kein fester Bestandteil der Lehramtsausbildung und manche Lehrer leugnen, dass es Dyskalkulie überhaupt gibt. Bei Zweifeln empfehlen wir erst, dem Lehrer einige Symptome zu schildern und nach seiner Einschätzung zu fragen, ohne dass man dabei voreilig Dyskalkulie ins Gespräch bringt. Sie könnten zum Beispiel schildern, dass trotz langer Lernerei das Einmaleins nicht hängen bleibt oder Aufgaben wie 103 minus 8 schwierig sein können. Fragen Sie Lehrer, ob ihnen das auch aufgefallen ist und wie sie es einschätzen. Damit ist das Eis für ein vielleich tieferes Gespräch dann gebrochen.

4. Nicht absondern!


Manche Lehrer lassen Kindern mit einer Dyskalkulie eine sichtbare Sonderrolle zukommen, oft mit den besten Absichten. Kinder werden zum Beispiel während des normalen Unterrichts in einen anderen Raum gesetzt oder sie dürfen für alle sichtbar länger an Arbeiten sitzen (an sich gut). Solche Sonderrollen sind bei Kindern mit einer Dyskalkulie meist sehr unbeliebt. Besser sind Regelungen, bei denen die Sonderrolle unauffällig bleibt.

5. Jugendamt ansprechen?


Wird eine Dyskalkulie durch hauseigene Psychologen des Jugendamtes bestätigt, besteht die Möglichkeit zu Geldbeihilfen für einen Förderunterricht. Ist die Dyskalkulie fachärztlich festgestellt, kann das Kind als „behindert“ eingestuft werden. Behinderte Kinder haben in NRW einen Rechtsanspruch auf Nachteilsausgleich im Unterricht. Der Schritt will aber gut überlegt werden, da die „Behinderung“ auch als Stigmatisierung empfunden werden kann.

6. Anschauungshilfen


Ja, aber immer die gleichen: heutige Schulbücher sind oft überladen mit verschiedenen Aufgabentypen und Bildern. Kinder mit einer Dyskalkulie werden dadurch oft mehr verwirrt als unterstützt. Wir empfehlen einfache, wenig strukturierte Anschauungshilfen: der Zahlenstrahl, einfache Würfel und Knete haben sich als sehr vielseitig und effektiv erwiesen. Siehe auch Rechenmaterial ↗

7. Automatisieren!


Sehr wichtig: folgende Aufgabentypen sollten sofort und ohne Nachdenken „sitzen: Passerzahlen, das kleine Einspluseins und ab Klasse 3 das kleine Einmaleins. Es genügt nicht, dass die Aufgaben irgendwie durch Verständnis gelöst werden können, sie müssen auswendig sofort gelöst werden. Auswändig gelerntes Wissen entlastet vor allem den Arbeitsspeicher ↗


8. Verbalisieren!


Gelerntes wird oft erst dann behalten, wenn man es in klaren Sätzen formuliert. Führen Sie Ihr Kind zu einer einfachen und anschaulichen Sprache. Sagen sie nicht "Was gibt drei plus vier?" sondern besser "Wenn ich drei Steine habe und noch vier dazutue, wie viele Steine habe ich dann zusammen?" Formulieren Sie mit ihrem Kind gemeinsam auch Regeln sprachlich: "Wenn ich ganze Zehner zu einer Zahl dazurechne, dann ändert sich an den Einern hinten nichts." Halten sie ihr Kind an, in ganzen Sätzen über Mathematik zu sprechen. Das Sprechen langer Sätze trainiert das Arbeitsgedächtnis. Scheuen Sie sich nicht vor einer vermeintlich unprofessionellen Kindersprache. Fremdworte und mathematische Symbole werden später umso besser verstanden. Siehe auch Rechnen und Sprache ↗

