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Der Steppenwolf


Denkbild


Basiswissen


In seinem Roman „Der Steppenwolf“ beschreibt der Schriftsteller Hermann Hesse eine in sich zerrissene Persönlichkeit: Harry Haller hat einerseits eine bürgerlich angepasste Seite sowie eine einsame, kritische Seite, eben die steppenwöflische. Der Roman spiegelt die Zerrissenheit des Menschen zwischen Kollektiverung und Individualität wieder - ein Urmotiv der Philosophie. Das ist hier in eine größeres Sinnbild gestellt.

Gemeinschaft - ein Urbedürfnis von Menschen


Einsame Menschen haben ein größeres Risiko an einer Krankheit zu sterben als in Geselligkeit lebende Menschen. Für deutsche U-Boot Fahrer im Zweiten Weltkrieg galt es als brutalste Form einer Bestrafung, wenn die Mannschaft mit dem Bestraften längere Zeit nicht reden durfte: man könnte viele Beispiele aufzählen, die den Befund stützen, dass der Mensch der Gemeinschaft bedarf. Nur wenige können dauerhaft gut ohne andere Menschen oder doch zumindest Tiere als Gefähren leben. Der antike griechische Philosoph Aristoteles (384 bis 322 vor Christus) betrachtete den Menschen deshalb als ein Gemeinschaftstier, ein Zoon politikon ↗

Gemeinschaft - auch ein Urbedürfnis von Geist?


Die Bibel beginnt mit der Schöpfungsgeschichte: Gott erschafft eine Welt und mit ihr ihm ähnlich geschaffene Wesen - uns. Darin schwingt der Gedanke, dass selbst ein allmächtiges Wesen nicht gerne alleine ist. Verschiedene Autoren[1][2] haben kosmische Visionen entworfen, in denen der Geist, oft konkretisiert als personale Wesen - hin zu einer Vergemeinschaftung strebt. Der Molekulargenetiker Carsten Bresch will in der Evolution eine Art Weltprozess erkennen, der Individuen niederer Komplexitätsstufe auf einer nächsthöheren Stufe zu größeren Individuen integriert[3], bis hin zu einer kosmischen Einswerdung. Solche Vorstellungen werfen eine Vielzahl von Fragen auf. Steht ein kosmischer, überpersonaler Geist in irgendeiner festen Verbindung mit bewusstseinsfähigen Einzelwesen steht. Sind wir als Personen nur zersplitterter Geist. Wenn ja, war diese Zersplitterung gewollt? Ergibt sie einen höheren Sinn oder war sie ein Unfall? Siehe etwas zum Hintergrund auch im Artikel Geist ↗

Gemeinschaft und Individualität als ewiger Kampf


Es ist eine traurige Erkenntnis: die Evolution scheint ihre Geschöpfe auf Kampf zu optimieren. Aus Sicht einer darwinistischen Evolution sind Gemeinschaft und echte Selbstlosigkeit (Altruismus) immer dem Zwang zur Effizienz unterworfen. Nur was unsere Gene in die nächste Generation bringt wird auf Dauer bestehen bleiben. Soziobiologen gehen so weit, dass sie Eltern ein unbewusstes Abwägen des genetischen Vor- und Nachteils unterstellen, wenn sie etwa ein schwächliches Kind großziehen. So schwingt bei jedem Akt der Gemeinschaft immer das gegenseitig egoistische Umlauern mit oder doch zumindest die Angst, dass andere einen ausnutzen könnten. Eine Fülle von Beispielen zu dieser Sicht zusammengetragen hat der amerikanische Naturphilosoph Howard Bloom ↗

Das größere Bild: ein Weltprozess?


Erhebt man sich mit seinen Betrachtungen über das eigene Hier und Jetzt, so zeigt sich ewige Kampf zwischen Individuen als tief eingebrannt in die Evolution. Doch muss oder soll das auch so sein? Hier kann können wir uns fragen, ob wir den vermeintlichen ewigen Kampf ums Überleben als uns gegebenenes Weltgesetz akzeptieren sollen. Das taten Sozialdarwinisten bis hin zur letzten Konsqequenz in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Oder sollen wir uns vielmehr der Evolution als Weltprozess widersetzen, wie es zum Beispiel der Biologie Richard Dawkins forderte[4]. Die Frage, ob man sich einem Weltprozess hingegen soll oder nicht, stellten sich in scharfem Streit Historiker im 19ten Jahrhundert. Siehe mehr zu diesem Gedanken im Artikel Weltprozess ↗

Fußnoten