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Berufskörper


Energon-Theorie


Basiswissen


Im Jahr 1970 veröffentlichte der Biologe Hans Hass eine Theorie der Evolution, in der er Tiere, Pflanzen und Wirtschaftsunternehmen und letztendlich auch Staaten als individuelle Wesen gleichsetzte. Kleine Ein-Mann-Unternehmen nannte er innerhalb dieser Theorie Berufsköper. Das ist hier kurz erläutert.

Ein Schuster als Berufskörper


Hans Hass wählte einfache Handwerksbetriebe als Beispiele für Berufskörper: ein Schuster mit seinen Geräten, seinen Räumlichkeiten, eventuell auch der Buchhaltung und einigen Rohstoffen als Ganzes zusammengenommen ergeben den Berufskörper. Das Gesamtgebilde ist also hybrid aus lebenden und toten Teilen zusammengesetzt, so wie auch ein Baumchenröhrenwurm seinen lebenden Körper mit toten Sandteilchen umgibt und so erst der charakteristische Gesamtkörper ensteht. Lies mehr zum Hintergrund unter Energon ↗

Der Berufskörper als erweiterter Geist


Kaum jemand käme aber auf die Idee, dass beim Friseur mit dem Abschneiden der Haare auch ein Stück menschlichen Seele, Geist oder Bewusstsein abgetrennt wird oder verloren geht. Dennoch zählen wir Gebilde wie Haare, Zähne und Knochen zum Teil unseres Körpers. In analoger Weise zählte auch Hans Hass die eher toten Bestandteile seiner Berufskörpers zum Körper, herumgebaut um den beseelten, geisthaften Menschen. Die Idee, dass der Mensch seinen Geist sozusagen in die Welt seiner Werkzeuge und Kunstgebilde hinaus ausdehnt bezeichnet man in der Philosophie als erweiterter Geist ↗

Was ist ein soziotechnisches System?


In den 1950er Jahren entstand in England der Begriff des soziotechnisches Systems[1]: anhand von Bergbaumaschinen wurde eine enge funktionale Verbindung von Technologie und Menschen beschrieben. Das Konzpet ähnelt Hass' Berufskörper. Siehe dazu unter soziotechnisches System ↗

Ein organisationales Neuron


Hans Hass veröffentlichte seine Gedanken zu einer Zeit (1970) als noch niemand die massenhafte Verbreitung von Computern voraugesagt hatte. Hätte er sein Buch 30 Jahre später geschrieben, hätte er als Beispiel für die enge funktionale Verzahnung von Menschen und ihren Geräten vermutlich auch auf Rechner und Kommunikationsmittel verwiesen, etwa in Form von Wearable Hardware oder hybriden Mensch-Maschinen-Systemen. Mehr zu diesem Gedanken unter neuronal-organisationales Neuron ↗

Fußnoten