9. Visualisieren!


Fertigen Sie zusammen mit ihrem Kind Skizzen zu Aufgaben an. Oder Stellen Sie Textaufgaben mit Figuren oder Knete nach. Mit der Zeit lösen sich die Kinder von den Veranschaulichungen. Sie arbeiten dann erfolgreich mit "inneren Bildern". Stellen Sie beispielsweise die folgende Textaufgabe mit Nüssen, Perlen oder anderen Dingen nach: "Zwei Äffchen wollen sich 18 Bananen teilen. Das eine Äffchen soll aber doppelt so viele Bananen bekommen wie das andere Äffchen. Kannst du den Äffchen sagen, wie viel jeder bekommt?" Die Lösung darf gerne eine viertel Stunde oder auch länger dauern. Gerade bei ausdauernden Probieren und Hantieren lernt man oft viel. Siehe auch anschaulich rechnen ↗

10. Alltagsrechnen


In der Küche, auf der Reise, im Sport: nutzen Sie jede Möglichkeit im Alltag, Zahlen begreifbar und vielleicht auch interessant zu machen:


11. Analog statt digital


Verwenden Sie so oft wie möglich analoge Messgeräte und bringen Sie diese ins Spiel. Analoge Geräte verbinden Zahlen mit Sinneseindrücken wie Längen (Thermometer), Positionen auf einer Skala (mehr rechts, links) oder Farben (Säureindikator):


12. Stärken wahrnehmen


Kinder mit Rechenproblemen zeigen oft Stärken, die aber in der gängigen Schulmathematik nicht zum Tragen kommen. Bringen Sie immer auch Stärken ins Spiel:


13. Interessen fördern


Viele Kinder - nicht alle - zeigen schon früh eine fast unstillbare Wissbegierde. Geben Sie Futter. Oft verschlingen diese Kinder Sachbücher und eignen sich darüber einen großen "Faktenvorrat" an. Dinosaurier, Weltraum, Tiere, Kreuzritter oder vieles mehr sind beliebte Themen. Wir haben den Eindruck, dass die Kinder bis etwa zur Pubertät das Wissen nicht durchdenken oder prüfen wollen. Sie sammeln. So können Sie die Wissensfreude aufgreifen:


14. Und wenn Kinder nicht gerne lesen?


Viele Kinder mit einer Dyskalkulie kämpfen auch mit Lese- und Rechtschreibproblemen. Häufig unterschätzt wird die Mühe, die das Lesen selbst bereiten kann. Einen Text zu entschlüsseln kann dann oft drei mal so lange dauern wie bei anderen Kindern. Denken Sie hier an Hörbücher und andere Medien. Vielleicht sind auch Sprachgeneratoren in Browsern interessant. Sie können Texte oft recht gut vorlesen. Siehe auch Legasthenie ↗

15. Spiele, Spiele, Spiele


Spielen Sie mit Ihrem Kind alles, was das räumliche, strukturierende und mengennahe Denken fördert. Kartenspiele, Quartett, Halma, Mühle, Dame, Schach, Kniffeln, Sudoku - probieren Sie alle Klassiker aus. Kinder zeigen, was sie gerne machen. Denken sie auch an konstruktive Spiele wie Bauklötze, Lego, Fischer-Technik und ähnliche Produkte. Computerspiele sehen wir zwiespältig.

16. Basteln und Werken...


... können Sie mit Ihrem Kind gar nicht genug, das ist einer der besten Übungsformen, die wir kennen: Kisten, Weihnachtsdekorationen, Figuren aus Knete, Drachen, Heißluftballons, Puppenstuben, geometrische Körper (Pyramiden) und und und. Verwenden Sie eher keine vorgefertigten Bauteile aus dem Handel. Stellen sie alles aus möglichst einfachen Elementen (Holzstäbe, Platten, Pappe, Knete) selbst her. Bringen Sie Zentimeter und Millimeter ins Spiel. Reden Sie von der Mitte, vom Halbieren, Verdoppeln, der dreifachen Länge, dem Umfang und so weiter. Benutzen Sie viele Zahlworte ↗

