Relativität
Physik
Basiswissen
Wasser ist relativ flüssig im Vergleich mit Pech, aber eher starr im Vergleich mit Luft[1]. Relativität deutet an, dass man etwas an anderen Dingen vergleicht[2], im Verhältnis[3] dazu betrachtet.
Relativ in der Statistik
In der Statistik tritt das Wort relativ oft im Zusammenhang mit Häufigkeiten auf. Die relative Häufigkeit meint dann: welcher Anteil vom Ganzen. Die relative Häufigkeit von e's in dem Wort "Enten" ist 2/5 oder 0,4. Mehr dazu unter relative Häufigkeit ↗
Relativ im Bezug auf Einheiten
In einem physikalischen Sinn spricht man zum Beispiel von einer relativen Atommasse oder einer relativen Luftfeuchtigkeit. Das heißt dann, dass man zwei Werte in derselben Einheit als mathematisches Verhältnis betrachtet. Dadurch kürzen sich die Einheiten weg, zum Beispiel 1 Gramm pro Kubikmeter Wasserdampf in der Luft bezogen auf 4 Gramm an maximal möglichem Wasserdampf in der der Luft gäbe eine relative Luftfeuchtigkeit von 1/4 oder 25 %. Eine physikalische Größe ohne erkennbare (z. B. weil geggekürzt) Einheiten nennt man auch dimensionslos ↗
Relativität und Einstein
Im Jahr 1905 veröffentlichte Albert Einstein seine berühmte spezielle Relativitätstheorie. Eine von vielen verblüffenden Folgerungen aus der Theorie war: gleichzeitigkeit ist relativ. Es ist nicht eindeutig festgelegt, ob zwei Ereignisse gleichzeitig stattfinden. Die Antwort hängt von der Geschwindigkeit des Beobachters im Vergleich zum Ereignisort ab. Mehr unter Relativitätstheorie ↗
Fußnoten
- [1] 1809: "Relativ ist dem Absoluten entgegengesetzt, und bedeutet das, was nur bedingungs- und vergleichungsweise, nicht schlechthin gewisse Eigenschaften besitzt. Da wir alle Eigenschaften nur in Graden kennen lernen, über welche sich immer höhere denken lassen, so giebt es eigentlich für unsere Erkenntniß nichts Absolutes, obgleich die Vernunft ihm unaufhörlich nachstrebt. Wir sprechen zwar von einem absoluten Raume, in dem sich alle relative Räume bewegen, aber er ist für uns unerkennbar. Für uns ist also jede Größe, jedes Merkmahl eines Dinges relativ. Die Erde ist groß gegen ein einzelnes ihrer Gebirge, aber klein gegen das Sonnensystem, zu dem sie gehört. Das Wasser ist relativ flüssig im Vergleich mit Pech, zähe und starr im Vergleich mit Luft. Elfenbein erscheint uns gelb neben Schnee, die Weiße von jenem ist also nur relativ." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 156-157. Online: http://www.zeno.org/nid/20000767476
- [2] 1837: "Relativ, in Beziehung auf etwas, daher bedingungsweise und demnach dem Absoluten entgegengesetzt." In: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 389. Online: http://www.zeno.org/nid/20001762192
- [3] 1856: "Relativ, bezüglich, verhältnißmäßig, vergl. Absolut. R. in der Grammatik: ein Pronomen (welcher, der), das sich auf einen Begriff des vorhergehenden Satzes zurückbezieht; r. e Begriffe, die erst aus der Vergleichung ein es Gegenstandes mit einem andern entspringenden." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 699. Online: http://www.zeno.org/nid/20003489825
- [4] 1923, Historisch: "Aristoteles hatte den Begriff der Relativität der Bewegung, der Relativität der Örter noch nicht. Was heute jedem Schüler geläufig ist oder sein sollte, das bereitete einst den größten Männern Denkschwierigkeiten: daß zwischen einem sinkenden Pendel und der Erde die Annäherung als gegenseitig aufgefaßt werden kann, oder die Bewegung teilweise der Erde oder dem Pendel in der Vorstellung zugeschrieben, daß aber endlich die Ursache der Bewegung, die sogenannte Anziehungskraft, wirklich im Verhältnis gegenseitig ist." In: Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 2 1923, Band 3, S. 436-497. Online: http://www.zeno.org/nid/2000618183X
- [5] 1862, auch im Sinne von Einheiten: "Relativ (v. lat.), was sich auf Etwas bezieht, in Verhältniß zu etwas steht, was daher blos bedingungs- od. beziehungsweise wahr ist; z.B. Relativer Begriff, ein Begriff, welcher erst aus der Vergleichung eines Gegenstandes mit einem andern entspringt. Relative Kraft, von irgend zwei Kräften diejenige, welche man als die auf die andere als Einheit angenommene bezieht; od. die Kraft, welche auf einen ruhenden Körper anders, als auf einen bewegten Körper einwirkt." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 30. Online: http://www.zeno.org/nid/20010739165
