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Anthropozän


Geologie


Basiswissen


Seitdem vor etwa 12 Tausend Jahren die letzte große Vereisung mit Gletschern bis weit nach Mitteleuropa hinein endete, herrschten auf der Erde recht stabile klimatische und geologische Verhältnisse. Das hat sich seit der Sesshaftwerdung des Menschen dramatisch verändert. Der Mensch verändert die Erdoberfläche und Atmosphäre nun in einem geologischen Maßstab. Im Jahr 2000 schlugen Wissenschaftler deshalb vor, eine neue geologische Zeit einzuführen: das Anthropozän.

Was heißt Anthropozän wörtlich?


Das Wort Anthropozän ist ein sogenanntes Kompositum, ein Wort, das aus zwei oderer mehreren anderen Wortbestandteilen zusammengesetzt ist. Das altgriechische ἄνθρωπος (anthrōpos) heißt so viel wie "im Bezug zu Menschen" oder "menschlich". Das ebenfalls altgriechische καινός (kainos) meint so viel wie "neu, ungewöhnlich". Aus kainos wird dann in vielen deutschen Worten kurz nur ein "zän". Die Endung "zän" bezeichnet oft erdgeschichtliche Zeiten, mit deren Namen man etwas Neuartiges ausdrücken will. Die Zeit, in der das Anthropozän angesiedelt sein soll, die Zeit seit der letzten großen Vereisung auf der Nordhalbkugel heißt passend in etwa "die ganz neue Zeit" oder in der Geologie das Holozän ↗

Das Anthropozoikum des Antonio Stoppani (1873)


Dass der Mensch die Oberfläche der Erde im Vergleich zu den natürlichen Vorgängen immer stärker selbst gestaltet reicht mindestens bis ins 19te Jahrhundert zurück. Im Jahr 1873 verwendete der der italienischen Geologe Antonio Stoppani die Begriffe „Anthropozoische Ära“ und „Anthropozoikum“. Er schlug sie als Bezeichnungen für ein neues Erdzeitalter vor und schrieb: „Eine neue tellurische Macht könne es an Kraft und Universalität mit den großen Gewalten der Natur aufnehmen[3]“. Tellurisch heißt so viel wie "die Erde betreffend".

Der große Faunenschnitt von Hubert Markl (1982)


Die Idee einer vom Menschen geprägten Geologie wurde etwa 100 Jahre nach Stoppanis erster Formulierung immer plausibler. So schrieb der Biologie und spätere Präsident Hubert Markl im Jahr 1982: „Dem Paläo-, Meso- und Neozoikum folgt […] ein Anthropozoikum[7].“ Markl richtete den Blick vor allem auf das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten. Er sprach von einem Faunenschnitt[9], der sich als Schicht in die geologische Überlieferung einprägen werden. Es werde damit eine neue geologische Zeit eingeleitet, das Anthropozoikum ↗

Die Idee des Anthropozän


Im Jahr 2000 schließlich schlugen Geologen konkret vor, ein neues geologisches Zeitalter einzuführen, das Anthropozän[1][2]. Es wurden darauf hin eine größere Anzahl von Merkmalen zusammengetragen, die für dieses Konzept sprechen:


Die Gesamtheit dieser von Menschen verursachten Veränderungen wird in den zukünftigen geologischen Ablagerunger ein "unmissverständliches biostratigraphisches Signal" hinterlassen. Das rechtfertige die Einführung einer neuen geologischen Zeit, so die Befürworter des Konzepts. Siehe auch Erdgeschichte ↗

Verwandte Ideen zum Anthropozän


Das Wort Anthropozän im Sinne der Geologie hat als wesentliches Merkmal die Bildung dauerhafter geologischer Spuren in der Erdkruste. Beispiel dafür sind vom Menschen gebildete Pakete aus Sedimenten (Müllhalden, Siedlungsschutt, Bergehalden etc.), eine Veränderung der hinterlassenen Fossilien (z. B. ein Faunenschnitt) oder das Erzeugen von Markern bestimmter Ereignisse, etwa von Explosionen von Atombomben. Andere gedankliche Konzepte blicken weniger auf die geologischen Spuren menschlichen Tuns sondern mehr auf die durchgreifende Veränderung der Erdkruste und der Erdatmosphäre. Hier stehen einige Theorien oder Konzepte, die in unserer Gegenwart eine dramatische Änderung der Erd- oder Menschheitsgeschichte sehen.


Fußnoten