A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 9 Ω


Sensualismus


Definition


Basiswissen


Unter Sensualismus fasst man verschiedene erkenntnistheoretische Positionen zusammen, die die Erfahrungen der Sinnesorgane als vorrangigen Ausgangspunkt der Erkenntnis machen. Im Bewusstsein knnen nur Inhalte sein, die zuvor sinnlich wahrgenommen wurden[1], der Geist ist zunchst ein leergefegter Tisch, ein Tabula rasa[2].

Funoten


alle unsere Vorstellungen aus der sinnlichen Wahrnehmung stammen; sie betrachtet die Seele nach einem von Aristoteles herrhrenden Bilde als eine leere Tafel (Tabula rasa), auf welche durch die sinnlichen Empfindungen der gesammte Inhalt des Bewutseins von auen bertragen wird; ihren allgemeinen Ausdruck enthlt der Satz: Nihil est in intellectu, quod non fuerit in sensu (nichts ist im Verstande, was nicht in der sinnlichen Wahrnehmung gewesen wre). Diese Ansicht ber den Ursprung der Vorstellungen, welche an sich ber die Beschaffenheit dessen, was unabhngig vom Vorstellen den Erscheinungen zu Grunde liegt, gar nichts entscheidet, hat sich nicht selten 2) mit der Behauptung verbunden, da berhaupt nichts existirt, als das krperlich Empfindbare u. sinnlich Wahrnehmbare, u. dies ist der S. in metaphysischer Bedeutung. Endlich bezeichnet man dadurch 3) in ethischer Beziehung die Behauptung, da alle sittlichen Werthbestimmungen sich lediglich auf die Art grnden, wie wir von den Gegenstnden der sinnlichen Empfindung afficirt werden, also die sittliche Denkart, welche den Werth u. Zweck des menschlichen Wollens u. Handelns lediglich in sinnlichen Genieungen sucht, worin eine Aufhebung jeder selbstndigen Bedeutung der sittlichen Ideen liegt. Die philosophischen Systeme sind nur selten in allen diesen Richtungen sensualistisch gewesen; namentlich gilt die Bezeichnung des S. von den Lehren des Aristoteles u. Locke's, den man gewhnlich fr den Urheber des modernen S. erklrt, nur in sehr beschrnktem Sinne; einen durchgefhrten S. stellt die Lehre des Epikur u. die franzsische Philosophie des 18. Jahrh., wie sie Condillac u. die Encyklopdisten (s.d.) vertreten, dar. Im gewhnlichen Leben nennt man S. 4) eine in ihrem Frwahrhalten auf die handgreifliche Erfahrung sich beschrnkende, in ihrem Streben durch die Rcksichten des sinnlichen Vergngens u. des ueren Nutzens bestimmte Denk- u. Handlungsweise." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 852. Online: http://www.zeno.org/nid/20010911715
berschreitende Erkenntnis negiert wird." Und so weiter, sehr aufhrlich. In: Eisler, Rudolf: Wrterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 357-359. Online: http://www.zeno.org/nid/20001803646
hrt zu fragwrdigen Haltungen: "Sensualismus (neulat.), die Annahme, da alle Erscheinungen des Seelenlebens (Vorstellungen, Gefhle etc.) sich aus der sinnlichen Empfindung ableiten lassen und also weiter nichts sind, als mehr oder weniger zusammengesetzte Komplexe von Empfindungen. Im Gegensatz zum Intellektualismus (s. d.) leugnet der S. jede Art von seelischer Aktivitt oder Spontanett (Denken und Wollen bestehen ihm zufolge nur in einer besondern Form des [passiven] Empfindens) und fhrt demgem folgerichtigerweise in erkenntnistheoretischer Hinsicht zum Empirismus (s. d.), in ethischer zum Hedonismus (s. d.), wie er seinerseits eine Folge des Materialismus ist. Die hauptschlichsten Vertreter des S. in lterer Zeit sind Condillac und Hume, in der Gegenwart ist er (als psychologische Theorie) durch Spencer, Ziehen, Mnsterberg u. a. erneuert worden." In: Meyers Groes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 347. Online: http://www.zeno.org/nid/20007465246