- [6] 1904, auch erkenntnistheoretisch: "Relativ: der Relation nach, beziehungsweise, (nur) in bestimmter Beziehung oder Abhängigkeit gültig, nicht an und für sich, nicht unabhängig, selbständig, nicht absolut (s. d.). Relativität ist der Charakter des Relativen. Relative Eigenschaften sind solche, welche ein Ding nur in Beziehung zu[251] anderen Dingen, insbesondere aber zum erkennenden Subject hat. Die Relativität der Qualitäten (s. d.) der Außendinge besagt nicht, daß »transcendente Factoren« (s. d.) nicht an dem Auftreten dieser Qualitäten mit beteiligt sind, bedingt noch nicht die absolute »Subjectivität« (s. d.) der Qualitäten sowie der Anschauungsformen (s. d.) und Kategorien (s. d.). Die Relativität der (Natur-)Erkenntnis bedeutet, daß die Erkenntnisinhalte abhängig sind vom erkennenden Subjecte, daß sie uns die Wirklichkeit nicht ihrem absoluten Sein nach, sondern nur in ihrer Beziehung zu uns darstellt, aber immerhin doch wirkliche Relationen der Dinge zu uns und untereinander. In diesem Sinne ist auch alle auf die Außenwelt sich beziehende Wahrheit (s. d.) relativ. Absolute Wahrheit ist jene, die sich auf die Gültigkeit von Urteilen innerhalb einer uns zugänglichen oder auch in einer idealen Seinssphäre bezieht (z.B. die Wahrheit der logischen Axiome)." Und so weiter mit noch vielen weiteren detaillierten philosophischen Beispielen und Aspekten. In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 251-254. Online: http://www.zeno.org/nid/20001802232
- [7] 1905, z. B. auch für Wahlen: "Relatīv (lat.), im Gegensatz zu absolut (s. d.), was sich auf etwas bezieht, in Verhältnis zu etwas steht, nicht ohne ein andres sein oder gedacht werden kann, also nur bedingungs- oder beziehungsweise wahr ist. Daher relative Begriffe solche, die sich erst aus der Vergleichung eines Gegenstandes mit einem andern ergeben, Korrelatbegriffe solche, die einander gegenseitig voraussetzen. Relative Majorität ist gegeben, wenn bei mehr als zwei Ansichten für eine von ihnen eine größere Stimmenzahl vorhanden ist als für jede der andern." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 781. Online: http://www.zeno.org/nid/20007337027
- [8] 1907, Gegensatz von absolut: "relativ, der Gegensatz von absolut, ist das nur beziehungs- oder verhältnisweise Bestimmte und Gültige. Jede Größe ist z.B. relativ, d.h. relativ groß im Vergleich zu diesem, aber relativ klein zu jenem. Relative Begriffe sind demnach solche, die erst aus Vergleichung eines Objekts mit einem anderen entspringen." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 507. Online: http://www.zeno.org/nid/20003589633
- [9] 1911, noch keine Erwähnung von Einstein: "Relatīv (lat.), im Gegensatz zu absolut (s.d.), was nur beziehungs- oder verhältnisweise bestimmt und gültig ist; bezüglich. Relative Begriffe, solche, die erst aus der Vergleichung eines Gegenstandes mit einem andern entspringen. Relatīvum, in der Grammatik Bezeichnung der zurückbezüglichen Fürwörter (Pronomĭna relatīva) und davon abgeleiteten Adverbien, die zur Einleitung von Nebensätzen (Relativsätzen) dienen (welcher, wo etc.)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 513. In: http://www.zeno.org/nid/20001490842
- [10] 1923, alles ist relativ: "Relation (relativ) – Wir in Deutschland stehen immer noch zu sehr unter dem Banne der nachkantischen Terminologie, lassen uns immer noch so sehr von dem Wortschalle absolut verblüffen, daß der Relativismus als eine Weltanschauung gegen ein Vorurteil anzukämpfen hat; als ob nur die Sophisten, diese verruchten Menschen, die Lehre aufgebracht hätten: der Mensch sei das Maß aller Dinge, alle Erkenntnis sei nur relativ wahr. So ungefähr wird die Sache von der Popularphilosophie dargestellt. Wenn aber absolut, wie ich (I2 9 f.) zu zeigen versucht habe, nur ein Scheinbegriff ist, dann wird wohl weiter nichts übrig bleiben, als sich mit der Relativität aller menschlichen Erkenntnis zu begnügen." Und so weiter, sehr ausführlich, aber ohne jede Erwähung der einsteinschen Relativitätstheorien (1905 und 1916). In: Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 2 1923, Band 3, S. 40-43. Online: http://www.zeno.org/nid/20006181449