17. Taschenrechner?


Tendeziell eher nicht: der Taschenrechner als Rechenhilfe ist unserer Überzeugung nach eigentlich bis zum Abitur gar nicht nötig. Seine frühe Verwendung verleitet dazu, sich unter Zahlen nichts mehr vorzustellen. Oft ist die hohe Präzision auch gar nicht erforderlich. Wenn man für eine Sachaufgabe zum Beispiel 13 durch 4 teilen muss, genügt oft die Antwort "3-Komma-irgendwas". Bevorzugen Sie im Zweifelsfall den Überschlag. Interessant sind hingegen Aufgaben, die man gezielt nur mit dem Taschenrechner lösen darf, sie trainieren, dass man die richtige Rechenart erkennt. Siehe dazu unter Taschenrechneraufgaben ↗

18. Ruhezeiten


Lernen braucht Zeiten der Ruhe. Das geht im modernen Alltag oft unter. Wenn Ihr Kind das Bedürfnis nach mehr Zeit für sich und Stille äußert, dann nehmen Sie das ernst. Auch Zeiten der Langeweile sind gut. Ruhe und Langeweile sind wichtig für das Lernen und die Kreativität ↗

19. Mädchen und Mathe


Sagen Sie nie, dass Mädchen eher besser in Sprachen und eher schlechter in Mathe sind. Forschungen haben gezeigt, dass vor allem Mütter dieses Bild oft an ihre Töchter weitergeben. Andere Forschungen haben gezeigt, dass das Bild falsch ist, der Spruch aber zu einer selbst erfüllenden Prophezeihung werden kann. Und noch eins: Wenn Sie selbst auch Probleme mit Mathe hatten oder haben, muss Ihr Kind diese Probleme nicht auch haben :-)

20. Fleiß loben


In westlichen Gesellschaften führt man gute Leistungen oft auf Talent zurück. In fernöstlichen Kulturen sieht man gute Leistungen auch als den Lohn für Fleiß. Loben Sie immer auch Fleiß und Ausdauer. Für eine Zwei in Mathe muss man kein Einstein sein. Aber auch: bei sehr schlechten Noten loben Sie trotzdem den Fleiß, den Biss und den Willen.

21. Finger-Rechnen?


Ja und nein. Eine Sackgasse vieler Kinder mit Dyskalkulie ist das zählende Rechnen. Die Finger sollten nicht als Hilfe zum Zählen benutzt werden. Wo aber die Finger zum bündelnden Rechnen gebraucht werden, kann nichts falsch gemacht werden. Sprechen Sie uns gerne auf Beispiele an. Siehe auch Fingerrechnen ↗

22. Schriftliches Rechnen


Viele Kinder empfinden das schriftliche Rechnen als eine große Entlastung. Jetzt auf einmal können sie genauso gut wie andere rechnen! Achten Sie als Eltern aber auf ein gefährliches Schein-Können. Manche Kinder mit Dyskalkulie versuchen im Kopf schriftlich zu rechnen. Das geht mit 824-613 sehr gut. Doch die Aufgabe 1001 minus 999 ist schriftlich im Kopf gerechnet fast unlösbar. Die Überträge und alle Zwischenergebnisse müssen sich die Kinder richtig behalten. Kein Wunder, dass bei 1001-999 dann oft 992 oder Ähnliches herauskommt. Besser als schriftliches Rechnen ist das Kopfrechnen ↗

23. Schulbücher?


Wir halten viele moderne Schulbücher für überfrachtet. Gerade Kinder mit Rechenproblemen werden durch viele Bilder, wechselnde Aufgabentypen und ein lebhaftes Layout der Seiten überfordert. Auch sehen wir die Tendenz, dass zu früh zu viel an Abstraktion und gedanklicher Wendigkeit vorausgesetzt werden. Schwierige Worte tauchen oft auf, die aber nirgends erklärt sind. Gut sind einfach strukturierte Aufgabenblätter mit wenigen Bildern, immer wiederkehrenden Aufgabentypen und ein hoher Anteil an einfachen Texten.

24. Träumt mein Kind nur?


Wenn Ihr Kind für eine einfache Rechnung sehr lange braucht, können Sie davon ausgehen, dass es konzentriert rechnet, auch wenn das von außen nicht sichtbar ist. Fragen Sie nach dem Rechenweg, wenn das Kind eine Lösung genannt hat. Oft sind (für uns Außenstehende) die Rechenwege der Kinder kompliziert. Wenn man sich in die Gedankenwelt des Kindes hineinversetzt, kann man oft (scheinbar) logische Schlüsse erkennen, die aber auf falschen Voraussetzungen beruhen.

25. Präpositionen bekannt?


Präpositionen sind kleine Wörter, die etwas über Raum- und Zeitbezüge der anderen Satzteile sagen. Sie haben zu oft tun mit Vorstellungen wie von "wo", "woher", "wohin", "wann". Mit diesen und verwandten Ideen haben Kinder mit Rechenschwierigkeiten auch oft Probleme, daher oft auch die Schwierigkeiten mit der Zeigeruhr. Probieren sie zwanglos im Rahmen anderer Aufgaben etwa Folgendes: "Stelle die Figur zwischen die zwei anderen", "Sortiere die Klumpen von groß nach klein", "Lege einen Faden um die drei Tiere". Lassen sie sich bei Textaufgaben von den Kinder die geschilderten Situationen zeichnen oder nachbauen. Das deckt oft Verständnisprobleme bei eben solchen Verhältnisworten auf. Beispiel: "Peter, Tanja und Annika" stehen in der Schlange vor der Eisdiele. Peter steht hinter Annika und Annika steht vor Tanja. Zeichne, wo die drei stehen." Siehe auch Lagewörter ↗

26. Richtungsunsicherheit


"Wie oft steckt die 80 in der 320?" - Muss man da jetzt 80 durch 320 oder 320 durch 80 rechnen? Hier treten oft große Unsicherheiten auf. Tipp: Entwickeln sie Rechensprüche, die nicht entgegen der Rechenreihenfolge gehen. Die Kinder deuten oft die Sprechfolge als Rechenfolge. Entsprechend würden sie oben 80 durch 320 rechnen. Hier einige Beispiele, wie man Sprache und Rechnung beieinander hält:


27. Zwischenspeicher aktivieren


Als Zwischenspeicher bezeichnen Hirnforscher die Fähigkeit, sich Dinge Bruchteile einer Sekunde bis hin zu mehreren Sekunden merken zu können. Es heißt, man könne diese Fähigkeit nicht wirklich trainieren. Was man aber gut trainieren kann, sind Methoden, wie man Ordnung in seinen Zwischenspeicher bringt:


28. Zwischenschritte als Ruheinseln


Bei vielen Aufgaben fallen mehrere Zwischenergebnisse an. Zwischenergebniss immer laut sprechen und mit dem nächsten Schritt verbinden. Das beseitigt Zahlen aus dem Zwischenspeicher. Beispiel: 13 mal 12:


Ein Weg, der einmal gut geklappt hat, sollte immer beibehalten werden. Zeigen Sie keine Alternativen auf. Was einmal funktionierte erst in Ruhe automatisieren. Vielfalt lenkt Anfänger eher ab als dass es hilft.

29 Rhythmus


Viele Kinder haben Freude und ein gutes Gefühl für Rhythmus. Packen Sie Sprechformeln in immer wiederkehrende Sprechrhythmen, nutzen Sie Klatschen beim Zählen, auch Bewegungen mit dem ganzen Körper. Inzwischen gibt es auch viele CDs und Internetseiten mit Rechen-Liedern und Reimen. Testen Sie davon viel. Hören Sie auf Ihr Kind, was ihm gefällt.

30 Intelligent Confusion


Ein Kind in der fünften Klasse gerät in große Verwirrung bei der Frage, was 5 mal 1 oder 1 mal 5 gibt: was zunächst wie ein komplettes Mißverständnis aussieht geht manchmal auf sehr intelligente Unsicherheiten und Fragen zurück. Geht man in einem ruhigen Dialog solche Fragen durch, gelangen die Kinder oft zu einem sehr tiefen Verständnis von Zahlen. In dem Fall liegt sicher keine Dyskalkulie vor. Lies mehr unter intelligent Confusion ↗

31 Bulimielernen?


Möglichst viel kurz vor der nächsten Arbeit lernen: diesen Wunsch spüren wir bei vielen Kindern mit einer Dyskalkulie. Nach einer geschriebenen Arbeit lassen Sie Stunden in der Nachhilfe ausfallen, um sie möglichst kurz vor der nächsten Arbeit nachzuholen. Diese Zeitplanung verschlimmert die Lage oft erheblich. Man holt so fehlende Grundfertigkeiten letztendlich nie mehr nach und lernt immer nur kurzristig Rechenwege, die bald wieder vergessen sind. (Unter Studenten gibt es das treffende Wort vom Bulimielernen ↗

32 Optimismus?


Ja, aber keinen hohlen: wir haben oft erlebt, dass Kindern mit einer Dyskalkulie von Lehrern hörten, „dass das schon wird“, sie „immer die Hausaufgaben machen“ sollen und „mündlich ja ganz gut stünden“. Als Elternteil sagt man gerne auch „das wird schon klappen“. Wie wird sich das Kind dann fühlen, wenn es nicht „klappt“? Wenn es wegen Mathe sitzen bleibt? Oder wenn nach einem Lehrerwechsel die Welt zusammenbricht und auf demZeugnis beharrlich nur schlechte Noten stehen? Es ist wichtig zu erkennen, dass man nicht alles kontrollieren kann und manchmal der Umwelt hilflos gegenüber bleibt: Lehrerwechsel, unerwartet schwere Zentralklausuren oder längere Krankheiten können einen immer treffen. Verbinden Sie den Optimismus mit dem langfristigen Denken: wenn du fleißig und beharrlich bist, dann wirst du letztendlich deinen Weg finden, auch wenn es wzischendurch einmal Tiefschläge geben kann.

33. Nicht aussitzen


Eine Dyskalkulie wächst sich nicht aus. Wir hatten immer wieder Studenten der Medizin, des Maschinenbaus oder der Betriebswirtschaftslehre, die auch mit beliebig viel Zeit 712 geteilt durch 4 nicht rechnen konnten. Sie zeigten einige Anzeichen von Dyskalkulie, die aber nie angegangen worden sind. So macht eine Ausbildung oder ein Studium mit größeren Rechenateilen wenig Spaß. Meist führten die Probleme zum Studienabbruch (zu Ausbildungen haben wir kaum Erfahrungen). Eine Dyskalkulie wächst sich nie von alleine aus.

34. Zuversicht!


Unser erster Tipp war Geduld. Schließen möchten wir mit Zuversicht. Mit Fleiß und Ausdauer werden früher oder später auch die größten Rechenprobleme verschwinden. Und denken Sie daran, dass sich die Probleme meist auf den Grundschulstoff beschränken. Mit der höhen Mathematik kommen "Dyskalkuliker" oft ganz normal gut zurecht und es stehen ihnen später viele Berufe und Ausbildungen offen. Uns hat ein Mann berichtet, dass er als Dyskalkuliker nie weiß, ob er im Supermarkt mit dem Wechselgeld betuppt wurde oder nicht. Beruflich ist es aber ein erfolgreicher selbständiger Bauingenieur.

Professionelle Hilfe in Aachen?


Sie leben im Raum Aachen und suchen dort Hilfe und Beratung rund um das Thema Dyskalkulie? Seit 2010 helfen wir in der Mathe-AC Lernwerkstatt. Über eine kostenlose und unverbindliche Probestunde können Sie uns gerne näher kennenlernen: www.mathe-ac.de


Die Unterschrift deutet an, dass dieser Artikel stark auch die persönliche Meingung des Autoren wiedergigbt.